Für Flughafenchef Claus-Dieter Wehr war die Nachricht ein echter Tiefschlag. Ab April nimmt Lufthansa die Stecke Friedrichshafen-Frankfurt aus dem Programm. Für mindestens zwölf Monate taucht die größte Airline Deutschlands nicht mehr auf dem Flugplan des Bodensee-Airports auf. Diese „kurzfristige Entscheidung“ sei keine gute Nachricht für die Region, weder für Geschäftsreisende noch für Privatflieger, für die Bahn oder Auto keine Alternativen seien. „Wir wissen, wie wichtig diese Drehkreuz-Anbindung ist.“
Regionaljets müssen in die Werkstatt
Ursache sind laut Wehr Probleme mit einer neuen Generation von Triebwerken im Passagierjet A320neo. 24 Lufthansa-Maschinen des Typs CR9, die bisher auf vielen Regionalstrecken unterwegs waren, müssen in die Werkstatt. Weltweit seien rund 2000 Flugzeuge dieses Typs betroffen, die überholt werden müssten. „Friedrichshafen fällt da leider mit hinten runter“, ärgert sich Claus-Dieter Wehr.
Bereits Anfang Dezember hatte die Lufthansa den Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen GmbH (FFG) über den bevorstehenden Flottenengpass informiert und dies als Grund für den Rückzug angegeben. An die Öffentlichkeit ging die Airline mit dieser Nachricht aber erst heute, und zwar mit der Veröffentlichung des Sommerflugplans. Auch alle Kunden, die für Reisen ab April von Friedrichshafen nach oder via Frankfurt schon gebucht haben, wurden informiert, dass sie umbuchen oder ihre Flüge stornieren müssen.
Und nun? Hinter den Kulissen laufen seit Dezember Gespräche, ob eine andere Fluggesellschaft in die Bresche springen kann. Heute erklärte Claus-Dieter Wehr, dass die SkyAlps prüfe, ob sie die Strecke übernehmen kann. „Das würde ganz gut passen“, sagt der Flughafenchef.

Der Kontakt zu der in Bozen (Italien) beheimateten Regionalfluggesellschaft bestehe seit gut einem Jahr. Ursprünglich wurde sondiert, ob die Airline die Strecke nach Düsseldorf, Hamburg oder Berlin übernehmen und so eine weitere innerdeutsche Verbindung reaktivieren könnte. Jetzt ist Frankfurt im Fokus. Wenn das klappt, würde die Airline dafür ein Flugzeug vom Typ Dash 8-400 mit 78 Sitzen am Flughafen Friedrichshafen stationieren. Dann seien auch wieder zwei oder sogar drei Umläufe pro Tag wieder möglich.
Noch kein Anschluss ans Buchungssystem
Doch soweit sind die Verhandlungen noch nicht. Hauptgrund sind technische Herausforderungen. Die SkyAlps ist aktuell nicht in der Star Alliance von Lufthansa und damit auch nicht im Buchungsverbund. Das sei aber zwingend notwendig, damit Fluggäste von Friedrichshafen über Frankfurt mit einem Ticket in die ganze Welt reisen können und das Gepäck durchgecheckt wird. Um diese Anbindung sicherzustellen, arbeite der Flughafen zusammen mit der Lufthansa mit Hochdruck an diesem sogenannten „Interline Abkommen“ zwischen den Fluglinien.
Doch ob das gelingt und vor allem wann, kann Claus-Dieter Wehr aktuell nicht sagen. „Wir wünschen uns natürlich einen lückenlosen Übergang und arbeiten mit hoher Priorität an einer Lösung“, sagt er. Einen Terminplan gebe es derzeit genauso wenig wie einen Vertrag mit der SkyAlps. Nach derzeitigem Stand hat die Regionalairline auch erst Ende April eine Maschine verfügbar. Aktuell gibt es also noch viele Fragezeichen.
Trotzdem bleibt der Flughafenchef optimistisch. „Die Chance, dass wir das hinbekommen ist größer, als das es nicht klappt.“ Wie wichtig Frankfurt für den Bodensee-Airport ist, zeigen die Passagierzahlen, die Wehr auf rund 100.000 im Jahr beziffert. Bei 315.000 Fluggästen im vergangenen Jahr ist das knapp ein Drittel des Passagieraufkommens. Und die Tendenz sei zuletzt positiv gewesen.
Rückkehr der Lufthansa ungewiss
Und wie stehen die Chancen, dass die Lufthansa zurückkommt? Immerhin hatte sich die Airline im Zuge der Corona-Pandemie seit 2020 schon zwei Mal aus Friedrichshafen zurückgezogen. Die Frage sei berechtigt, stelle sich derzeit aber nicht, sagt Claus-Dieter Wehr. Aktuell sei „Dampf auf dem Kessel“, um die Frankfurt-Verbindung nicht abreißen zu lassen und eine Alternative zu finden. Was mit der Lufthansa wird, komme später auf den Tisch.