Seit Monaten wird im Kreis Sigmaringen um die geplanten Schließungen der SRH-Krankenhäuser in Pfullendorf und Bad Saulgau gestritten. Im November protestierten rund 600 Bürger für den Erhalt der kleineren Klinikstandorte, äußerten aber auch Ängste bezüglich des Standorts in Sigmaringen.
Könnten Patienten generell abwandern? Ziel wären im Bodenseekreis das Helios-Spital in Überlingen und die beiden Kliniken des Medizin Campus Bodensee. Julia Stapel, Pressesprecherin im Helios, erklärt: „Die Entwicklung der beiden SRH-Kliniken wird von uns, seit Bekanntgabe durch die Presse, regelmäßig verfolgt und im Auge behalten. Insbesondere auch, um auf steigende Patientenzahlen frühzeitig reagieren zu können.“
Klinikgeschäftsführer Robert Brandner berichtet: „Einen massiven Patientenanstieg seit der medialen Berichterstattung in Pfullendorf und Bad Saulgau haben wir gegenwärtig nicht zu verzeichnen.“ Kapazitäten wären allerdings vorhanden: „Von unserer personellen Besetzung und unserer Bettenkapazitäten könnten wir ein erhöhtes Patientenaufkommen gut auffangen“, sagt Brandner.

Chefarzt lobt kollegiale Zusammenarbeit mit SRH-Kliniken
Ole Bayer, Chefarzt der Anästhesie-, Intensiv- und Notfallmedizin stellt indessen die Kollegialität zwischen den Kliniken heraus: „Die Krankenhäuser im Kreis Sigmaringen und das Helios-Spital Überlingen haben sich bisher sehr gut ergänzt und kollegial zusammengearbeitet.“
Gynäkologe wechselt von Bad Saulgau nach Überlingen
In seinen Kollegenkreis reiht sich ab 1. Januar 2022 Udo Trautmann ein. Er übernimmt die Leitung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios. Der neue Chefarzt wechselt aus der Frauenklinik Bad Saulgau am SRH-Klinikum nach Überlingen, wie das Helios mitteilt. Dort war Trautmann zuletzt seit 2010 als Leitender Arzt tätig. Die Geburtshilfe wurde bereits im Juli dieses Jahres bis auf Weiteres nach Sigmaringen verlagert. Nur der nicht geburtliche Bereich ist noch am Krankenhaus in Bad Saulgau untergebracht. Die Verlagerung war mit einem Mangel an Personal begründet worden.

Patienten aus dem Kreis Sigmaringen schon jetzt Alltag
Susann Ganzert, Pressesprecherin des Medizin Campus Bodensee (MCB), teilt zu den erwarteten Schließungen der SRH-Häuser mit: „Der Medizin Campus Bodensee nimmt selbstverständlich die Veränderung in der Krankenhauslandschaft in der näheren und weiteren Umgebung wahr. Und nein, wir bereiten uns nicht auf Patienten aus Saulgau oder Pfullendorf vor – sind aber auch für Patienten aus dieser Region da.“
Schon jetzt zählten Menschen aus dem Landkreis Sigmaringen zu den Patienten, „da es im MCB ja mehrere zertifizierte und weit über die Region hinaus bekannte Organ- und Kompetenzzentren gibt, die die Versorgung der Betroffenen sicherstellen. Das wird auch künftig so sein“.
Ein zweites Gutachten soll nun die Ergebnisse des im August offiziell vorgelegten Erstgutachtens, das eine Schließung der SRH-Krankenhäuser Bad Saulgau und Pfullendorf empfiehlt, überprüfen. Es wird derzeit erstellt.