Der Lieblingsplatz an der großen Badewanne, wie manche Einheimischen den Bodensee liebevoll nennen, kann so verschieden sein wie die Bademode oder das Equipment. Sandstrand, Steine, Treppe. Badeshorts, Tanga oder einfach gar nichts. Kühltasche, Liegestuhl, Luftmatratze – ein Utensil gehört aber immer dazu. Das Handtuch.

Bild 1: Wohin an heißen Sommertagen? Das sind die Lieblingsbadeplätze der Überlinger – und die meisten sind gratis
Bild: Kerstan, Stefanie

Aber aufgepasst, schon das Ausbreiten des Handtuchs bedeutet außerhalb der Freibäder ein „Lagern“, also im Jargon des Ordnungsamts „ein auf längeres Verweilen ausgerichtetes Niederlassen“ – und kann in Überlingen mit einem Bußgeld bis zu 1000 Euro bestraft werden.

Verhängt wurde ein Bußgeld noch nie

Verhängt wurde ein solches Bußgeld aufgrund dieser Ordnungswidrigkeit bisher noch nie, allerdings seien die Mitarbeiter des Ordnungsamts angewiesen, einzuschreiten, wie die Stadt Überlingen auf Nachfrage mitteilte.

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Das Nacktbaden an den „wilden Badestellen“ ist nicht explizit verboten, kann aber durch die Gemeindevollzugsbeamten auch untersagt werden, sollte sich „diese Form der Freikörperkultur zu einem Ärgernis entwickeln“. Eines haben alle „wilden Badestellen“ gemeinsam, sie sind kostenlos. „Der See gehört doch uns allen“, argumentiert die Nußdorferin Ilse Spreizhofer.

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Bisher kostete eine Familienkarte in den Überlinger Strandbädern pro Jahr 65 Euro.  In der Saison 2022 soll eine Familienkarte für das Strandbad West allerdings künftig 45 Euro für Erwachsene  und 25 Euro für Kinder kosten.

Allerdings bieten die Bäder dafür unter anderem Duschen, Toiletten und eine Badeaufsicht. Die Goldbacher und Hödinger bevorzugen zum Baden „ihre Kapelle“ und wissen den Weg dahin trotz Absperrung, die Nußdorfer kühlen sich „beim Zolg„ ab.

Süßenmühle

Hier geht‘s auch ohne Badehose. Für Sonnenanbeter, die auf jeglichen Stoff verzichten möchten, bietet der Nacktbadestrand zwischen Überlingen und Sipplingen genau das richtige Badevergnügen. Ohne Parkplätze für Autos ist er am besten mit dem Fahrrad zu erreichen, man schlüpft durch die Unterführung und hat die Auswahl.

Süßenmühle
Süßenmühle | Bild: Stef Manzini

Rechts befindet sich der frei zugängliche Strand mit viel Sand und wenig Schatten. Links, von der Unterführung ausgehend, das gepflegte Grün des FKK-Geländes der Sonnenfreunde. Auf diesem wird man allerdings um eine Spende gebeten, falls man nicht zahlendes Mitglied des Vereins ist. Auf dem Gelände des Vereins gilt Kameraverbot und es gibt eine Tafel mit der Telefonnummer des Überlinger Polizeireviers, mit der Bitte, störendes Verhalten zu melden.

Goldbach-Kapelle

Auch trotz der Landesgartenschau finden Goldbacher und Hödinger den Weg zu ihrem Überlinger Lieblingsplatz unweit der Goldbach-Kapelle, wie eine Hödingerin erzählte. Hier, wie übrigens an den meisten Lieblingsplätzen am Überlinger Bodenseeufer, gibt es keine Parkplätze. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad lässt sich der Weg zum erfrischenden Nass gut zurücklegen.

Goldbach-Kapelle
Goldbach-Kapelle | Bild: Stef Manzini

Beim Abstellen der Fahrräder sollte man jedoch ebenfalls beachten, dass diese andere nicht behindern oder gar auf privaten Grundstücken abgestellt werden. Beachtet werden sollte außerdem: Ein Überqueren der Bahngleise ist abseits des Bahnübergangs sehr gefährlich. Kinder sollten, wenn überhaupt, dann nur in Begleitung von Erwachsenen an diesem Lieblingsplatz-Badeplatz unweit der Kapelle schwimmen gehen.

Badgarten Überlingen

Ein besonderer Lieblingsplatz, gerade auch während der Mittagspause, ist der Badgarten mit seinen weitläufigen, durch die Bäume schattigen Grünanlagen und dem flachen Seeufer. Unzählige Handtücher kann man hier zählen, ganz besonders während der Abriegelung des Grundstücks, auf dem die Villengärten der Landesgartenschau entstanden.

Badgarten Überlingen
Badgarten Überlingen | Bild: Stef Manzini

Einen besonders dreisten Vorfall erzählte ein Anwohner. Eine Familie sei in aller Seelenruhe mit dem SUV in den Badgarten gefahren, und habe dann Liegestühle nebst Grill und Tiefkühltaschen ausgeladen. Beim Badgarten spricht die Stadtverwaltung von einer hochwertigen Parkanlage, in der baden jeglicher Art nicht geduldet werde.

Café, Minigolf und Kiosk

Die Treppe am Minigolfplatz ist der perfekte Ort für eine kurze erfrischende Abkühlung. Einen Platz zum Lagern findet man hier eigentlich nicht. Auf den Bänken kann man sein Handtuch zwar auch ausbreiten, aber nach dem Seegang wird sich meist abgetrocknet – und das war‘s.

Café, Minigolf und Kiosk
Café, Minigolf und Kiosk | Bild: Stef Manzini

Besonders häufig trifft man hier Menschen in Bademänteln an, Bewohner der umliegenden Straßen, die außer einem Handtuch nichts dabeihaben. Dieser Lieblingsplatz mit schnell tiefer werdendem Wasser bietet im nahen Parkhaus Post eine öffentliche Toilette. Auf den heißen Steinen der Promenade trocknet es sich besonders schnell, daher ist hier ein Hotspot für die Erfrischung in der Mittagspause.

Liebesinsel

Die breite Steintreppe bei der Liebesinsel zählt zu den Favoriten der Anwohner und Touristen – und das nicht nur tagsüber. Leider fliegen nach dem nächtlichen Feiern auch mal die leeren Flaschen in den See. So kommt es hier, wie auch an den anderen Lieblingsstellen, immer wieder zu teilweise gefährlichen Verletzungen.

Liebesinsel
Liebesinsel | Bild: Stef Manzini

Für diese Verletzungen haften alle Badenden natürlich selbst, Verursacher sind meist nicht mehr auszumachen – und die Stadt ist außerhalb jeglicher Haftung. Badeschuhe aus Plastik gibt es bereits für ein paar Euro und diese empfehlen sich, ganz besonders für Kinder. So mancher Ferienspaß endete sonst jäh mit einem tiefen Schnitt im Fuß – darüber sind sich die Flaschenwerfer wohl nicht im Klaren.

Tennisclub

Am Grünstreifen gegenüber der Tennisplätze hat sich ein Paar nebst Vierbeiner niedergelassen. Hier sieht ihr Ensemble mit Decke und Plastikbechern verdächtig nach Lagern aus. Wohin sollten sie denn mit ihrem Hund gehen, in den Freibädern sei der Eintritt nicht erlaubt, und bei 35 Grad im Schatten wolle doch auch Bello mal eine Abkühlung, argumentieren sie.

Tennisclub
Tennisclub | Bild: Stef Manzini

Wie wäre es denn mit einem Hundestrand oder einer Badestelle für Hunde, fragt Frauchen. Dies sei doch eine gute Anregung für die Stadt Überlingen. Es sei wirklich sehr schwer, für Mensch und Tier einen geeigneten Ort am Wasser zu finden, denn sie wollten doch niemanden belästigen, entschuldigt sich das Paar, weist aber damit auf ein Defizit in Überlingens Tierbadewelt hin.

Ostbad

Morgens früh um 9 Uhr herrscht bereits Andrang vor dem Tor des Freibads. Ihm gehe es nicht um die frühe Abkühlung, sondern um den besten Platz für sein Handtuch, da wäre er durch und durch Deutscher, gibt Günther Walser, einer der Wartenden vor dem Ostbad, schelmisch zu. Lieblingsplätze gibt es natürlich auch im Strandbad Nußdorf und im Westbad.

Ostbad
Ostbad | Bild: Stef Manzini

Für das Eintrittsgeld erwarten den Badegast der Überlinger Freibäder eine Badeaufsicht, Frischwasserduschen, Toilettenanlagen und Snacks bis hin zum kulinarischen Angebot der Restaurants. Um 20 Uhr müssen die Badegäste zwar noch nicht das Bad, aber doch das Wasser verlassen, dies ist bei allen Freibädern in Überlingen eindeutig geregelt. Eine Tageskarten in den Freibädern kostet für Erwachsene 3 Euro, für Kinder/Schüler 1 Euro.

Nußdorf

Die ehemalige Nußdorfer Ortschaftsrätin Ilse Spreizhofer geht zum Bootsanlegesteg, wenn sie nur einmal kurz eine Runde schwimmen möchte. „Dafür sehe ich es überhaupt nicht ein, Eintritt zu bezahlen, denn der See gehört uns ja schließlich allen. Lasst uns doch die Eintrittsgebühren in den Strandbädern endlich streichen, wie in Uhldingen und Sipplingen, da geht das doch auch“, argumentiert Ilse Spreizhofer.

Nußdorf
Nußdorf | Bild: Stef Manzini

Wenn sie allerdings zu einem Badetag mit den Kindern aufbreche, dann gehe es natürlich schnurstracks ins Strandbad, betont die rüstige Seniorin ausdrücklich. Eine Runde schwimmen, abtrocknen und wieder gehen, das sei eben kein Lagern und dazu bräuchte man nur ein kleines Handtuch. Das stundenlange Verweilen in den Anlagen halte sie auch für nicht richtig, sagt Ilse Spreizhofer.