Franz Iberl sitzt am dritten Registrierungsfensterchen und hat gerade nichts zu tun. „Am Kinderimpftag sind größere Abstände zwischen den Terminen als an den anderen Impftagen und da wird es manchmal fast ein bisschen langweilig“, sagt er und schmunzelt. Von nebenan dringt ein kurzes Gespräch herüber, das so vermutlich an einem Impftag für Erwachsene und Jugendliche auch nicht geführt werden würde: „Bist du Rechtshänder?“ – Stille. – „Schreibst du deine Hausaufgaben mit der rechten Hand?“ – „Ja.“ Iberls Aufgaben bei der Registrierung jedenfalls weichen nicht von denen an den normalen Tagen ab: „Es ist eher einfacher, da es keine Auswahl an Impfstoffen bei den Kindern gibt.“

Vor der Tür keine Schlange, an der Einlasskontrolle ebensowenig: Am Kinderimpftag an der Messe geht es ruhig zu.
Vor der Tür keine Schlange, an der Einlasskontrolle ebensowenig: Am Kinderimpftag an der Messe geht es ruhig zu. | Bild: Lena Reiner

Ilona Kauer aus Tettnang sitzt hier mit ihrer Tochter Finnja. Sie schildert: „Wir haben auf die Kinderimpfung schon länger gewartet. Als sie dann im Dezember da war, haben wir gesagt, wir warten noch ein bisschen, damit es keine Überraschungen gibt.“ Dann habe sie einmal wöchentlich auf die Webseite des Landratsamtes geschaut, ob es Angebote gebe, die nicht zu weit weg seien und nun seien sie eben hier. Auch Tochter Finnja spürt nach mehr als zehn Minuten Wartezeit nur leichte Schmerzen an der Einstichstelle. „Aber das ist wie bei einer anderen Impfung auch“, sagt die Zehnjährige. Bei der Impfung selbst habe sie nur „einen kleinen Pikser“ gemerkt, betont sie.

Andrea Hut steht am Ende des Ganges und wartet auf die nächsten Kinder, die sich impfen lassen. Die Medizinische Fachangestellte schildert: „Wir haben eben noch darüber geredet, wie mutig die meisten Kinder sind. Das ist wirklich toll.“ Kaum eines der Kinder habe Angst vor der Nadel und man merke, dass die Kinder wüssten, worum es hier geht. „Sie diskutieren auch nicht herum wie einige der Großen“, ergänzt sie. So gehe es nicht nur wegen der längeren Zeitfenster deutlich ruhiger bei ihnen zu.

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Krankenschwester Sandra Kleine gibt denen, die sie impft, die Aufgabe, langsam auf Fünf zu zählen. So bleibt kaum Zeit für Angst. Die Jüngsten der Fünf- bis Elfjährigen sitzen für die Impfung manchmal – aber nicht immer – auf dem Schoß von einem Elternteil. Die kleine Belohnung zum Schluss – Gummibärchen oder Traubenzucker und ein bunt gemustertes Pflaster zum Selbstaussuchen – bekommen sie alle.

Gummibärchen, Traubenzucker und bunte Pflaster erwarten die Kinder als kleine Belohnung nach dem Piks.
Gummibärchen, Traubenzucker und bunte Pflaster erwarten die Kinder als kleine Belohnung nach dem Piks. | Bild: Lena Reiner

An der letzten Station, an der Erwachsene lediglich den Stempel erhalten, wartet Herbert Hodapp mit einer weiteren Überraschung: Für die Wartezeit gibt‘s eine Capri Sonne. Er sagt: „Ich finde die Kinderimpftage angenehmer als die normalen. Die Kinder kommen richtig zufrieden hier an und wie ich gegenüber sehe, sind die Arztgespräche auch kürzer als normalerweise.“

Herbert Hodapp hat an diesem Tag die schöne Aufgabe, Caprisonnen zur Belohnung an die geimpften Kinder zu verteilen – außerdem ...
Herbert Hodapp hat an diesem Tag die schöne Aufgabe, Caprisonnen zur Belohnung an die geimpften Kinder zu verteilen – außerdem kümmert er sich um den Papierkram. | Bild: Lena Reiner

Dr. Lutz Meyer, der leitende Arzt, bestätigt diesen Eindruck zwar, möchte ihn aber auch erklären. Einerseits seien die Erwachsenen, die nun an den normalen Tagen erstgeimpft würden, solche, die das aufgrund von Zweifeln oder Ängsten gezielt hinausgezögert hätten; da sei der Redebedarf naturgemäß größer. Und dann sei die Situation bei Kindern eine ganz andere: „Es ist natürlich so, dass die Eltern sich für ihre Kinder gründlich vorab informieren. Außerdem sind sie selbst schon geimpft und haben daher die Aufklärungsgespräche schon hinter sich. Das heißt, sie kommen mit kaum Fragen hierher.“ Die häufigste Frage sei die nach der Zweitimpfung, wann und wie die stattfinden werde. Über alles andere wüssten Eltern und Kinder bestens Bescheid. „Wenn ich die Kinder frage, was nach einer Impfung auftreten kann, antworten sie mit: ‚Kopfweh oder dass ich flachliege.“, schildert er.

Haben kurz nach 17 Uhr und rund 150 Impfungen Feierabend: Der ärztliche Leiter Dr. Lutz Meyer mit den medizinischen Fachangestellten ...
Haben kurz nach 17 Uhr und rund 150 Impfungen Feierabend: Der ärztliche Leiter Dr. Lutz Meyer mit den medizinischen Fachangestellten Merica Engel-Schmidt und Andrea Hut sowie Krankenschwester Sandra Kleine. | Bild: Lena Reiner

Auch mit dem Impftag an sich zeigt er sich am Ende des Tages zufrieden: Knapp 150 Impfdosen konnten verabreicht werden. Nur ein Kind hatte dann doch zu große Angst vor der Nadel, als es sie gesehen habe. Er betont: „In diesem Moment kann man natürlich nichts machen, hier wird auf keinen Fall Zwang angewendet.“ Da sich pro Ampulle zehn bis elf Dosen aufziehen ließen, sei es ihm am Tagesende vor allem wichtig, noch spontane Zusatzimpfungen zu vergeben, damit nichts weggeschüttet werden müsse. Das sei – mit einer Dosis Überschuss – an diesem Impftag sehr gut gelungen.

Die Gesamtzahl an Impfdosen habe im Vergleich zum ersten Kinderimpftag in der Vorwoche auch erhöht werden können: „Da alle 120 Termine am ersten Kinderimpftag ausgebucht waren, haben wir die Kapazität etwas erhöht.“

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