Seit Montag gilt nun nicht mehr nur in Schulen, sondern auch in den Kindertagesstätten eine Corona-Testpflicht. So hat es das Land verfügt. Vorher waren Tests für die unter Sechsjährigen freiwillig – zumindest im Bodenseekreis. Hier hatte das Landratsamt noch im Dezember keine Veranlassung gesehen, eine entsprechende Verordnung zu erlassen wie der Nachbarlandkreis, wo Corona-Tests in Ravensburger Kitas schon länger verpflichtend sind.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit der Testpflicht auch bei den Jüngsten ab dem ersten Lebensjahr geht die Hoffnung einher, das Infektionsgeschehen besser kontrollieren zu können. Doch ein Grundproblem bleibt: Nicht bei jedem, der sich infiziert hat, schlägt ein Test auch an. Das liegt unter anderem daran, dass nach wie vor Präparate auf dem Markt sind, die offenbar so gut wie nutzlos sind – und damit gefährlich, weil sie die Getesteten in falscher Sicherheit wiegen. So hatten wir Ende November darüber berichtet, dass im Kindergarten Kluftern trotz freiwilliger Tests ein Corona-Ausbruch nicht verhindert werden konnte und mindestens 20 Personen infiziert wurden.

Das könnte Sie auch interessieren

Diesen Fall griff nun auch das ARD-Fernsehmagazin 'Monitor' in der Sendung vom 9. Dezember auf. Der Beitrag ging der Frage nach, wie riskant Schnelltests sind. Wie sich herausgestellt hatte, war auch das in den Kitas in Friedrichshafen und 16 weiteren Gemeinden im Bodenseekreis bis Dezember ausgegebene Modell des Herstellers Hanghzou Realy Tech, das als Spuck- und Lollitest verwendet werden konnte, mehr als mangelhaft.

Test schlägt nicht an

Das Modell hat eine zu geringe Sensitivität, schlägt also selbst bei hoher Viruslust kaum an. Deshalb strich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfAM) unter anderem auch diesen Test des chinesischen Herstellers am 21. September von seiner Liste. Das fiel allerdings erst Mitte November einem Vater auf, dessen Kinder im Kindergarten Kluftern von einem Corona-Ausbruch selbst betroffen waren. Daraufhin nahm die Stadt den minderwertigen Test im Dezember aus dem Verkehr. Die Stadt hatte sich beim Kauf von rund 60 000 Testkits auf die BfAM-Liste verlassen. Und auf der war der unbrauchbare Schnelltest eben bis Mitte September aufgeführt.

Der Realy-Tech-Spucktest wurde im Dezember auch in Friedrichshafen aus dem Verkehr gezogen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und ...
Der Realy-Tech-Spucktest wurde im Dezember auch in Friedrichshafen aus dem Verkehr gezogen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte den Test im September von seiner Liste gestrichen. | Bild: Stadt Friedrichshafen

Nach Einschätzung des Infektions-Epidemiologen Manuel Krone von der Uni Würzburg, der im Fernsehmagazin zu Wort kommt, gebe es viele Tests auf dem Markt, die die Qualitätskriterien des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) nicht erfüllen. Das Problem: Die rechtlichen Normen erlauben derzeit, dass die Hersteller ihre Tests selbst zertifizieren dürfen, um für den deutschen Markt zugelassen zu werden. Die Qualität wird also nicht von unabhängiger Stelle kontrolliert. Das PEI wiederum hat noch nicht einmal die Hälfte der rund 600 Tests überprüft, die derzeit beim BfAM gelistet sind und hierzulande seit Monaten vertrieben werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei entpuppte sich jedes fünfte Testmodell als unbrauchbar. Mit Stand vom 14. Dezember hatte das PEI rund 250 Präparate überprüft. Von denen wurden knapp 50 als nicht ausreichend sensitiv eingestuft und damit aus dem Verkehr gezogen, darunter auch der im Bodenseekreis verwandte Spucktest. Bei diesem Präparat wird die Sensitivität selbst bei einer sehr hohen Viruslast – also vielen Viren im Blut – nur mit 65 Prozent angegeben. Das heißt: Von 100 Menschen, die infiziert sind, schlägt der Test bei nur 65 Menschen an. Bei einer hohen Viruslast liegt dieser Wert sogar nur bei fünf Prozent, dokumentiert die PEI-Liste für den Realy-Tech-Test von Hangzhou.

Corona-Schnelltest zuhause: Seit Montag gibt es auch für Kita-Kinder eine Testpflicht in Baden-Württemberg.
Corona-Schnelltest zuhause: Seit Montag gibt es auch für Kita-Kinder eine Testpflicht in Baden-Württemberg. | Bild: Friso Gentsch/dpa

Im Vergleich dazu erkennt der seit Dezember in Häfler Kitas neu eingesetzte Wantei-Schnelltest (Kolloidales Gold) bei sehr hoher Viruslast die Infektion zu 100 Prozent, weshalb er die PEI-Kriterien in Sachen Sensitivität erfüllt. Bei hoher Viruslast liegt die Trefferquote laut Gutachten allerdings auch nur bei 25 Prozent. Aktuell sind rund 30 evaluierte Schnelltests auf dem Markt, die auch bei „nur“ hoher Viruslast eine Trefferquote von 95 bis 100 Prozent liefern.

Stadt bleibt bei Selbsttests zu Hause

Die Stadt Friedrichshafen hat sich laut Aussage einer Sprecherin dazu entschieden, dass die Eltern in den städtischen Kitas ihre Kinder weiterhin zu Hause testen können. Sie müssen laut Verordnung allerdings künftig ein Formular ausfüllen und darin erklären, dass sie der Testpflicht nachgekommen sind und das Testergebnis negativ war – bei Schnelltests drei Mal pro Woche. Das Musterformular für die Eigenbescheinigung und auch die Testkits werden von der Stadt weiterhin über die Kitas zur Verfügung gestellt, erklärt das Rathaus auf Nachfrage. Aber auch Testergebnisse von Teststationen werden anerkannt.

Und wenn ein Test doch positiv ausfällt? Dann muss das Kind an fünf aufeinander folgenden Tagen getestet werden, wenn es wieder in die Kita geht, erklärt die Sprecherin der Stadt.