Drei Interessenten, aber nur ein konkretes Kaufangebot: Dies sei nach Informationen der IG Metall der aktuelle Stand im Verkaufsprozess um die insolvente Weber Automotive GmbH. In ihren Gesprächen mit dem Betriebsrat des Unternehmens sei der Gewerkschaft mitgeteilt worden, dass Stand jetzt bislang nur die Familie Weber ihr Angebot abgegeben habe. Es gebe offenbar aber noch zwei weitere Interessenten aus dem Ausland, die allerdings noch kein konkretes Angebot abgegeben hätten. Beide Interessenten würden jedoch nicht das komplette Unternehmen kaufen wollen, sondern lediglich die deutschen Standorte, so Frederic Striegler, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, auf Anfrage des SÜDKURIER. Dem Betriebsrat zufolge stoße das Angebot der Familie auf geteiltes Echo: Positive und ablehnende Stimmen in der Belegschaft würden sich ungefähr die Waage halten.
Wirtschaftliche Perspektive scheint gegeben
Gegen Ende der nun auslaufenden Insolvenzfrist sehe man bei der IG Metall eine vorsichtig optimistische Perspektive für das Unternehmen. Die Auftragslage sei offenbar gut und in den vergangenen Wochen hätten die Unternehmensführung und der sie unterstützende Generalbevollmächtigte „nochmals Masse anhäufen“ können, so Striegler. Fakt sei, dass der laufende Geschäftsbetrieb aus dem aktuellen Cash-flow finanziert werden müsse.
Sanierungsplan wird aktuell erstellt
Zurzeit, so Striegler, werde der Sanierungsplan erstellt, der auch dem Betriebsrat vorgelegt wird. „Zu Pessimismus besteht nun drei Monate nach Beginn des Insolvenzverfahrens kein Anlass, denn andernfalls wäre das Unternehmen bereits abgewickelt“, sagt Striegler.
Betriebsrat mit neuer Stärke
Sollte es tatsächlich zu einer mehrheitlichen oder auch vollständigen Übernahme des Unternehmens durch die Familie Weber kommen, sehe der Betriebsrat dies offenbar relativ gelassen. Dies sei auch in seiner im Zuge der Insolvenz gewonnenen Stärke begründet, die ihn zu einem wichtigen Verhandlungspartner mache. „Die Familie Weber weiß auch, dass der Betriebsrat inzwischen eine starke Position einnimmt und die Belegschaft sehr viel selbstbewusster auftritt“, so der Gewerkschaftssekretär. Damit einhergehend sei den Webers sicherlich auch bewusst, dass sie in Zukunft etwa auch nach Tarif entlohnen müssten: „Andernfalls haben sie leere Hallen in Markdorf.“
Die Weber Automotive GmbH und die Weber Holding hatten am 5. Juli beim Amtsgericht Konstanz Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Vorausgegangen war ein heftiger Streit der Altgesellschafter um die Familie Weber mit dem Mehrheitseigner, dem französischen Finanzinvestor Ardian. Ardian hält sich seit Wochen bedeckt über seine Pläne mit dem ehemaligen Portfolio-Unternehmen.