Im Hotel Krone entwirft Arndt Bleicher aktuelle Speisekarten und nimmt bestellte Blumen für die Deko entgegen. Stefan Siebenhaller vermisst seine Besenwirtschaft neu, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Ulrike Huber verpasst einem Gästehaus einen neuen Außenanstrich. Im Seehof spülen Frank und Jürgen Hallerbach die im Lockdown abgestellten Wasserleitungen durch. Lebensmittel und Getränke werden bestellt, Saisonkräfte zurückgeholt – die Inhaber der Immenstaader Hotels und Gaststätten bereiten sich auf die Öffnung vor. Wenn die Inzidenzzahl unter 100 bleibt, dürfen sie ab Samstag öffnen.
Abstands- und Hygieneregeln sind erprobt
„Wir sind startklar“, sagt Arndt Bleicher vom Hotel Krone. Hotel und Restaurant sollen ab Samstag den Gästen offen stehen. „Nach sieben Monaten Pause wird es Zeit.“ Seine Frau Silke ergänzt: „Im ersten Moment haben wir uns richtig gefreut. Am Tag danach kam dann ein Schreiben mit den ganzen Auflagen, die wir erfüllen müssen.“ Die Abstands- und Hygieneregeln sind vom vergangenen Sommer noch eingeübt. „Aber wie wir das mit dem Testen bei 60 Gästen im Restaurant machen, wissen wir noch nicht.“

Für die Brüder Frank und Jürgen Hallerbach vom Seehof kam der plötzliche Rückgang der Inzidenzzahlen überraschend. „Ein Haus wie unseres kann so schnell nicht aufmachen. Unsere Saisonkräfte sind noch nicht wieder da, wir brauchen Fachkräfte“, sagt Jürgen Hallerbach. Zwei hätten sich inzwischen anders orientiert, die seien nicht leicht zu ersetzen.
Auch für die Küche müsse er erst prüfen, ob noch alle Handelswege funktionieren, die Lieferanten noch ihre Fahrer haben. „Wir haben nur Frischware, da können wir nichts aus der Tiefkühltruhe holen.“ Wenn die Infektionszahlen es hergeben, soll der Seehof am 28. Mai wieder Gäste empfangen. Trotz aller Widrigkeiten ist Hallerbach froh, aufmachen zu dürfen: „Es ist eine schöne Sache in unserem Beruf, Menschen jeden Tag glücklich zu machen.“
„Wir freuen uns natürlich, dass es jetzt endlich losgeht“, sagt auch Stefan Siebenhaller vom Reblandhof. „Die Gastronomie ist kein Pandemietreiber, da hat sich nichts dran geändert“. Seine Besenwirtschaft ist ab Samstag offen – wenn der Inzidenzwert stimmt. Der Gastraum bietet nach Corona-Abstandsregeln Platz für zehn Tische, normalerweise sind es 20. „Wir haben das Glück, dass wir noch den großen Hof haben, der wird komplett gestuhlt.“
Mit der „Lizenz zum Nasebohren“ bereit für Schnelltests
Die Pflicht zum Testen bedeutet für ihn vor allem Aufwand. Aber er bleibt gelassen: „Unsere Gäste müssen einen Test mitbringen oder wir machen ihn selbst.“ Mutter, Frau und Tochter machen dafür eine Schulung bei der Dehoga. „Wir nennen das die Lizenz zum Nasebohren.“

Auch Ulrike Huber, Inhaberin des Gästehauses Huber, will ihren Gästen diesen Service anbieten. Ab Samstag sind ihre fünf Wohnungen gebucht. „Ich habe Gäste mit kleinen Kindern, die wollen nicht täglich zum Testzentrum fahren“, sagt sie. Der negative Test wird auch für touristische Angebote wie Museen oder einen Besuch auf der Insel Mainau oder der Landesgartenschau benötigt.
„Wir freuen uns darauf, dass wir wieder tun können, was wir gern tun: Gastgeber sein und den Gästen einen schönen Urlaub ermöglichen.“So fasst Ulrike Huber, Vorsitzende der Tourismusgemeinschaft Immenstaad, die Stimmung unter ihren Kollegen zusammen
Sorge bereitet nicht nur der Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz
In der Tourist-Information klingeln seit vergangener Woche unentwegt die Telefone. „Die Pfingstferien sind ganz wichtig. Für die Gastgeber sind sie ein Meilenstein, nachdem sie Ostern geschlossen bleiben mussten. Und für viele Familien ist das eine Zeit, in der sie gern verreisen“, sagt Leiterin Ruth Höft. Sie blickt optimistisch auf die kommende Saison. Allerdings beobachtet auch sie viel Unsicherheit bei Gästen und Gastgebern.
Sorge bereitet den Gastgebern nicht nur der Blick auf die Inzidenzzahl – steigt sie anhaltend über 100, greift die Bundesnotbremse und die Häuser müssen schließen. Die Überprüfung der Kontaktregeln – wie viele Haushalte sitzen an einem Tisch, wer ist geimpft, genesen, getestet – dürfte im Einzelfall schwierig zu überprüfen sein.
„Die Frage ist auch, was wäre, wenn ein Gast oder sogar ein Mitarbeiter positiv getestet wird?“, fragt sich Jürgen Hallerbach vom Seehof. Arndt Bleicher vom Hotel Krone weiß noch nicht, wie viele Mitarbeiter er aus der Kurzarbeit zurückholen soll. „Die Familienzimmer sind ausgebucht, die anderen aber nicht. Wir wissen auch nicht, wie viele Menschen die Möglichkeit nutzen, ins Restaurant zu kommen“, sagt er.
Darüber hinaus ist eine grundsätzliche Verunsicherung zu spüren. „Ich habe meinen Azubis immer gesagt: Mit einer Ausbildung in der Gastronomie bekommt ihr immer und überall einen Job. Das kann ich jetzt so nicht mehr sagen“, überlegt Jürgen Hallerbach. Ulrike Huber sagt: „Wir wissen gar nicht, was in den nächsten Jahren kommt, ob dann auch wieder etwas passiert, sodass wir auf Knopfdruck schließen müssen.“ Für die nächsten Wochen jedoch hoffen sie auf Fortschritte beim Impfen, sinkende Inzidenzwerte und sonniges Wetter.