Lucas Peuser

Die Sonne prallt auf den Campingplatz Birnau-Maurach am Bodensee. Über die Wege, die zwischen den vielen Wohnwägen, Wohnmobilen und Zelten angelegt sind, schlendern die Urlauber. Alle grüßen sie im Vorbeigehen Werner Stuber. Zwischen den vielen weißen mobilen Wohneinheiten fällt der Platzwart in seinen roten Shorts und dem T-Shirt besonders auf.

Es ist eine familiäre Atmosphäre hier auf dem Campingplatz direkt am Bodenseeufer. Die Menschen auf dem Platz sind sich vertraut und winken dem Platzwart an der Rezeption zu. Die Leute seien glücklich und zufrieden, meint Stuber und winkt dabei den vorbeilaufenden Gästen zurück.

Auf dem Platz kennt ihn eigentlich jeder. Werner Stuber ist Platzwart und geht den Gästen auf dem Campingplatz zur Hand.
Auf dem Platz kennt ihn eigentlich jeder. Werner Stuber ist Platzwart und geht den Gästen auf dem Campingplatz zur Hand. | Bild: Lucas Peuser

Viele machen das erste Mal Urlaub in Deutschland

Doch es ist nicht selbstverständlich, dass die Stimmung so ausgelassen ist. Manche Urlauber verbringen ihre Freizeit gezwungenermaßen in Deutschland. Die Corona-Pandemie erschwert Urlaubsreisen ins Ausland, weswegen sich einige dagegen entscheiden müssen. Auch Werner Stuber nimmt das wahr. Die Menschen hätten Sorge, ins Ausland zu reisen. Je nach Reiseziel müssten sich Rückkehrer einer Quarantäne unterziehen. Daher würden viele Urlauber nun ihre ersten Reiseerfahrungen in Deutschland sammeln.

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„Die Leute lernen jetzt mal Deutschland kennen“, gibt Werner Stuber schmunzelnd zu. Doch das Wetter macht den neuen Gästen und den Betreibern der Campingplätze dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung. Die vielen Regentage veranlassen Besucher, spontan abzureisen. Besonders hier, wo man die Besucher nur den Zeitraum bezahlen lässt, den sie auf dem Campingpark verbracht haben, macht sich das bemerkbar.

„Die Leute lernen jetzt mal Deutschland kennen.“
Werner Stuber, Platzwart

Trotzdem möchte man an diesem Grundsatz festhalten, betont Stuber. Dafür hat der Platz nicht wesentlich unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelitten. Die Plätze sind alle belegt, denn die Menschen hätten Raum, Abstände einzuhalten, und jeder seinen eigenen Bereich.

Von links: Karen Müller, Gabriele Braig, Miriam Braig, Frank Braig, Oliver Braig, Werner Stuber und Gebhard Müller.
Von links: Karen Müller, Gabriele Braig, Miriam Braig, Frank Braig, Oliver Braig, Werner Stuber und Gebhard Müller. | Bild: Lucas Peuser

Familie Müller und Braig aus Allmendingen machen nicht das erste Mal Urlaub in Deutschland und auch nicht das erste Mal auf dem Campingplatz Birnau-Maurach. Seit 26 Jahren verbringt Gebhard Müller seinen Urlaub auf dem Platz. Nachdem er 1996 aus dem Besitz von Markgraf Max von Baden in eine Eigentümergemeinschaft überführt wurde, ist auch Gebhard Müller mittlerweile Teilhaber.

Vier Generationen aus einer Familie auf dem Campingplatz

Für ihn und seine Familie ist der Platz zu einer zweiten Heimat geworden, denn sie alle schätzen die Bodenseeregion sehr. Gebhard Müller selbst war schon in Ägypten und an anderen internationalen Urlaubszielen, aber findet es hier immer noch am schönsten, wie er sagt.

Zeitweise waren sie auf dem Gelände sogar mit vier Generationen vertreten, doch sein Vater ist mit mittlerweile 97 Jahren nun nicht mehr mit dabei. Das derzeit wechselhafte Wetter hat sie noch nicht zum Abreisen veranlasst. Die Familie nutzt Regen für den Stadtbummel oder einen Ausflug in die Therme von Überlingen.

Simon Stockmaier, Lars Karle, Nico Winkler, Luca Panic und Manuel Mischka (von links) sind innerhalb von zwei Tagen von Stuttgart mit ...
Simon Stockmaier, Lars Karle, Nico Winkler, Luca Panic und Manuel Mischka (von links) sind innerhalb von zwei Tagen von Stuttgart mit dem Fahrrad an den Bodensee gefahren und entspannen am Privatstrand des Campingplatzes. | Bild: Lucas Peuser

Sehr viel Verantwortung bleibt an Betreiber hängen

Nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt, ist Ludger Gern Inhaber vom Campinghof Salem. Auch er sagt, dass das Camping „boomt“. Viele Erstcamper würden gerade coronabedingt das Reisen in Deutschland kennenlernen. Mehr Unterstützung hatte er sich bei der Organisation der Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus erhofft.

Der gesamte Aufwand, wie eine eigene Teststation, sei am Familienbetrieb hängen geblieben. Hinzu komme, dass die Besucher aus unterschiedlichen Bundesländern anreisen würden und alle verschiedenste Testnachweise mit sich brächten. Die Kontrollen, die auch in der Verantwortung des Betriebes stehen, würden sich dadurch teilweise unnötig kompliziert gestalten.

Auch Ludger Gern hat unter dem schlechten Wetter diesen Sommer gelitten. Die unstabile Wetterlage habe für mehr spontane An- und ...
Auch Ludger Gern hat unter dem schlechten Wetter diesen Sommer gelitten. Die unstabile Wetterlage habe für mehr spontane An- und Abreisen auf dem Gelände und damit für einen wesentlich größeren Aufwand gesorgt. | Bild: Lucas Peuser

Mehr Aufwand durch wetterbedingte Abreisen

Auch er hat unter dem oft schlechten Wetter diesen Sommer gelitten. Die unstabile Wetterlage habe für mehr An- und Abreisen auf dem Gelände und damit für einen größeren Aufwand gesorgt. Ein Wochenende hatte er plötzlich niemanden mehr auf dem Platz, da dieser komplett unter Wasser gestanden hätte. Mit einem großen Kraftakt habe er mit seiner Familie den Platz mit Kies aufschütten müssen, um die Wassermassen in den Griff zu bekommen.

Wie geht es im kommenden Sommer weiter?

Was ihn aber besonders stört, ist, dass ihm niemand sagen kann, wie es im nächsten Sommer aussieht. Seit Corona sei es in jedem Frühjahr noch unklar gewesen, ob er seinen Platz betreiben könne. Die Angestellten, wie Koch und Reinigungskräfte, musste er deswegen immer wieder vertrösten.

Die einzige Lösung sieht er deutlich: die Impfung. Anders würde es vermutlich immer so weitergehen und die Sicherheit sei für ihn und seine Branche existenziell. „Wichtig ist, dass man eine Perspektive hat, dass man planen kann“, mahnt Ludger Gern bestimmt.

Anja und Uwe Link aus Brey bei Koblenz sind mit Hund Ole gerade erst angekommen. Uwe Link bereist in seinem Urlaub normalerweise die ...
Anja und Uwe Link aus Brey bei Koblenz sind mit Hund Ole gerade erst angekommen. Uwe Link bereist in seinem Urlaub normalerweise die weite Welt und doch schätzen beide ihren Urlaub in Heimatland bis jetzt. | Bild: Lucas Peuser

Doch auch er nimmt wahr, wie zufrieden seine Gäste sind. Alle seien froh, dass das Reisen, wenn auch eingeschränkt, wieder funktioniere. Außerdem ist das Wetter mittlerweile auch wieder freundlicher und Attraktionen wie die Landesgartenschau in Überlingen sorgten für einen zusätzlichen Andrang.

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