Die Aufstellung der Bronzeskulptur des Höri-Künstlers Friedhelm Zilly am Mittwochabend lief genauso konspirativ und heimlich, der Alemanne sagt „hälinge“, wie die Enthüllung am Morgen des Schmotzigen Dunschdig – für den SÜDKURIER gab‘s einen Tipp, um das historische Ereignis verfolgen zu können.

Es war eine Einweihung zwar ohne jedes Publikum, damit die aktuell gültigen Corona-Auflagen einzuhalten waren, jedoch an einem Datum, das symbolträchtiger nicht sein konnte. Genau 375 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung der Überlinger Schwerttanzkompanie am Schmotzigen Dunschdig des Jahres 1646. „Also quasi punktgenau“, sagt Fridolin Zugmantel, erster Platzmeister der Kompanie, „auch wenn der Schmotzige 1646 ein 8. Februar war“. Als dritter bei der Einweihung dabei war, mit entsprechendem Abstand, Münsterpfarrer Bernd Walter im Hänseleschal, schließlich oblag ihm die Weihe.
Einweihung war ursprünglich zum Schwerttanztreffen geplant
Als die traditionsreiche Schwerttanzkompanie vor über einem Jahr, gut einen Monat, bevor Corona alles veränderte, erstmals die Planungen für ihr 375-jähriges Bestehen bekannt gab, sollte die Enthüllung der Brunnenfigur noch Teil des ersten internationalen Schwerttanztreffens sein, das vom 11. bis zum 13. Juni 2021 im Kalender stand. Im Spätherbst wurde dann eine coronakonforme Einweihung für den Fastnachtssonntag geplant, weil man das Treffen selbst nicht mit einem zusätzlichen Fest überfrachten wollte, wie Zugmantel erzählt. Und nun machte der aktuelle Lockdown jede noch so kleine Feierlichkeit unmöglich.

Bronze stand seit Oktober 2020 an einem „geheimen Ort“
„Dennoch wollten wir unseren Schwertletänzer jetzt aufstellen“, meint Zugmantel. „Unser Gedanke war, wir kommen aus der Fasnet, deshalb wollten wir die Enthüllung auch in der Fasnet machen.“ Die Überlegung, damit zu warten, bis dann vielleicht im Herbst ein Einweihungsfest wieder möglich wäre, habe der Vorstand der Kompanie verworfen. „Dann hätten wir den Kerle hier bald ein Jahr in der Stadt“, erklärt Zugmantel. Ein kleiner Kreis hatte das Kunstwerk bereits Mitte Oktober 2020 in der renommierten Bronzegießerei Strassacker in Süßen bei Göppingen abgeholt. Seither war die 1,60 Meter hohe Bronze, gut versteckt, in der Stadt untergebracht. Eines verspricht Zugmantel indes: „Wenn es die Corona-Lage zulässt, holen wir dieses Fest am Olberplatz für unsere Kameraden und die Öffentlichkeit im Herbst nach.“


Kompanie sieht „keine Chance“ für ein Treffen im Juni
Seit wenigen Tagen ist sich die Schwerttanzkompanie auch einig darüber, dass die Entwicklung der Pandemie eine internationale Veranstaltung, die viele Zuschauer anlockt, im Juni aller Voraussicht nach unmöglich macht. „Da sehen wir keine Chance, dass sich das bis dahin ändert, und so haben wir uns entschieden, das Schwerttanztreffen abzusagen beziehungsweise auf 2022 zu verlegen“, gibt der erste Platzmeister bekannt. „Die Situation ist einfach zu unklar, auch für unsere europäischen Gäste“, erklärt Zugmantel, „wir möchten unbeschwert feiern – und mit Abstand tanzen, das geht eben nicht.“

Neuer Termin für das Treffen ist im Juni 2022
Der zur Vorbereitung des Treffens gebildete Ausschuss habe Für und Wider einer Veranstaltung im Juni in einer Videokonferenz erörtert und dem Vorstand dann die Empfehlung zur Verschiebung gegeben. Dieser habe sich dem in einer weiteren Videokonferenz angeschlossen. „Wir werden unsere europäischen Schwerttanzfreunde in den nächsten Tagen in einem offiziellen Brief darüber informieren und ihnen gleichzeitig das neue Datum im Jahr 2022 nennen, da ist unser Ausschussvorsitzender Jörg van de Loo dran.“ Neues Datum ist nun von Freitag bis Sonntag, 24. bis 26. Juni 2022, wie es bei der Eröffnung hieß. Oberbürgermeister Jan Zeitler sei bereits informiert über die Verschiebung, denn die Stadt hatte einen Empfang für die Gäste aus England, Schottland, Italien, Belgien, Kroatien und Balingen geplant. Auch Trachtenmutter Renate Lohr weiß Bescheid, denn die Trachten hatten ihre Hilfe bei der Bewirtung der Gäste zugesagt.
Briefe an die sechs eingeladenen Gruppen
Die sechs Briefe gehen an folgende Schwerttanzgruppen: Die jungen „Teries in Tartan“ kommen aus dem schottischen Hawick, sie kamen neu zu den im Januar bekannt gegebenen Gästen dazu. Die Schotten waren den Überlingern bei einem früheren Treffen in Belgien aufgefallen und es hatten sich einige Freundschaften gerade zur jungen Generation der Überlinger Kompanie entwickelt. Aus Belgien haben die „Speelschar Ossaart“ und die „Boerke Naas“ aus Sint Niklaas zugesagt. Deren Chef, Hugo Pieters, habe ihm allerdings vor einigen Wochen am Telefon gesagt, so Zugmantel, dass er momentan noch gar nicht wisse, ob er seine doch schon älteren Kameraden nach Corona wieder zusammenbringe. Es gebe momentan wenig Kontakt und das nahe Antwerpen sei ein Corona-Hotspot gewesen – was auch Anlass zur Sorge gebe.
Ins italienische Fenestrelle gibt es enge Verbindungen
Die ältesten Kontakte gibt es zu den „North British Sword Dancers“ aus dem englischen York, bei denen die Überlinger 2008 zu Gast waren. Dieser erste Besuch im Ausland hatte der Schwerttanzkompanie damals die Augen für die Vielfalt der Schwerttänze in Europa geöffnet. Dort begann auch die inzwischen enge Freundschaft zur „Gruppo Folkloristico Bal da Sabre“ aus dem piemontesischen Fenestrelle. Mehrere gegenseitige Besuche festigten die Verbindung in den vergangenen Jahren. Über die schwäbische Schwerttanzgruppe aus Balingen-Frommern schließlich kam der Kontakt auf die kroatische Insel Korcula zustande, die berühmt ist für ihre tradierten Schwerttänze. Von will die „Kumpanija“ aus dem Ort Pupnat kommen, die den uralten Moreska-Schwerttanz pflegt.