Januar: Mein Freund, der Baum...
Rund eineinhalb Wochen wird der Riedlewald gesperrt. Der Grund ist ein trauriger: Etwa 180 Bäume müssen gefällt werden, weil das Eschentriebsterben ihnen derart zugesetzt hat, dass sie nicht mehr standfest sind. Eine, der diese Maßnahme sehr zusetzt, ist Christine Kaptein, Vorsitzende des Naturschutzbundes Nabu Friedrichshafen-Tettnang: „Mein Herz blutet“, bekennt sie bei einer Info-Veranstaltung. Sie hat sich in der Vergangenheit für das Wohl des Riedlewaldes eingesetzt. Aber sie weiß: „Die Sicherheit für alle steht an erster Stelle.“ Doch ein Spaziergang durch denselben Wald gibt Naturfreunden auch Trost: Denn Försterin Karin Beer bringt in den städtischen Wäldern eine Forstwirtschaft voran, die zum Ziel hat die Flächen großteils naturbelassen und vielfältig zu lassen. So bleibt mancher beschädigte oder vom Pilz befallene Baumriese denn auch als Torso für das Ökosystem erhalten.

Februar: Zweifelhafter Ruhm für Lost Place
Etwa 20 Lastwagen und weitere Fahrzeuge stehen augenscheinlich seit Jahren unbewegt auf einem Grundstück an der Lindauer Straße. Schon im September 2021 berichtete der SÜDKURIER über den Platz. Mittlerweile haben sogenannte Urban Explorer den Lastwagenfriedhof am Stadtrand entdeckt. Videos auf YouTube zeugen von ihren Erkundungen. Ein 30-minütiges Video wird 15.000 Mal aufgerufen, 160 Kommentare stehen unter dem Beitrag. Aber warum rotten die Lastwagen hier weiter vor sich hin? Und wie geht es weiter? Diesen Fragen sind unsere Reporter nachgegangen.

März: Die Hoffnung blüht zuletzt
Am Ende gibt es keine Diskussion: Mit großer Mehrheit beschließt der Gemeinderat, sich um die Ausrichtung einer Landesgartenschau ab dem Jahr 2037 zu bewerben. Damit ist der gemeinsame Antrag von Netzwerk, SPD/Linke, Freie Wähler und FDP erfolgreich. Mit dem Vorstoß ist der Wunsch verknüpft, die Stadtentwicklung anzukurbeln. Die Hoffnung ist groß, dass eine Landesgartenschau auch andere Projekte zum Blühen bringt.

April: Unterwegs im Bus ohne Chauffeur
Die Mobilität der Zukunft beginnt heute – und so feiert man in Friedrichshafen den Start des Projekts der autonomen Busse. Im Frühjahr werden erstmals die Shuttles vorgestellt, die dann ab Herbst durch die Stadt rollen. Da haben alle Häfler die Möglichkeit, sich eine Runde von den schwarz-gelben knuffigen Gefährten durch die Stadt chauffieren zu lassen – so ganz ohne Fahrer. Wie sich das anfühlt? Eigentlich ganz unspektakulär, wie wir im Selbsttest festgestellt haben.

Mai: Da hilft nur ein Super-Sommer
Schon im April ist das Sportbad immer wieder aufgrund Personalmangels geschlossen, doch Anfang Mai kommt der Paukenschlag: Bis zum Ende der Freibadsaison bleibt das Sportbad für die Öffentlichkeit zu. So fehlt den ganzen Sommer über die Schlechtwetter-Alternative zu den Freibädern. Die Gemeinderäte sind geteilter Meinung, ob dieser Schritt nötig oder auch sinnvoll ist. Denn der Betrieb läuft weiter, wenn auch beschränkt auf Vereine, Kurse und Schulen, die Einnahmen durch die Badegäste fehlen jedoch.
Erst am 16. September macht das Bad wieder für alle Schwimmer und Saunagänger auf. Weitere Schlagzeilen macht das Bad nochmals im Dezember im SÜDKURIER: Nach mehrfacher Nachfrage, fünf Jahre nach der Eröffnung des Bades, gibt die Stadt bekannt, was der Neubau gekostet hat. Gut 35 Millionen Euro waren es – und damit rund 3 Millionen weniger als erwartet. Das darf schon fast als Erfolgsmeldung gelten.

Juni: Der Kranich macht den Abflug
Lufthansa zieht sich vom Bodensee-Airport offensichtlich komplett zurück. Zumindest verlängert die Airline ihre Absage für die Strecke nach Frankfurt, bis ursprünglich bis Ende 2024 galt, um weitere zwei Jahre, bis Ende 2026. Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr rechnet nicht mehr mit einer Wiederaufnahme der Verbindung und sucht nach Alternativen. Denn der Rückzug der Kranich-Airline bringt den Flughafen weiter in Bedrängnis. In der Jahresbilanz 2023 für den Bodensee-Airport steht unterm Strich ein Verlust von 3,6 Millionen Euro, auch 2024 kann der Bodensee-Airport nicht mit Wachstum rechnen. Die liquiden Mittel von 6,8 Millionen Euro, Stand Ende 2023, könnten im schlechtesten Fall bereits Mitte 2025 wieder aufgebraucht sein.

Juli: Hauen und Stechen rund um die Plagegeister
Landesweit sind sie in den Schlagzeilen, die fiesen kleinen Blutsauger. Touristiker am Bodensee beklagen, dass aus der Mücke ein Elefant gemacht wird. In einigen Fällen hätten die Schlagzeilen sogar zu Stornierungen geführt, wie die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH mitteilt. Davon können auch die Touristinformationen und Hoteliers in der Region ein Klagelied singen. Ein Blick ins SÜDKURIER-Archiv zeigt: Der Ärger rund um die Plagegeister ist nicht neu. Schon seit den 80er Jahren beschäftigte das Thema die Branche regelmäßig. Und es nimmt im Juli 2024 noch eine neue Dimension an: Die asiatische Tigermücke ist am See angekommen. Eine Frau in Tettnang findet das Insekt und schickt es zur Bestimmung ein – der dritte bestätigte Fund im Bodenseekreis, wie das Landratsamt mitteilt.

August: Spiegelei von der Holzbank
55,2 Grad heiß ist eine Holzbank, die in der Sonne steht. Wer sich hier hinsetzt, für den gewinnt das Wort Hot Pants eine völlig neue Bedeutung. Ein Gang mit dem Laser-Thermometer durch die aufgeheizte Innenstadt offenbart, welche Hitze versiegelte Flächen in der Innenstadt speichern können. Das reicht vielerorts, um ein Spiegelei zu braten.

September: B31-neu steckt weiter im Stau
Vor Monaten hat die Deges die Planung für die B31-neu übernommen – seither ist es gefühlt ruhig um das Projekt. Bekannt wird jedoch im Sommer, dass die Vorzugsvariante B1 unter den aktuellen Voraussetzungen die nächste Hürde – also die Linienbestimmung – nicht nehmen kann. Daher fragt sich so manch einer: Beginnt die Planung für die B31-neu nun von vorn? Bei einer Infoveranstaltung in Hagnau gibt es Entwarnung, aber auch ein Stück weit Ernüchterung. Es wird nicht alles neu. Aber statt die nächsten Schritte für die Vorzugstrasse einzuleiten, müssen alle Varianten auf ihre Umweltverträglichkeit hin überprüft werden. Die Unterlagen, um den Antrag auf Linienbestimmung einreichen zu können, sollen im ersten Quartal 2026 fertiggestellt und dann an das Fernstraßen-Bundesamt zur Prüfung weitergegeben werden. Die Staus werden also ein gewohntes Bild bleiben.

Oktober: Bausatz für Fortgeschrittene
Die letzte Reise der Landshut führt 450 Meter weit, vom Hangar 44 in die Halle Q, wo der Rumpf der Maschine künftig ausgestellt wird. Jetzt wird das Wrack gereinigt und konserviert, um Mittelpunkt eines künftigen „Demokratieraums“ und Lernortes zu werden, der Ende 2026 eröffnet werden soll. Zusammengebaut wird die Maschine nicht mehr – was zu der Frage führt: wohin mit den ganzen Einzelteilen? Davon sind nämlich reichlich übrig.
November: Dieses Amt hat Gewicht
Andreas Brand wird nach 15 Jahren aus dem Amt des Oberbürgermeisters verabschiedet. Weggefährten und Gemeinderäte ehren ihn, der Abend im GZH ist geprägt von emotionalen Reden, Seitenhieben und einer besonderen Auszeichnung. Seinem Nachfolger im Amt, Simon Blümcke, gibt Brand ‚Gewichtiges‘ mit auf den Dienstweg. Klinikum, Messe, Flughafen werden auch Blümcke mit Sicherheit intensiv beschäftigen. Dieser kündigt für seine ersten 100 Tage im Amt einen Kassensturz an.

Dezember: Dem Stadtwerk zieht‘s den Stecker
15.000 Euro Unterschied bei den Angeboten geben den Ausschlag, dass die Stadt Friedrichshafen sich einen neuen Stromversorger sucht – und der eigenen Tochter, dem Stadtwerk am See, zum neuen Jahr den Stecker zieht. Für den regionalen Energieversorger sind damit grob 2,4 Millionen Euro Auftragsvolumen pro Jahr futsch. Das Stadtwerk nimmt die Entscheidung sportlich: In zwei Jahren werde man sich an der nächsten Ausschreibung wieder beteiligen.
