der Lokalredaktion Freidrichshafen

Anfang vergangener Woche meldete die Stadtverwaltung Friedrichshafen: Die Häfler Gastronomen halten sich überwiegend an die Corona-Vorgaben. Das Ordnungsamt hatte in gut 50 Betrieben kontrolliert, ob etwa Kontaktdaten erfasst oder die Vorlage von Impfnachweisen erbeten werden. Eine Nachfrage des SÜDKURIER ergab dann allerdings: Zwölf Einrichtungen wurden beanstandet. Das ist fast ein Viertel.

Doch warum schauen manche Betriebe genauer hin – und manche nicht? Das wollte der SÜDKURIER herausfinden und besuchte selbst einige Gastronomien. Das Ergebnis: Die Verantwortlichen machen recht unterschiedliche Erfahrungen. Wer Kontrollen vergisst, macht das wohl nicht aus bösem Willen.

Eine Mitarbeiterin der Hamma-Filiale nahe des Bahnhofs berichtet, sie werde regelmäßig von Kunden angeschrien. Sie erlaubte zwar, das ...
Eine Mitarbeiterin der Hamma-Filiale nahe des Bahnhofs berichtet, sie werde regelmäßig von Kunden angeschrien. Sie erlaubte zwar, das Geschäft zu fotografieren, selbst aufs Bild wollte sie aber nicht. | Bild: Benjamin Schmidt

Mitarbeiter werden angeschrien

„Ich werde jeden Tag zwei- bis dreimal angeschrien“, sagt Joanna Guttenberger dem SÜDKURIER. Sie verkauft bei der Bäckerei Hamma nahe des Bahnhofs Brötchen, Kuchen und Kaffee. Alle Gäste, die in ihren Verkaufsräumen Platz nehmen wollen, fragt sie nach einer Impfbestätigung und bittet, die Kontaktdaten via Luca-App oder auf einem Formular zu hinterlassen. Teilweise reagierten die Kunden extrem, so Guttenberger. Dennoch halte sie sich an die Regeln.

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Häufige Beleidigungen kennen auch die Verkäuferinnen der Bäckerei-Filiale Ulmer im Stadtzentrum. Nach der Bestellung fragt Daniela Volpert freundlich: „Sind Sie geimpft, getestet oder genesen?“ Einfach sei das nicht immer, gibt die Verkäuferin zu – nicht jeder Gast sehe die Kontrollen ein.

Mangelndes Verständnis der Gäste

Eine Frau betritt das Café und fragt, ob sie sich eintragen müsse. Als das Verkäuferin Bettina Ganser bestätigt, dreht die Frau auf dem Absatz herum und geht wieder hinaus. Sie und ihre Kolleginnen hätten noch ganz andere Dinge erlebt, so Ganser weiter. Ein Kunde ohne Maske habe sich vor Kurzem dermaßen darüber aufgeregt, dass er nicht bedient und wieder hinausgeschickt wurde, dass er vor Wut mit dem Fuß gegen die Glastür getreten habe. Die habe seither einen langen Riss.

Mangelnde Zeit und fehlender Überblick

Diese Erfahrungen lassen es durchaus nachvollziehbar erscheinen, dass manche Gastronomen auch mal darauf verzichten, nach Impfnachweisen zu fragen. Doch es scheint auch andere Gründe dafür zu geben. In einem Restaurant* im Stadtzentrum wird beim Besuch des SÜDKURIER weder die Vorlage eines Impfnachweises verlangt, noch werden die Kontaktdaten erfasst. Der Chef begründet den Lapsus damit, dass er mit seinem Team gerade mit dem Ausladen von Ware beschäftigt sei. Tatsächlich wurden SÜDKURIER-Reporter bei anderen Gelegenheiten in dem Restaurant kontrolliert.

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Ähnlich sieht es bei einem Café* in der Innenstadt aus: keine Überprüfung der 3G-Regel beim Besuch des SÜDKURIER. Zwei Wochen zuvor war ein Reporter der Zeitung dort indes kontrolliert worden. Auf die mangelnde Prüfung angesprochen, entschuldigt sich die Chefin: Viele Kunden kauften nur ein, sagt sie, und gingen dann wieder. Meist seien viele Personen zeitgleich im Geschäft. Da verliere man schon mal den Überblick.

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Anderswo sind Gäste dankbar

Anders stellt sich die Lage im Café am Rathaus dar. Es wird gewissenhaft kontrolliert, zudem betont Inhaber Pawlos Parganas: „Die Gäste schätzen die Sicherheit, die mit der 3G-Regel einhergeht.“ Zu Diskussionen sei es noch nicht gekommen. Zudem sei das Überprüfen von Tests und Impfnachweisen schwer zu umgehen. Parganas: „Wir müssen das machen. Die Alternative wäre zu schließen – und das können wir nach den ganzen Einschränkungen nicht gebrauchen.“

Diese Schilder stehen so oder ähnlich derzeit in den meisten Gastronomien.
Diese Schilder stehen so oder ähnlich derzeit in den meisten Gastronomien. | Bild: Benjamin Schmidt

Bei Claudia Zillich vom Café Karamell hat sich die anfängliche Sorge, die Gäste könnten genervt von den Kontrollen sein, als unbegründet erwiesen. Zwar nehmen 3G-Checks und Kontaktdaten-Dokumentation durchaus Zeit in Anspruch. „Doch ich möchte nicht wieder zuschließen und nach Hause gehen müssen“, so Zillich. Auch ihre Gäste hätten Verständnis für die Kontrollen. Zu Diskussionen habe das Thema bei ihr bislang jedenfalls nicht geführt.

*Der SÜDKURIER verzichtet in zwei Fällen darauf, überprüfte Einrichtungen namentlich zu benennen. Der Grund für diese Entscheidung: Anlass des Beitrags ist es, die allgemeine Lage der Branche zu illustrieren – und nicht Einzelfälle zu kritisieren.