Es sieht auf den ersten Blick wie ein vorgezogener Aprilscherz aus: Die Stadt Wehr möchte bei der Suche nach dem Standort für ein Zentralklinikum im Landkreis Waldshut ebenfalls ihren Ring in den Hut werfen. Zwar rechnet die Verwaltung nicht ernsthaft damit, dass Wehr in der Standortfrage zum Zug kommen könnte, wie sie in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung durchblicken lässt. Wehr liege "zweifelsfrei" nicht zentral im Landkreis. Auch nutze "ein Großteil der Bevölkerung der Stadt Wehr seit Jahrzehnten die Krankenhäuser im benachbarten Landkreis Lörrach". Dennoch meint es die Verwaltung mit ihrem Vorstoß ernst. Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung am heutigen Dienstag um 19 Uhr im Alten Schloss entscheiden, ob Wehr mit einem eigenen Grundstück im Gebiet "Rheinau-Nagelfluh" in das Auswahlverfahren für den Zentralspital-Standort einsteigen soll.

"Auch aus taktischen Gründen" sei die Benennung eines Standorts auf eigener Gemarkung überlegenswert, so die Verwaltung. Gleichwohl ist in der Art, wie die Stadtverwaltung für ihren Vorstoß wirbt, auch ein gehöriges Maß Trotz herauszulesen: Wehr sei die drittgrößte Kommune im Landkreis und liege zentral genug, dass der Abfall des gesamten Landkreises auf die hiesige Kreismülldeponie gebracht werden könne. Insofern "wäre es aus Sicht der Verwaltung möglich, auch einen Standort für das neu zu errichtende Zentralkrankenhaus des Landkreises von Seiten der Stadt Wehr zu benennen."

Das von der Stadt ins Auge gefasste Gebiet "Rheinau-Nagelfluh" entspreche den vom Kreis formulierten Auswahlkriterien für den Klinikstandort bestens. Insbesondere wäre eine "optimale Verkehrsanbindung" gegeben, denn das Gebiet sei nur etwa 300 Meter von der B34 und der B518 entfernt. Zum Bahnhof Brennet seien es sogar nur 250 Meter. Zudem werde sich die Gesamtsituation in absehbarer Zeit durch die A98 noch weiter verbessern. Auch im Hinblick auf die Größe könne das Gebiet mithalten. Gefordert werde ein Grundstück mit 60000 Quadratmetern Fläche. Dies sei vorhanden, wenngleich der Zuschnitt nicht ideal sei. "Die notwendigen bauleitplanerischen Schritte zur Entwicklung der Fläche als Sondernutzungsfläche für ein Zentralkrankenhaus könnten umgehend eingeleitet werden", so die Verwaltung. Schließlich gehöre bereits ein Großteil des Areals der Stadt. Nachteil sei, dass den Bürgern ein beliebtes Naherholungsgebiet verloren gehe.