Real ist die „Landshut“ schon lange in Friedrichshafen angekommen: Sieben Jahre lang war das Wrack der alten Boeing 737 in einer Halle am Flughafen zwischengelagert. Keiner wusste so recht, was mit den Resten des Flugzeugs geschehen sollte, das im Oktober 1977 von einem palästinensischen Terrorkommando entführt worden war.

Ausstellung beim Flughafen

2020 bekam dann die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) vom Deutschen Bundestag den Auftrag, die „Landshut“ öffentlich zugänglich zu machen und in Bildungskontexte einzubinden. Seit Oktober 2024 steht die Maschine in der Halle Q am Friedrichshafener Flughafen, gleich neben der Spacetech-Volleyballarena. Hier entstehen eine Ausstellung, Demokratieraum genannt.

Innerhalb des Friedrichshafener Flughafens trat der Rumpf der „Landshut“ im Oktober 2024 ihre letzte Reise zu ihrem endgültigen Standort ...
Innerhalb des Friedrichshafener Flughafens trat der Rumpf der „Landshut“ im Oktober 2024 ihre letzte Reise zu ihrem endgültigen Standort in der geplanten Ausstellungshalle an. | Bild: Ambrosius, Andreas

Allein auf die analoge Geschichtsvermittlung des „Deutschen Herbst“ 1977 wollen die Ausstellungsmacher nicht setzen. Die Zeit, als die terroristische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) die Bundesrepublik mit Anschlägen und Entführungen in Angst uns Schrecken versetzte, soll auch virtuell erlebbar sein.

400.000 Euro für Spiel-Entwicklung

Nun hat die Bundeszentrale für politische Bildung den Zuschlag für die im März 2024 ausgeschriebene Game-Entwicklung im Rahmen des Demokratieraum-Projekts vergeben. Das Entwicklungsstudio Paintbucket Games aus Berlin erhält den Auftrag mit einem Volumen von 400.000 Euro, teilt die Bundeszentrale mit. „Damit erschließt die bpb neue Ansätze für die politische Bildung, indem sie erstmalig eine Game-Entwicklung in größerem Maßstab beauftragt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das geplante digitale Spiel werde „gegenwartsrelevante gesellschaftspolitische Fragestellungen aufgreifen und dabei einen klaren Bezug zu Themen des Projekts „Demokratieraum. Die ‚Landshut‘ in Friedrichshafen“ herstellen“.

Der Umbau der künftigen Ausstellungshalle Q am Friedrichshafener Flughafen ist bereits erfolgt, dort soll ein „Demokratieraum“ und Lernort entstehen. Nun geht es daran, das Wrack zu reinigen und zu konservieren. Sicher ist, dass die „Landshut“ nicht in den Originalzustand von 1977 versetzt wird. Die Ausstellungseröffnung ist Ende 2026 geplant.

Die Entwickler von Paintbucket Games aus Berlin haben den Auftrag für ein Digital-Spiel im Rahmen des Projekts „Demokratieraum. Die ...
Die Entwickler von Paintbucket Games aus Berlin haben den Auftrag für ein Digital-Spiel im Rahmen des Projekts „Demokratieraum. Die Landshut in Friedrichshafen“ bekommen, hier eine frühe Konzeptstudie. | Bild: Paintbucket Games/bpb

Lernort soll 2026 eröffnen werden

Die bpb erhielt Ende 2020 vom Deutschen Bundestag den Auftrag, die 1977 von Terroristen entführte Lufthansa-Maschine „Landshut“ öffentlich zugänglich zu machen und in Bildungskontexte einzubinden. Das Spiel wird Teil des analogen und digitalen Bildungspakets werden, das die bpb parallel zur geplanten Eröffnung des Lernorts erarbeitet.

Mischung aus Fiktion und Realität

Paintbucket Games startet nun in die Produktion von „6 Weeks“ – so lautet der Arbeitstitel. Geplant ist ein historisches Krisensimulationsspiel, das die Geschehnisse des Deutschen Herbstes Ende 1977 aus Perspektive der Sicherheitsbehörden aufgreift. „Die Mischung aus fiktionalisierten Charakteren und realen historischen Ereignissen soll Fragen nach den ethischen und rechtlichen Dimensionen staatlicher Sicherheitsmaßnahmen in einer liberalen Gesellschaft in Krisenzeiten aufwerfen“, heißt es seitens der Bundeszentrale.

Spielen über PC und Mac

Das Spiel werde unabhängig von der Ausstellung spielbar sein, teilt die Bundeszentrale auf Nachfrage mit. Es werde „für Windows-PC und Mac entwickelt und soll über die Vertriebsplattform Steam veröffentlicht werden“. Stream gilt als eine der führenden Internet-Vertriebsplattform für Computerspiele, Software, Filme, Serien und Computergeräte.

Das könnte Sie auch interessieren

40 Studios bewerben sich

Die Berliner Game-Entwickler setzten sich demnach in einem mehrstufigen Vergabeverfahren gegen 40 Studios durch. „Die große Resonanz auf die Ausschreibung und die hohe Qualität der Einreichungen zeigt, dass Game-Entwicklungsstudios ein großes Interesse daran haben, auf kreative, innovative Art und Weise einen spielerischen Ansatz mit Aspekten politischer Bildung zu verbinden“, heißt es seitens der Bundeszentrale für politische Bildung in der Mitteilung.