Gegenüber unserer Zeitung legte Mediziner Tobias Noll von OZBS ein deutliches Bekenntnis ab: „Wir verlegen unsere Praxis auf den Campus,“ sagte er im Namen seiner Kollegen. Damit sind die Ärzte des Orthopädischen Zentrums die ersten, die auch öffentlich einen Knopf an die Sache machen. „Wir haben uns entschieden“, sagte Noll, „denn wir halten den Campus für ein zukunftsfähiges Projekt.“

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Die Partner des Orthopädischen Zentrums sind neben Tobias Noll die Ärzte Jens Bayer, Oleg Mironov und Andreas Lange. Kollege Michael Mohr arbeitet seit Beginn des Jahres als angestellter Arzt im OZBS, in Teilzeit ebenfalls Dirk Thümmler. Die Praxis hat ihre Räume derzeit noch im Marienhaus-Komplex in der Innenstadt.

„Wir sehen den Campus als einmalige Chance“, sagte Tobias Noll. Für das Orthopädische Zentrum sei dies eine Perspektive in die Zukunft. In einer solchen zentralen Einrichtung könnten Ärzte künftig – gewissermaßen Tür an Tür – fachübergreifend praktizieren. Darin sieht er ein zeitgemäßes Arbeiten. Die Vorteile des Campus liegen für ihn auf der Hand:

Im ehemaligen Spital soll der Campus entstehen. Im EG ist das Ärztezentrum auf 4500 Quadratmeter geplant, wo auch die Orthopäden auf 600 ...
Im ehemaligen Spital soll der Campus entstehen. Im EG ist das Ärztezentrum auf 4500 Quadratmeter geplant, wo auch die Orthopäden auf 600 Quadratmeter einziehen werden. Im Hintergrund (rechts) ist die Rehaklinik zu sehen, die ebenfalls Bestandteil des Campus werden soll. | Bild: Wolfgang Köster

Größere Einheiten schaffen

Die Konzentration von Ärzten der verschiedensten Fachrichtungen auf dem Campus bietet laut Noll enorme Vorteile. Durch die örtliche Nähe entstehe eine Vernetzung der medizinischen Kompetenz. Dies garantiere über eine grundlegende medizinische Versorgung hinaus auch fachspezifische Versorgung. Verschiedene Disziplinen auf kurzen Wegen, dazu noch medizinische und medizinnahe Berufe wie Physiotherapie, Apotheke, Sanitätshaus etc. Noll: „Größere Einheiten bieten einfach mehr Synergien.“ Dies gelte unter Umständen auch für die Zusammenlegung von administrativen Aufgaben.

Mehr Anreize für Fachkräfte

Außerdem werde ein Zentrum wie der geplante Campus nicht nur auf Patienten, sondern auch auf medizinisches Fachpersonal eine „Strahlkraft“ auswirken, so Noll. Er ist sich sicher, dass heute sowohl Mediziner wie auch Arzthelferinnen größere Einheit als Arbeitsplatz vorziehen. „Es ermöglicht wesentlich mehr Flexibilität in der Balance zwischen Arbeit und Freizeit“, so Noll. Hinzu komme im aktuellen Fall auch die Planung von Wohnungen und eines Kindergartens: „Das sind große Pluspunkte“, sagte er im Hinblick auf die Fachkräftemangel gerade im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet.

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Vorhandene und neue Infrastruktur

Das ehemalige Spital eigne sich gut für den Campus, weil die Räume vorhanden seien und bereits seit Jahrzehnten eine medizinische Nutzung gehabt hätten. Auf 4500 Quadratmetern biete es großzügige Möglichkeiten. Pluspunkte seien zudem eine gute Erreichbarkeit mit ausreichende Parkplätzen.

Zusätzliches Plus für den Campus

Mit dem Einzug des Orthopädischen Zentrums wird es dort zumindest tagsüber zu den üblichen Praxiszeiten auch eine Notfallversorgung geben. „Das bieten wir bereits jetzt an“, sagt Noll, nur sei es seltsamerweise wenig bekannt. Fünf bis acht Notfällen verarztet des OZBS heute täglich: Berufs-, Schulunfälle, Stürze, natürlich alle orthopädischen Indikationen, aber auch Schnittverletzungen, offene, blutende Wunden. Das OZBS kann diese Leistung anbieten, weil die Mediziner Noll und Bayer nicht nur Fachärzte für Orthopädie sind, sondern auch für Unfallchirurgie. Natürlich gebe es bei der Schwere der Verletzungen Grenzen, so Noll, schließlich sei man kein Krankenhaus. Auch internistische Erkrankungen sind beim OZBS nicht an der richtigen Stelle. Dennoch könnten laut Noll viele Patienten, die heute auf den Fluren der Spitalambulanzen warten, beim OZBS behandelt werden.

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Gegen den drohenden Ärztemangel

Tobias Noll und seine Kollegen sind sich sicher, dass sich die Situation der ärztlichen Versorgung auf dem Land weiter verschärfen werde. Der Trend zu solchen Campus-Lösungen hält Noll deshalb für den richtigen Weg. Er weiß, dass es in der Ärzteschaft der Region auch zögerliche Kollegen gibt. „Natürlich ist so ein Umzug auch ein betriebswirtschaftliches Risiko“, räumt er ein. Aber er und seine Partner seien sich einig, der Campus werde ein „Anziehungspunkt und Magnet“ in der medizinischen Versorgung der Region.