Der Rechtsstreit zwischen dem Finanzinvestor Ardian und den Altgesellschaftern von Weber Automotive kommt zur Unzeit: Dem schwer angeschlagenen Unternehmen konnte mitten im laufenden Insolvenzverfahren kaum Schlimmeres widerfahren. Zum aktuellen Zeitpunkt, nachdem die handelnden Personen der Eigenverwaltung nun gerade den konkreten Verkaufsprozess aufgesetzt hatten und intensive Gespräche mit potenziellen Interessenten geführt werden, könnte sich das staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren gegen die Webers als Fallbeil erweisen.
Nicht genug, dass der bereits zu Beginn des Insolvenzverfahrens öffentlich ausgetragene Streit zwischen Ardian und der Familie schon für vehemente Unsicherheiten gesorgt und das Unternehmen selbst in ein zwielichtiges Licht gerückt hatte. Nun schreckt ein drohender Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang potenzielle Interessenten noch stärker ab. Wer investiert in ein Unternehmen, dessen Fortbestand nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus rechtlicher Sicht in Frage steht? Wer geht das Risiko ein, ein insolventes und in Zahlungsschwierigkeiten steckendes Unternehmen zu übernehmen, wenn noch überhaupt nicht abschätzbar ist, welche Folgekosten eventuell auf ihn zukommen?
Derzeit lässt sich diese Frage nicht beantworten. Aber es geht immerhin um einen substanziellen Betrag. Eine Summe von 21 Millionen Euro, die in der Bilanz 2016 fälschlich auf der Einnahmenseite verbucht worden sein soll, steht im Raum. Je nachdem, zu welchen Schlüssen die Staatsanwaltschaft kommen wird und ob sie Anklage erhebt und ein Gerichtsverfahren eröffnet wird, kann es schnell um stattliche Rückforderungen in siebenstelliger Höhe gehen. Etwaige Strafzahlungen des Unternehmens, Schadenersatzforderungen seitens des Investors oder steuerliche Rückforderungen: Es droht gewaltiges Ungemach. Für Weber Automotive verdüstert sich der Horizont.