Die Vögel zwitschern, Sonne scheint durch die hellgrünen Blätter und auf die unterschiedlichen Abschnitte des Kletterparcours des Immenstaader Abenteuerparks. Einladender könnte das Wetter an diesem Freitagmittag kaum sein und doch ist bei Geschäftsführerin Sonja Benkhard und Michael Trefs, der den Park 2003 als Deutschlands ersten Kletterpark aufgebaut hat, die Stimmung düster.

„Da wird nach dem Gießkannenprinzip hier eine Regelung angewendet und dort wieder nicht. Dafür fehlt mir langsam das Verständnis“, erklärt Trefs. Natürlich habe auch er Interesse daran, dass sich niemand infiziere und die Pandemie bald eingedämmt sei. Gleichzeitig erkenne er jedoch in manchen aktuellen Maßnahmen wenig Sinn. „Damit nimmt auch die Akzeptanz ab. Dass man sich draußen kaum treffen darf und selbst die Außengastronomie geschlossen hat, führt dann auch mal dazu, dass sich die Leute heimlich treffen“, schildert er.

Michael Trefs hat den Abenteuerpark Immenstaad im Jahr 2003 mitbegründet. Er kann die aktuelle Corona-Verordnung nicht verstehen: ...
Michael Trefs hat den Abenteuerpark Immenstaad im Jahr 2003 mitbegründet. Er kann die aktuelle Corona-Verordnung nicht verstehen: „Mit Abstand, Maske und im Freien gibt es hier bei uns kein Infektionsrisiko.“ | Bild: Lena Reiner

„Und dann sitzen sie ohne Abstand irgendwo drinnen. In der Gastronomie oder hier bei uns würde ja kontrolliert werden, dass Abstände eingehalten und Masken getragen werden, wenn man herumgeht“, ergänzt Benkhard. Genau das sei auch ihr Kritikpunkt. „Kletterparks zu schließen schadet mehr, als es nützt. Bewegung im Freien ist gesund und ein Risiko ist hier kaum vorhanden“, führt Benkhard aus.

Einen der wenigen Punkte im Ablauf, das Anlegen eines Klettergurts durch einen der Mitarbeiter, hätten sie etwa gestrichen. „Das soll jeder selbst machen. Nur bei Kindern haben wir geholfen, wenn es nicht anders ging und dann trugen wir natürlich Maske“, schildert sie.

Sonja Benkhard ist Geschäftsführerin des Abenteuerparks Immenstaad und hofft auf eine baldige Wiedereröffnung, natürlich mit Hygienekonzept.
Sonja Benkhard ist Geschäftsführerin des Abenteuerparks Immenstaad und hofft auf eine baldige Wiedereröffnung, natürlich mit Hygienekonzept. | Bild: Lena Reiner

Auf dem Gelände finden kaum Kontakte statt

Das Hygienekonzept habe sich bereits im vergangenen Jahr bewährt und sei sehr gut umzusetzen gewesen; nicht zuletzt deshalb, da auf ihrem Gelände sowieso kaum Nahkontakte stattfänden. „Im Normalbetrieb haben wir eine Maximalzahl von drei Personen pro Plattform“, schildert Trefs. Das sei nun reduziert auf einen Haushalt oder eben eine Person: „Dann wartet man eben kurz, wenn schon jemand dasteht, das ist ja kein Problem.“ Die Wege, die man kletternd zurücklege, auf denen sei man schon immer komplett allein unterwegs. Hier werde der Abstand also ganz ohne coronabedingte Anpassung eingehalten.

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„Außerdem haben wir die Anmeldung komplett umgestellt“, erklärt Trefs. Die gehe nun online und digital vonstatten, sodass klare Zeitslots vergeben werden könnten. Viertelstündlich finde der Einlass der vorangemeldeten Haushalte statt, so bilde sich auch am Eingang keine Schlange – und schon gar kein Pulk. Das heißt, es würde sich dort keiner bilden, wenn der Park geöffnet sein dürfte.

Maximal drei Personen dürfen zu Normalbedingungen auf eine der Plattformen, die Wege zwischen den Bäumen müssen generell allein ...
Maximal drei Personen dürfen zu Normalbedingungen auf eine der Plattformen, die Wege zwischen den Bäumen müssen generell allein zurückgelegt werden. Mit dem Hygienekonzept hat sich hier oben in den Bäumen also wenig geändert: Auf den Plattformen galt bei der letzten Öffnung die Zwei-Haushalte-Regel, die meisten blieben allein auf der Plattform. | Bild: Lena Reiner

„Die Rückmeldungen am Jahresende haben uns gezeigt, dass es so sogar besser läuft“, verrät er und lacht. Natürlich sei insgesamt weniger los gewesen, aber diejenigen, die den Park besucht hätten, hätten die Atmosphäre als entspannter empfunden: „Daher würden wir auch sehr gern so weitermachen!“

Leider erlaube das die aktuelle Corona-Verordnung jedoch nicht. Kletterparks seien – anders als Kletterhallen – als Freizeiteinrichtung eingestuft und daher komplett inzidenzunabhängig derzeit geschlossen.

„Das ergibt gar keinen Sinn, weil draußen die Aerosole ja kaum eine Gefahr sind“, findet Trefs und verweist auf wissenschaftliche Untersuchungen. Zusätzlich achteten sie auf Abstände und die Einhaltung der Maskenpflicht, die Ansteckungsgefahr sei also kaum oder gar nicht vorhanden: „In der Halle ist es auf jeden Fall riskanter und da darf man klettern.“ Benkhard ergänzt: „Uns ist es an sich total egal, ob wir nun als Sportstätte wie Kletterhallen oder als Freizeiteinrichtung wie aktuell eingestuft werden. Wir möchten einfach öffnen dürfen. Das ist gerade für Kinder und Jugendliche auch so wichtig, dass sie dieses Angebot haben. Schul- und Vereinssport fallen ja die ganze Zeit schon aus.“

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Bereits seit Längerem tauschen sich die beiden mit Kletterparkbetreibern in ganz Deutschland per WhatsApp aus. „Ich habe da einfach eine Gruppe gegründet und inzwischen sind mehr als 100 Leute beigetreten, die einen oder mehrere Parks leiten.“ Daher wisse er auch, wie undurchsichtig die Situation sei. Es gebe Parks, die öffnen dürften und andere, die geschlossen bleiben müssten. Am Tag des Gesprächs mit dem SÜDKURIER macht eine positive Neuigkeit in der gemeinsamen Gruppe die Runde. „Eine Kollegin in Niedersachsen hat heute den Bescheid bekommen: Das Gericht gibt ihr Recht!“, freut sich Benkhard. Als Folge des Urteils des Oberverwaltungsgerichts dürfen nun niedersachsenweit Kletterparks öffnen.

Gemeinsam mit anderen Parkbetreibern in Baden-Württemberg wollen Benkhard und Trefs zeitnah eine Klage einreichen: Auch sie wollen sich das Recht auf Öffnung erstreiten.