Der Corona-Ausbruch im Markdorfer Pflegeheim St. Franziskus weitet sich aus: 23 der 35 Bewohner gelten aktuell als infiziert. Sie wurden per Schnelltests in der vergangenen Woche positiv getestet, ebenso wie sechs der 28 Mitarbeiter im Pflegebereich. Dies berichtet Ralf Scharbach, Pflegeheimleiter und Geschäftsführer des Spitalfonds Markdorf, gegenüber dem SÜDKURIER.
Alle positiven Schnelltests haben sich bestätigt
Alle positiven Schnelltests seien mittlerweile durch die zuverlässigeren PCR-Tests übers Wochenende bestätigt worden. Bei aller Sorge schwingt dennoch auch ein wenig Zuversicht in Scharbachs Worten mit: Alle infizierten Bewohner würden bislang nur leichte Symptome von Covid-19 zeigen.
Lediglich eine Person musste in eine Klinik gebracht werden. Doch auch bei ihr sei der Krankheitsverlauf nach Angaben der Angehörigen noch nicht besorgniserregend, sagt Scharbach. Darüber ist der Heimleiter sichtlich erleichtert. Denn nahezu alle Bewohner des Heims zählen zur Hochrisikogruppe.
DRK Markdorf entsendet täglich fünf Helfer
Dennoch hat das Pflegeheim inzwischen externe Unterstützung angefordert und auch bekommen: Der DRK-Ortsverein Markdorf entsendet, vorerst bis einschließlich Sonntag, täglich fünf Sanitätshelfer ins Pflegeheim, die in drei Schichten das Heimpersonal unterstützen. Zwei Sanitätshelfer helfen in der Frühschicht mit, zwei in der Spätschicht und einer oder eine jeweils in den Nachtschichten.

„Darüber sind wir extrem dankbar“, sagt Scharbach. Zwischenzeitlich hatte auch ein Mitglied des Rotary Club freiwillig ausgeholfen, bei einfachen Aufgaben wie der Essensausgabe. „Die Hilfsbereitschaft in Markdorf ist sensationell“, freut sich der Spitalfonds-Chef über diese und andere Unterstützungsangebote, die er und seine Mitarbeiter bekommen hatten. Seine Unterstützung werde der DRK-Ortsverein dann über den Spitalfonds abrechnen, sagt Scharbach.
Infizierte Pflegekräfte sind in häuslicher Quarantäne
In der Frühschicht am Dienstag hatten die Sanitätshelfer Petra Ludwig und Artur Marchel das Heimpersonal unterstützt. Sie und ihre anderen DRK-Kollegen sind jedoch nur für die nicht infizierten Bewohner helfend tätig. Darauf weist auch Scharbach hin. Die infizierten Bewohner sind von den nicht Infizierten separiert, sie bekommen ihre Mahlzeiten aufs Zimmer und auch die Pflegekräfte arbeiten getrennt in den jeweiligen Bereichen. Die infizierten Pflegekräfte wiederum befinden sich in häuslicher Quarantäne.

„Wir helfen mit bei der Essenzubereitung, bei der Essenausgabe oder wir setzen die Personen auf oder helfen ihnen, von einem Ort zum anderen zu kommen“, berichtet Petra Ludwig über ihre Arbeit. Da sie auch in einem Krankenhaus als Pflegehelferin arbeitet, sei dies nicht ungewohnt für sie. Für ihre anderen Kollegen und Kolleginnen, die nicht aus dem Klinikalltag kommen, sei die Arbeit hingegen schon Neuland. Außerdem unterstützen die DRK-Mitarbeiter die Pflegekräfte bei den Schnelltests. Als die Anfrage des Pflegeheims beim DRK eingegangen sei, sei die Hilfsbereitschaft sofort sehr groß gewesen, sagt Ludwig: „Viele von uns hatten sich spontan gemeldet.“
Erster Einsatz dieser Art für den DRK
„Für den DRK Markdorf ist das der erste Einsatz dieser Art“, sagt Florian Sattler. Der Klufterner Arzt ist einer der Bereitschaftsärzte im DRK Markdorf, er hat das spontane Hilfsangebot mitorganisiert. Für Sicherheit, auch für die DRK-Mitarbeiter, ist gesorgt: Wer ins Pflegeheim kommt, muss sich zuerst einem Schnelltest unterziehen. Gearbeitet wird ausschließlich mit FFP-2-Masken, die Bereiche, in denen die infizierten Bewohner untergebracht sind, sind für die DRK-Mitarbeiter tabu, betont auch Sattler.
Scharbach hofft derweil auf eine baldige Entspannung der Lage. Sollte es nicht zu weiteren Ausbrüchen kommen, bestünde die Chance, dass das Pflegeheim gegen Ende der Woche, Anfang nächster Woche „aus dem Gröbsten raus“ sei, sagt er. Bis zum kommenden Wochenende sollen nochmals alle Bewohner durchgetestet werden. Mit der Unterstützung – auch eine von einer Zeitarbeitsfirma gestellte Arzthelferin ist täglich vor Ort – sei die Situation personell derzeit noch zu bewältigen. „Wir schauen, wie wir diese Woche bestmöglich hinbekommen und auch unsere Mitarbeiter so gut als möglich entlasten können“, sagt Scharbach.

Der Corona-Ausbruch sei dabei laut Scharbach zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gekommen: Eigentlich sollte in dieser Woche über das Gesundheitsamt ein mobiles Impfteam angefordert werden, um die Bewohner zu impfen. Die nötigen Zustimmungen hätten inzwischen komplett vorgelegen.
Impfungen müssen nun verschoben werden
„Wir befanden uns auf der Zielgeraden“, bedauert Scharbach. Nun müssen die Impfungen verschoben werden, bis das gesamte Haus wieder coronafrei ist. Ebenso lange wird das Besuchsverbot in St. Franziskus bestehen bleiben müssen. Denn auch Besuche werden erst dann wieder möglich sein, wenn es keine Infizierten mehr im Hause gibt. Und zuvor muss das Gesundheitsamt des Landkreises dafür noch grünes Licht geben.
Infektionsquelle vermutlich nicht mehr nachzuverfolgen
Unklar sei nach wie vor, was der Auslöser der Masseninfektion gewesen oder wo die Infektionsquelle zu suchen sei, sagt Scharbach. Im Pflegeheim selbst gelten strenge Hygienevorschriften und alle Mitarbeiter seien angehalten, sie zu beachten und wenn nötig auch konsequent durchzusetzen. Jetzt, eine Woche später im Nachhinein, werde sich die Infektionsquelle vermutlich nicht mehr lokalisieren lassen.
Wenn alle Bewohner und Pflegekräfte negativ getestet seien, werde man für die Impfungen wieder einen Termin beim Gesundheitsamt beantragen, sagt Scharbach. Bis dahin regiert das Prinzip Hoffnung in der Spitalstraße – und die gemeinsame tatkräftige Hilfsbereitschaft aller Beteiligten.