Am Montag vergangener Woche sind auch die Markdorfer Grundschulen zum sogenannten Regelbetrieb zurückgekehrt. Auch gilt zumindest für die Kinder keine Abstandsregelung mehr. Völlige Normalität ist indes noch nicht wieder hergestellt für die vier letzten Wochen vor den Sommerferien. So fällt etwa der Nachmittagsunterricht für die Regelklassen weg. Es gibt keinen Sport, ebenso wenig findet Musikunterricht statt. Unterrichtet wird Deutsch und Mathematik sowie der Sachunterricht. Der Bildungsplan gilt auch weiterhin. Die Stunden beginnen jedoch für die Erst- und Drittklässler zu anderen Zeiten als die für die Zweit- und Viertklässler. Solche Sachverhalte wollen rechtzeitig mitgeteilt sein, damit sich die Eltern darauf einstellen können. „Und das haben wir“, betont Rektor Geiger.
Entwicklungsverzögerungen durch Lockdown?
Siegfried Schulz, Vater einer sieben Jahre alten Tochter, die an der Jakob-Gretser-Schule eine zweite Klasse besucht, zeigt sich erleichtert. „Kinder brauchen die Anleitung, die sie in der Schule bekommen“, erklärt er. Dass es so lange gebraucht habe, bis die Grundschulen wieder ihren Regelbetrieb aufnehmen, empört ihn nachgerade. „Das ist doch eine Schweinerei, aber Kinder haben einfach keine Lobby bei uns.“ Siegfried Schulz befürchtet, durch den Pandemie-Lockdown könnte es bei vielen Kindern zu erheblichen Entwicklungsverzögerungen kommen.
Es gibt einen Rest an Angst
Peggy Müller, Grundschulrektorin in Leimbach, klingt da schon gelassener – auch im Umgang mit Ängsten. Vieles scheine fast schon wieder normal, erklärt sie. Den Wunsch nach Normalität teilten Eltern, Lehrer und Schüler. Und doch gebe es immer noch einen gewissen Rest an Angst. „Wir haben ja auch Kinder, die zur Risikogruppe gehören“, so die Schulleiterin. Kinder mit Vorerkrankungen, Kinder mit Atemwegsbeschwerden. Insbesondere die könnten auch weiterhin die Homeschooling-Angebote nutzen.
Homeschooling ist eine große Herausforderung
Die Reaktionen auf den Regelbetrieb seien breit – so breit, wie in der gesamten Gesellschaft, erklärt Schulleiterin Müller. Das Spektrum reicht von großer Freude darüber, dass die Schule wieder regelmäßig ist, bis hin zu Angstgefühlen. Bei den Kindern beobachte sie, dass die sich sehr umsichtig bewegen. Doris Hüttenhofer, die in Leimbach eine vierte Klasse unterrichtet, nimmt bei ihren Schülern eine „positive Stimmung“ wahr. Ihre Erklärung: weil nun wieder ein geordneter Alltag eingekehrt sei. Auch für die Familien spielen die festen Strukturen für die Kinder eine wichtige Rolle, so Hüttenhofer. Inzwischen gebe es eine gewisse Sicherheit, dass die nächste Woche ganz ähnlich aussehen wird wie diese. „Dass es bis vor Kurzem noch alle paar Tage eine neue Regelung gegeben hat“, empfand Hüttenhofer als überaus misslich. Homeschooling habe alle Kollegen gefordert, es sei schon eine besondere Herausforderung gewesen. Es habe in den Familien einiges an Management verlangt. Schließlich hatten viele Eltern daheim ja gearbeitet. Ihre Leistungen durften nicht abfallen.
Endlich wieder die Freunde sehen
Viertklässler David freut sich, dass alle wieder in der nun ungeteilten Klasse sind. Überhaupt sei es schön, nach zwei Monaten wieder die Freunde zu sehen. Delinda bedauert, bei aller Freude über den Wiederbeginn der Schule, dass sie nun wieder früher aufstehen muss. Sie ist sich sicher, dass bald ein Impfstoff gefunden wird. Magdalena beruhigt es wiederum, dass nach wie vor streng auf Hygiene geachtet wird.
Situation hat an den Nerven gezehrt
Auch ein Grund, weshalb sich Daniela Vanderstraeten, Mutter einer Zweitklässlerin in Leimbach, wenig Sorgen macht. Hinzu komme: „Vom Stoff her waren die Kinder in der Klasse meiner Tochter schon so weit, dass sie durch Corona gar nicht in Verzug gekommen sind.“ Sarah Wehrle, gleichfalls Mutter einer Zweitklässlerin, zeigt sich erleichtert wegen des Regelbetriebs: „Daheim die Schule und die Arbeit unter einen Hut zu bringen, das war schon nicht so ganz einfach“, sagt sie, „das hat mitunter auch ziemlich an den Nerven gezehrt.“
Wiederanfahren erfordert großen Aufwand

Nervenzehrend ist indes auch der Organisationsaufwand, der mit dem Wiederanfahren des Regelbetriebs einhergeht. Unterrichtszeiten, Pausen, die Lehrerverteilung, all das will organisiert sein und ist alleine schon durch seine Differenziertheit mit erheblichem Mehraufwand verbunden. Umso wichtiger sei es, zu erfahren, was die Eltern brauchen und ob ihre Kinder die Nachmittagsangebote nutzen sollen oder nicht. „Das gilt natürlich nur für die, die schon vor Corona für die verschiedenen Betreuungen angemeldet waren“, erklärt Geiger, mit gut 120 Kindern etwa ein Drittel der Jakob-Gretser-Grundschul-Schüler. Er sei froh, so betont der Schulleiter, dass „wir die Nachmittagsangebote für den Ganztagsbetrieb vorhalten können“. Dies sei nur deshalb möglich, weil den Regelklassen kein Nachmittagsunterricht erteilt wird.
Enge Zusammenarbeit im Kollegium
„Insgesamt sind wir gut versorgt mit Lehrkräften“, erklärt Geiger. Wobei es durchaus sein kann, dass ein Lehrer in eine für ihn neue Lerngruppe kommt und dort unterrichten soll, was ihm bis dahin nicht vertraut war. Das mache aber gar nichts, versichert der Schulleiter. „Die enge Zusammenarbeit im Kollegium hat sich in den letzten Wochen bestens bewährt.“
Der Schulbetrieb vor den Ferien
- Bis Schuljahresende finden keine schriftlichen Leistungsfeststellungen statt.
- An der der Jakob-Gretser-Grundschule findet die Frühbetreuung von 7 bis 8 Uhr statt, ebenso die Mittagsbetreuung ab 12 Uhr beziehungsweise 12.15 Uhr – da derzeit Corona-bedingt die Lerngruppen um 15 Minuten verschoben in den Unterricht oder in die Pausen gehen –, das Ganztagsangebot von 13.30 Uhr bis 15 Uhr und schließlich die Nachmittagsbetreuung von 15 bis 17.15 Uhr.
- In der Mensa der Jakob-Gretser-Grundschule gibt es ein Mittagsangebot. Anders als in Leimbach, wo das Mittagsmahl unter Dach des Kindergartens noch ausfällt, stattdessen nur ein Vesper möglich ist.
- Für Kinder, die auf Wunsch ihrer Eltern nicht am Präsenzunterricht teilnehmen sollen, gibt es weiter Fernlernangebote. Die Schulpflicht gilt weiterhin, sodass Eltern mit ihren Kindern nicht in die Ferien fahren können – und am Urlaubsort das Fernlernangebot nutzen. Das verbieten die Regelungen des Kultusministeriums ausdrücklich. Nicht-Versetzungen gibt es in diesem Jahr keine. Die Schule kann empfehlen, dass nicht versetzt wird. Die Entscheidung liegt aber bei den Eltern.