Die heiße Phase steht kurz bevor! Erste Apfellieferungen kommen bei der Mosterei Kopp an und auch das Obst an den eigenen Streuobstbäumen beginnt abzufallen. Es kann so langsam losgehen mit der Herstellung der Apfelsäfte und Moste des Jahrgangs 2024. Wie genau der Weg vom unverarbeiteten Apfel zum fertigen Saft, Gelee oder Most bei den Kopps aussieht, das durften rund 20 Leser bei der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ in Obersiggingen im Deggenhausertal erfahren.

Möglichst wenig einmischen
Losgehen kann die Produktion erst, wenn das Obst selbst beginnt zu fallen, erklärt Betreiber Philipp Kopp auf der hauseigenen Streuobstwiese des Familienbetriebs: „Wir leben in einer Streuobstgegend und uns ist wichtig, die Bestände auch zu schützen.“ Bis Anfang Oktober lassen sie die Äpfel von selbst fallen, danach können Obstbauern auch mal schütteln, um nachzuhelfen.
„Es ist schon spannend zu sehen, wie viel Arbeit hinter der Entstehung eines Saftes steckt“, sagt Angelika Held aus Unteruhldingen, die gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Held an der Führung teilnimmt. „Ich finde die Erklärungen zu den Streuobstbäumen sehr spannend, auch dass die alten Bäume weiter gebraucht werden“, sagt Ingrid Fröhlich aus Ittendorf. So haben auch alte, nicht mehr ertragreiche Bäume einen ökologischen Zweck. Sie bieten Schutzraum für Tiere und Insekten.


Bis es überhaupt zu einer Ernte kommen kann, nehmen Streuobstwiesen viel Zeit und Arbeit in Anspruch, wie Philipp Kopp erklärt. „Man läuft oft an Streuobstwiesen vorbei und denkt sich, die sehen gar nicht mal so gut aus“, sagt Eva-Maria Jehn aus Markdorf. Sie und Ehemann Werner Jehn kommen ursprünglich aus Hessen, sind Most-Fans und bei einer Wanderung rund um Bermatingen im Kloster Weppach auf die Säfte der Mosterei Kopp aufmerksam geworden: „Das hat uns gut geschmeckt und da sind wir neugierig geworden“, sagt Eva Jehn. Überrascht hat sie, dass bis zum Ertrag 15 Jahre Pflege der Bäume nötig sind. Der große Aufwand und die lange Zeit, bis Bäume Ertrag liefern, sind für Philipp Kopp unter anderem Aspekte dafür, dass immer mehr Streuobstwiesen verschwinden.

Etwas gegen diesen Schwund unternehmen wollen auch Beate und Martin Hug aus Bermatingen. Sie haben eine eigene Streuobstwiese gepachtet und erhoffen sich wertvolle Tipps seitens der Familie Kopp. „Wir haben 60 Bäume und möchten auch noch einige pflanzen“, sagt Beate Hug. Sie ist vor allem begeistert vom ökologischen Aspekt einer solchen Anlage. So halten die Kopps neben Gänsen und Hühnern auch Texas Longhorn Rinder auf ihrer Wiese.

Vom rohen Apfel bis zum Saft
Auf der Reise durch die Produktionskette fühlt sich SÜDKURIER-Leser Hubert Eichenhofer in der Lagerhalle an seine Jugend erinnert. Als Schüler hat Eichenhofer in einer Mosterei in Hepbach gearbeitet. „Das ist natürlich kein Vergleich mehr. Sehr interessant, wie automatisiert das heutzutage abläuft.“ Seine Frau Elke Bott-Eichenhofer findet es spannend zu sehen, was mit dem Obst passiert.
Laut Betreiber Philipp Kopp laufen die Pressmaschinen und Co. jedes Jahr bis zu 18 Stunden am Tag. Dabei kommen an guten Tagen gerne mal 50 Tonnen Saft zusammen, die dann weiterverarbeitet und in den Tanks gelagert werden. Der einmalige Blick in Press- und Tankräume beeindruckt auch Heidi Riether aus Friedrichshafen, die mit Ehemann Markus dabei ist: „Es ist immer interessant, so einen Betrieb mal von innen zu sehen. Das sind Einblicke, die man sonst nicht bekommt.“


Einmal durch die Produktpalette
Bei der Verköstigung zum Ende der Führung mitten auf der Streuobstwiese im Schatten der Hochbaumstämme lassen sich alle schließlich einen Apfelsaft, einen Birnenmost und die Birnen-Holunder-Schorle schmecken. „Schmeckt nach mehr“, so das Urteil von Herbert Wilhelm. Und so darf gern nochmal nachgeschenkt werden, nachdem auch das Quittengelee probiert wurde. Marianne und Tilman Meckler entdecken dabei ein für sie ganz neues Umfeld. Sie helfen seit der Corona-Pandemie bei der Erntezeit auf einem Hof in Salem-Beuren mit. „Das sind aber eher Apfelplantagen, hier haben wir uns jetzt die Streuobstwiesen angeschaut“, sagt Marianne Meckler.


Und was waren die Favoriten der Leser? Die eigentlichen Most-Fans Werner und Eva-Maria Jehn waren selbst überrascht: „Für mich war doch der pure Apfelsaft am besten“, sagt Eva-Maria Jehn. Auch Beate und Martin Hug waren vor allem vom trüben Apfelsaft begeistert. Überzeugt zeigt sich Beate Hug aber auch vom Birnenmost. Sie möchte nun möglichst viele ihrer Erkenntnisse auch auf der eigenen Streuobstwiese anwenden.