Die Krankenhauslandschaft steht wieder einmal vor einem Umbruch und möglicherweise vor einer Rückabwicklung der Fallpauschalen. Im Großen wie auch im Kleinen ist viel Bewegung. Schon das Adressfeld beim Absender der E-Mail signalisiert die Veränderung in der Struktur des Überlinger Klinikums: „Helios Spital Überlingen – Helios Klinik Rottweil“ steht hier. Beide Krankenhäuser sind seit 1. Dezember als sogenannter Cluster über die bisherige Kooperation hinaus nicht nur stärker vernetzt, sondern haben mit Robert Brandner auch einen gemeinsamen Geschäftsführer, wie Helios bereits vor einigen Woche mitgeteilt hatte.
Stadt hält Anteile am Klinikum
Bereits seit Anfang 2007 ist die Fresenius-Tochter privater Betreiber des Überlinger Krankenhauses mit derzeit rund 190 Betten. Die Stadt hält lediglich Anteile in Höhe von 5,1 Prozent an der Helios Spital Überlingen GmbH. Im Aufsichtsrat ist sie mit Oberbürgermeister Jan Zeitler als stellvertretendem Vorsitzenden sowie den beiden Gemeinderäten Andrej Michalsen, der selbst Arzt ist, und Udo Pursche vertreten.
„Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe, das Helios-Spital und die Klinikgeschäftsführung zu überwachen und im Hinblick auf alle wesentlichen Belange des Unternehmens, insbesondere bei der Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung und des Umlandes, zu beraten“, heißt es von der Pressestelle des Helios-Spitals auf SÜDKURIER-Nachfrage. Insofern können sich die kommunalen Vertreter zwar Gehör verschaffen, ein Mitspracherecht bei Personalentscheidungen haben sie ebenso wenig wie das gesamte Gremium.
„Über personelle und strukturelle Entscheidungen wird der Aufsichtsrat durch den Klinikgeschäftsführer Robert Brandner informiert, so auch über die Bildung des neuen Clusters Rottweil und Überlingen“, lässt Helios wissen. Dem Vernehmen nach herrscht in der Tat ein gutes Kommunikationsklima im Gremium und die städtischen Vertreter fühlen sich gut informiert. „Unsere Meinung wird im Aufsichtsrat gehört und Ernst genommen“, sagt Mediziner Michalsen. Kein Bedenken haben beide auch hinsichtlich der neuen Cluster-Struktur.
„Mit der Bildung von Klinikclustern treibt Helios bereits seit einigen Jahren eine noch stärkere Vernetzung seiner Standorte voran“, betont Robert Möller, Vorsitzender von Helios Deutschland und Aufsichtsratsvorsitzender der Helios Spital Überlingen GmbH. Ziel sei es, so Möller, „medizinisch und administrativ eng zusammenzuarbeiten und die Qualität und Leistungsfähigkeit der zum Cluster gehörigen Kliniken gemeinsam weiterzuentwickeln“. Die Patienten profitierten von der gebündelten Kompetenz in Vorsorge, Diagnostik und Therapie bis hin zur Nachsorge, ist er überzeugt. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es ein Mehr an Möglichkeiten, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln.
Konzept hat sich bewährt
In einigen Kliniken wie beispielsweise in Thüringen Mitte oder Oberbayern habe sich die Konstellation eines Geschäftsführers für mehrere Kliniken innerhalb eines Clusters bereits gut bewährt, heißt es in der Stellungnahme des Helios Spitals. Vor diesem Hintergrund habe man sich entschlossen, die bereits bestehenden Kooperationen zwischen Überlingen und Rottweil in der Kardiologie und in der Verwaltung auszubauen und dafür ab dem 1. Dezember 2022 ein Cluster Rottweil-Überlingen zu gründen. „Die beiden Kliniken passen von ihrem Leistungsspektrum her bestens zusammen, so dass weitere Kooperationen zur gegenseitigen Stärkung beitragen.“
Klinik-Chef ist jetzt gefordert
Geschäftsführer Robert Brandner ist jetzt für zwei Kliniken zuständig. „Ich bin mir dieser Herausforderung bewusst, habe aber auch schon Überlingen nicht allein, sondern mit einem starken Team gemeinsam geführt“, erklärt Brandner. In Rottweil wird Brandner gefordert sein, weil sich die Klinik dort erst Anfang Oktober mit einem Protestbrief niedergelassener Ärzte auseinandersetzen musste. Diese hatten anhand einiger Beispiele die Qualität der Patientenversorgung dort in Frage gestellt und sich mit ihren Klagen an Landrat und Kreistag gewandt hatten.
In Überlingen bricht Oberbürgermeister Jan Zeitler eine Lanze für das Überlinger Helios-Spital. Kommune und Klinik hätten bereits erfolgreich gemeinsame Projekte umgesetzt und würden das auch in Zukunft tun, betont Zeitler. „Ein Beispiel sind unsere umfangreichen Impfaktionen für unsere Bürgerinnen und Bürger sowie Interessierte“, sagte der OB: „Das Helios Spital ist unser Krankenhaus in Überlingen und kompetenter Ansprechpartner in einem breiten medizinischen Spektrum.“