Was alles ehrenamtlich machbar ist, zeigt die Geschichte des Fördervereins „Jugend und Sport in Stetten“. Weil sich die früher 180 Mitglieder des dortigen Turn- und Sportvereins (TuS Stetten) dringend eine größere Turnhalle wünschten, schlug der damalige Sportwart Sigurd Gulde vor, einen Förderverein zu gründen. Ähnliches habe sein Vater bereits in einem anderen Verein erfolgreich umgesetzt, wie Gulde im Gespräch erzählt. Der Förderverein sollte sowohl finanzielle Mittel für einen Erweiterungsbau beschaffen als auch Eigenleistung erbringen.

Am 5. Mai vor 25 Jahren war es dann so weit. Die Vereinsgründung fand im Beisein von 33 Stettener Bürgern statt. In den Folgejahren sammelte das Gremium Spenden. Die zündende Idee einer Bausteinaktion kam den Mitgliedern während einer Hauptversammlung. Wer den Hallenbau unterstützen wollte, konnte Steine kaufen im Gegenwert von je 1250 Euro. Eine Spendentafel bei der Grundschule zeugt bis heute davon. „Das Ziel mit der Finanzierung haben wir 2005 erreicht“, erinnert sich Gulde. 80.000 Euro für ein Baudarlehen seien zustande gekommen. Aus dem Ausgleichsstock gab es 140.000 Euro.

Auf einer Glaswand zwischen Schule und Hallenbau hat der Förderverein die ehrenamtlichen Bauhelfer sowie die Unterstützer der ...
Auf einer Glaswand zwischen Schule und Hallenbau hat der Förderverein die ehrenamtlichen Bauhelfer sowie die Unterstützer der Spendenaktion verewigt. | Bild: Martina Wolters

Vereinsmitglieder übernehmen Planung

Die nächste Herausforderung bestand in der baulichen Umsetzung. Gulde, selbst Architekt, sowie sein Stettener Kollege Horst Kraus übernahmen die Planung. Rund 45 Helfer klopften abends nach ihrer Arbeit und am Wochenende eingebackene Steine aus der Flachdachabdichtung des Altbaus. Sie zersägten den Altboden mit der Motorsäge, bauten Holzunterkonstruktionen für Neubauwände und Deckenleuchten oder brachen Wände durch. Es wurde isoliert, verschalt und gestrichen. Einmal habe eine Verpuffung kurzzeitig für Aufregung gesorgt. Ansonsten liefen die unzähligen Eigenleistungen wie am Schnürchen. „Die Stimmung war gut“, erzählt der spätere Fördervereinsvorsitzende Sigurd Gulde.

Nach getaner Tat habe die Helfergruppe gemeinsam gevespert. Frauen aus dem Dorf hätten für die Verpflegung gesorgt. Insgesamt arbeiteten die Ehrenamtler, darunter auch der damalige Bürgermeister Sigmund Paul, 1000 Stunden an der neuen Halle. Der Gemeinderat habe sich für den Baufortschritt interessiert und Sitzungen im Rohbau abgehalten. „Schön war das Richtfest im August 2006“, sagt Gulde rückblickend. Trotz heißen Hallenklimas sei der Neubau voller neugieriger Menschen gewesen. “Wir hatten eine Woche vorher den Estrich verlegt und das Klima in der Halle war wie in der Sauna“, erklärt Gulde.

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Mitgliederzahlen steigen rasant

Die Mühen der Ehrenamtlichen lohnten sich offensichtlich. Nachdem der Erweiterungsbau fertig war, stiegen die Mitgliederzahlen rasant. „Der Förderverein hat der Gemeinde damals eine große Last abgenommen“, resümiert TuS-Vorsitzender Markus Mayr rückblickend die Hallenerweiterung. „Es hat schon immer Leute gegeben, die sich engagiert haben“, sagt Mayr und nennt als Beispiel die Ulmer Bürger, die im 14 Jahrhundert damit begannen, in Eigenregie das Münster zu bauen. Das TuS-Angebot erweiterte sich nach dem Bau von vormals vier auf 14 Gruppenangebote. Zu Wandern, Gymnastik und Fußball gesellten sich Gruppenangebote wie Kinderturnen, Volley- und Basketball, Step-Aerobic und Skigymnastik.

Im Gemeindeblatt informierte der Förderverein Jugend und Sport über den Hallenbau sowie weitere Aktivitäten des Vereins zugunsten der ...
Im Gemeindeblatt informierte der Förderverein Jugend und Sport über den Hallenbau sowie weitere Aktivitäten des Vereins zugunsten der Allgemeinheit wie das Anlegen eines Beachvolleyballfelds oder den Bau eines Geräteschuppens. | Bild: Martina Wolters

„Zu der Zeit hatte vor allem der Fußball einen hohen Stellenwert“, weiß Markus Mayr. Heutzutage stellten Step-Aerobic, Seniorenturnen und High Intensive Intervalltraining die größten Gruppen. „Aber allgemein lässt der Wille nach, Sport zu machen“, findet Mayr. Manch ein Mitglied sage die Teilnahme über Whatsapp kurzfristig ab, sodass das betreffende Sportangebot trotz hoher Mitgliederzahl des Öfteren mangels Teilnehmer ausfalle. Trotzdem seien pro Woche 120 bis 150 Mitglieder aktiv. Um das Gemeinschaftsgefühl untereinander zu stärken, organisiere der TuS jeden letzten Freitag im Monat ein Picknick, das laut Mayr von 30 bis 50 Leuten wahrgenommen wird.

Heute warten erneut Herausforderungen

Wie vor 25 Jahren steht der Turn- und Sportverein heute erneut vor Herausforderungen. Diesmal sind es die Sanitäranlagen sowie der Eingangsbereich der Sporthalle, die dringend saniert werden müssen. Ex-Gemeinderat Jürgen Kammerer hatte in einer Bürgerfragestunde schon einmal öffentlich eine Sanierung angemahnt. Die Antwort von Bürgermeister Daniel Heß war zurückhaltend ausgefallen. Es werde danach geschaut, aber die Hallensanierung gehöre nicht zu den originären Pflichtaufgaben der Gemeinde, so Heß. Der Gemeinderat hat sich laut Mayr mittlerweile vor Ort ein Bild gemacht. Grundsätzlich seien die Gemeinderäte dafür, dass etwas gemacht wird. Auch von Sportlerseite soll Engagement kommen, verspricht Mayr.