Ein Samstag im Jahr 1910: Zum zweiten Mal liest der 26-jährige Claude Dornier den an ihn gerichteten Brief des „Allgewaltigen“, des Freiherrn von Soden. Er wird zum Vorstellungsgespräch in der Luftschiffwerft in Friedrichshafen erwartet. Was seiner Mutter Freudentränen in die Augen treibt, stößt bei seinem damaligen Arbeitgeber auf Unverständnis: zum Luftschiffbau Zeppelin? Da könne er ja genauso gut zum Zirkus gehen, war dessen Meinung.
1910 für 250 Mark Gehalt zum „Crowdfunding-Startup“ Luftschiffbau Zeppelin
Doch genau das reizte den jungen Ingenieur, der zeitlebens pfiffige und extravagante Ideen schätzte. Für 250 Mark, See und Berge inklusive, heuerte er bei einem „Crowdfunding-Startup“ von zweifelhaftem Ruf an und revolutionierte später den Flugzeugbau.
Firma durch die Wirren zweier Weltkriege navigiert
Aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtete die Feierstunde anlässlich des 50. Todestags von Claude Dornier im Hangar des Dornier-Museums das Leben eines Mannes, der seine Firma geschickt durch die Wirren zweier Weltkriege navigierte, mit den Nationalsozialisten kooperieren musste und trotzdem nie die Menschen und seine soziale Verantwortung aus den Augen verlor.

Schwiegertochter erzählt von erster Begegnung mit Claude Dornier
Anrührend schilderte Maja Dornier, Vorstandsvorsitzende der Peter-Dornier-Stiftung, die erste Begegnung mit ihrem späteren Schwiegervater. Er lupfte den Hut und grüßte die Angestellte der Lindauer Dornier-Werke artig. Später überraschte er seine vier Schwiegertöchter gern mit kleinen Geschenken.
Beim Erstflug der DoX neben Ingenieuren auch Lehrlinge an Bord
Nicht nur für seine insolventen Eltern und sechs Geschwister sorgte er jahrelang und ernährte sich in seiner Not von rotem und weißem Schwartenmagen mit Brot. Beim Erstflug der DoX, des größten Passagierflugzeugs seiner Zeit, im Jahr 1929 waren neben seinen Ingenieuren auch die Lehrlinge an Bord. Sie hatten Vertrauen in den Konstrukteur, der selbst nicht fliegen konnte, und er wollte seine Mannschaft am Erfolg teilhaben lassen. „Das zeugt von Charakter“, betonte Bürgermeister Stefan Köhler und zeigte auf, wie es Dornier mit seiner Persönlichkeit und seiner modernen Personalpolitik verstand, brillante Mitarbeiter um sich zu scharen.
Luftfahrt steckte noch in den Kinderschuhen
Als Claude Dornier in Friedrichshafen zu arbeiten begann, steckte die Luftfahrt in den Kinderschuhen. Das erste Motorflugzeug war zehn Jahre zuvor 37 Meter weit geflogen, bevor es sich am Boden in Holz, Spanndrähte und Leinwand zerlegte. 1969 stellte die Do31 als Senkrechtstarter beim Aerosalon in Paris fünf Weltrekorde auf.
Quantensprung in der technischen Entwicklung
Vom Stapellauf des ersten Luftschiffs 1884, dem Jahr seiner Geburt, bis zur ersten Mondlandung 1969, seinem Todesjahr, hatte die technische Entwicklung einen Quantensprung gemacht. Mittendrin wirkte Claude Honoré Desiré Dornier.
Er liebte die Familie und die Natur
„Nicht das Kapital bestimmt den Wert eines Unternehmens, sondern der Geist, der in ihm herrscht“, soll er einst gesagt haben. Seine Liebe galt seiner Familie, er liebte die Anmut seiner Enkelkinder so wie die Schönheit einer Allgäuer Kuh. Der Natur, dem See und den Bergen war er in besonderer Weise verbunden.
Unruhe und Hektik waren im zuwider
Unruhe und Hektik dagegen waren ihm zuwider. Und er schätzte Beethovens Musik. Margarita Höhenrieder-Dornier am Klavier und Julius Berger auf dem Violoncello spielten sie ihm zu Ehren. Er hätte seine Freude daran gehabt.