Christine Meurs läuft von Bienenstock zu Bienenstock. In der Luft liegt ein Geruch von Rauch. Kein Wunder, denn in ihrer Hand trägt sie einen kleinen Blasebalg, den sie ständig drückt und so Rauchwölkchen produziert. Christine Meurs ist Vorsitzende am Lehrbienenstand Baitenhausen und das Gerät in der Hand heißt Smoker. Imker nutzen es, um die Bienen durch den Rauch ruhig zu machen. Das ist vor allem dann notwendig, wenn eine Beute, wie der Bienenstock genannt wird, geöffnet wird.

Rund um den Lehrbienenstand in Baitenhausen (im Hintergrund ist das Vereinsgebäude zu sehen) wurde ein Blühgarten mit Kräutern angelegt. ...
Rund um den Lehrbienenstand in Baitenhausen (im Hintergrund ist das Vereinsgebäude zu sehen) wurde ein Blühgarten mit Kräutern angelegt. Es ist der Beginn des Blühpfades. | Bild: Jäckle, Reiner

Mit dabei sind Denise Keim, die Kassiererin des Vereins, sowie Martin Schweizer und Wolfgang Schüssler, die Vorsitzenden der Imkervereine Überlingen und Markdorf. Beide Vereine sind Trägervereine des Lehrbienenstands Baitenhausen. Gemeinsam schauen sie nach, wie fleißig die Honigbienen waren. Martin Schweizer zieht Rähmchen um Rähmchen aus der Beute und schaut nach, wie fortgeschritten der Wabenbau, die Honigproduktion und vor allem die Brut sind. Jedes Rähmchen wird von den Experten geprüft – einzig die Königin finden sie nicht.

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Bienen erkennen ihren Imker

„Bienen sind faszinierende Tiere“, erklärt Denise Keim. „Sie erkennen ihren Imker und sogar seine Stimmung.“ Martin Schweizer fügt hinzu: „Man kann sie sogar trainieren. Man hat sie auch schon eingesetzt, um beispielsweise Drogen zu finden.“ Allerdings sei das nicht einfach, denn gerade im Sommer lebe die Biene nur etwa sechs Wochen. „Wenn es warm ist, arbeitet sie sich buchstäblich zu Tode“, sagt der Vorsitzende des Imkervereins Überlingen. Im Winter lebten Bienen bis zu sechs Monate.

Es ist ein Kommen und Gehen: Hier leben zahlreiche Bienenvölker, deren Bienen eifrig unterwegs sind.
Es ist ein Kommen und Gehen: Hier leben zahlreiche Bienenvölker, deren Bienen eifrig unterwegs sind. | Bild: Jäckle, Reiner

Die Königin des Bienenvolkes ist dagegen für den Nachwuchs zuständig. Sie legt bei warmem Wetter bis zu 2000 Eier am Tag. Nach 21 Tagen schlüpfen die Larven und kurze Zeit später beginnt das arbeitsreiche, aber kurze Leben als Biene – so auch in Baitenhausen. Dort haben die Insekten allerdings ein wahres Paradies mit einem eigenen Blütenpfad direkt vor der Haustüre.

70 Prozent der Wildbienen-Arten leben im Boden

Es gibt aber nicht nur Honigbienen, sondern auch Wildbienen. „Was viele nicht wissen, ist, dass etwa 70 Prozent der mehr als 500 verschiedenen Arten im Boden leben“, betont Christine Meurs. „Außerdem haben sie einen Aktionsradius von gerade einmal knapp 100 Metern.“ Ein Drittel der Wildbienen-Arten steht allerdings auf der roten Liste gefährdeter Arten. In Baitenhausen wurde extra ein Sandarium angelegt, in dem die Insekten ihre Niströhren bis ein Meter tief in den Boden bauen.

Eine Wildbiene im Sandarium inspiziert gerade eine Öffnung zu einer Niströhre.
Eine Wildbiene im Sandarium inspiziert gerade eine Öffnung zu einer Niströhre. | Bild: Jäckle, Reiner

Was jeder selbst tun kann

Hier könne jeder einzelne etwas tun, um den Bienen zu helfen. Denn durch den Klimawandel, die immer geringere Biodiversität und die importieren Tiere, die zu Feinden werden, wird der Kampf ums Überleben immer schwieriger. „Jeder kann bienenfreundliche Blumen anpflanzen, selbst im eigenen Blumenkasten vor dem Fenster“, erklärt Wolfgang Schüssler. „Außerdem könnte man im Wald einfach mehr Totholz liegen lassen.“ Wer einen Garten hat, kann Benjeshecken mit Holzschnitt anlegen und vor allem die verblühte Wiese auch mal etwas länger stehen lassen. Bienen freuen sich im Garten über viele Blumen, aber auch über Kräuter und Lavendel. In Baitenhausen können Honigbienen offenbar sehr gut leben, denn die beiden gängigen Honigbienen-Arten Carnica und Buckfast sind sehr fleißig.

Zu Einrichtung und Aktionstag

Drei Wildbienen am Insektenhotel am Lehrbienenstand Baitenhausen.
Drei Wildbienen am Insektenhotel am Lehrbienenstand Baitenhausen. | Bild: Jäckle, Reiner

Am Lehrbienenstand kommen immer wieder Schulklassen und andere Gruppen vorbei. Dann zeigt vor allem Christine Meurs, wie die Arbeit der Bienen veredelt wird – nämlich durch eine Honigschleuder. Es gebe aber auch Press- und Tropfhonig, je nach Art der Beute, berichtet Martin Schweizer. Am öffentlich zugänglichen Lehrbienenstand könnten Interessierte Einblick in die Welt der Bienen erhalten und Tipps zu bienengerechter Bepflanzung im Garten holen.