Der Sommer ist vorbei, die Tage werden kürzer – und die meisten Touristen haben die Bodenseeregion verlassen. Das Gute daran: Sonst überfüllte Ausflugsziele können wieder ohne Trubel und lange Wartezeiten besucht werden. So auch das Dornier-Museum in Friedrichshafen.

Momentan ist es angenehm ruhig im größten Technikmuseum am Bodensee. Im Sommer sieht das anders aus. Allein in den Monaten Juli, August und September sind die Besucherzahlen mehr als doppelt so hoch wie sonst. In dieser Zeit strömen dann etwa 40.000 Gäste in das Museum, erzählt Direktor Hans-Peter Rien. Zum Vergleich: Von Oktober bis Juni sind es etwa 60.000.

Unterwegs im Flugsimulator

Ein Besuch lohne sich für Einheimische daher besonders im Herbst und Winter, sagt Pressesprecher Philipp Lindner. So gebe es etwa beim beliebten Flugsimulator des Museums derzeit kaum Wartezeiten. Wer also einmal in die Rolle eines Piloten schlüpfen und eine Runde über Friedrichshafen fliegen wolle, könne das derzeit ganz entspannt tun.

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Bei verschiedenen Führungen lernen Gäste die Geschichte der Fliegerei kennen. So zum Beispiel, dass sich die Luftfahrt aus der Schifffahrt entwickelt hat und diese irgendwann als Haupttransportmittel ablöste. Hans-Peter Rien erklärt: „Flugkapitän, Flughafen, Bordmechaniker – all diese Wörter sind von der Schifffahrt abgeleitet.“ Daher wurden einige der ersten Fluggeräte etwa Flugboote oder Luftschiffe genannt, so der Museumsdirektor.

Nostalgie pur: Perserteppiche, mit Samt bezogene Stühle und rot gemusterte Tapete. „So sahen Passagierflugzeuge früher aus,“ ...
Nostalgie pur: Perserteppiche, mit Samt bezogene Stühle und rot gemusterte Tapete. „So sahen Passagierflugzeuge früher aus,“ erklärt Museumsdirektor Hans-Peter Rien. | Bild: Maike Stork

Doch nicht nur Führungen bietet das Team im Museum an. So können sich Gäste bei Workshops als Ingenieure versuchen, indem sie zum Beispiel Propeller oder Windräder basteln. „Unser Ziel ist es, die ausgestellte Flugzeugtechnik anfassbar und erlebbar zu machen“, sagt der Museumsdirektor. Auf diese Weise wolle man jüngere Gäste für die Luft- und Raumfahrt begeistern. Im Gegensatz zu den öffentlichen Führungen müsse man sich für Workshops aber vorab anmelden, merkt Pressesprecher Philipp Lindner an.

Im sogenannten Do-Labor soll insbesondere Kindern und Jugendlichen die Luft- und Raumfahrt nähergebracht werden, sagt Hans-Peter Rien. ...
Im sogenannten Do-Labor soll insbesondere Kindern und Jugendlichen die Luft- und Raumfahrt nähergebracht werden, sagt Hans-Peter Rien. Dort können sie in Workshops zum Beispiel Windräder oder Propeller basteln. | Bild: fotografietrautmann/ Dornier Museum

Dieses Jahr hat Rien für die Wintermonate einen ganz besonderen Tipp: Weil das Flugboot namens Dornier Wal am 6. November 1922 seinen Erstflug absolviert hat, gibt es zum 100. Jubiläum eine Sonderausstellung im Museum. Game Changer heißt sie, weil der Wal damals ein Durchbruch für die Firma Dornier gewesen sei, erklärt der Direktor. „Er war die Keimzelle des Erfolgs.“

Heute kaum mehr vorstellbar: In einem Cockpit wie diesem starteten am 21. Mai 1925 die Piloten Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth im ...
Heute kaum mehr vorstellbar: In einem Cockpit wie diesem starteten am 21. Mai 1925 die Piloten Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth im Dornier Wal N25 ihre Expedition gen Nordpol. | Bild: Anette Bengelsdorf

In der Sonderausstellung können Gäste sich die Entstehung des Wals spielerisch an verschiedenen Stationen erschließen, sagt Philipp Lindner. Absolutes Highlight laut Rien: Mit einer VR-Brille, also in der virtuellen Realität, könne man das originale Flugboot besichtigen. Die Ausstellung soll bis in die Frühjahrsmonate stattfinden und ist im regulären Eintrittspreis inbegriffen. Da sie laut Plan erst ab dem 11. November für Gäste zugänglich wird, darf der SÜDKURIER hierzu noch keine Bilder veröffentlichen.

Ein originalgetreuer Nachbau des berühmten Dornier Wals steht heute in der Museumshalle. Der echte Wal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Ein originalgetreuer Nachbau des berühmten Dornier Wals steht heute in der Museumshalle. Der echte Wal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. | Bild: fotografietrautmann/ Dornier Museum

Schon vor der Sonderausstellung können Interessierte einen Nachbau des Wals besichtigen – wenn auch nur von außen. Wer genau hinsieht, erkennt: Lediglich kleine Windschutzscheiben schützten die Piloten bei ihren Expeditionen vor eisigem Wind. Die Motorgondeln im Überbau, dort wo der Propeller angebracht ist, mussten übrigens sogar während des Flugs gewartet werden, wie Pressesprecher Lindner erzählt. Mit Blick auf moderne Flugzeuge wird deutlich, wie rasant sich die Technik bis heute entwickelt hat. Fliegen war damals ein echtes Abenteuer.

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