Es ist ein Novum in der Geschichte der CDU am Hochrhein: Die amtierende CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller muss sich parteiinterner Konkurrenz erwehren. Der 25-jährige Lauchringer Simon Herzog will ihr die Kandidatur streitig machen und für den Wahlkreis Waldshut im kommenden Jahr in den Landtag ziehen.
Wer sind die Bewerber?
Sabine Hartmann-Müller wurde 1962 im Allgäu geboren, vor über 35 Jahren kam sie mit ihrem Mann an den Hochrhein. Die zweifache Mutter ist Diplom-Betriebswirtin, seit 25 Jahren Stadträtin in Rheinfelden, außerdem war sie einige Jahre Ortsvorsteherin in Rheinfelden-Herten. 2017 rückte sie für Felix Schreiner in den Landtag nach. 2021 erreichte sie für die CDU im Wahlkreis nur 22,9 Prozent und konnte damit nur knapp das Zweitmandat erringen.
Simon Herzog ist 25 Jahre alt. Nach seinem Dualen Studium ist er bei einem Automobilhersteller in Neckarsulm als Wirtschaftsinformatiker tätig. Seit 2019 engagiert er sich in der CDU, er gehört dem Lauchringer Ortsverband des Kreisvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner an. Er ist in Vorstandsämtern auf Orts- und Kreisebene in der Jungen Union und der CDU tätig. Nebenberuflich ist er zudem im Abgeordnetenbüro von Felix Schreiner beschäftigt.
Am Freitagabend kam es in Bad Säckingen zum ersten öffentlichen Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten: In einer parteiinternen Kandidatenvorstellung stellten sie sich den CDU-Mitgliedern aus dem westlichen Teil des Landkreises und ihren Fragen.
Wie war das Duell der CDU-Bewerber?
Das Duell hätte kaum unterschiedlicher sein können: Auf der einen Seite die seit 2017 amtierende Abgeordnete Sabine Hartmann-Müller (62), die trotz ihrer Erfahrung nervös und unsicher wirkte und ihren vorbereiteten Vortrag vom Blatt ablas. Auf der anderen Seite der junge Simon Herzog, der sich souverän und selbstsicher in freier Rede vorstellte.
Dass Hartmann-Müller die unerwartete Konkurrenz aus dem Osten des Landkreises arg zu schaffen machte, zeigte sich auch am Ende der Veranstaltung: Ein gemeinsames Pressefoto mit ihrem Mitbewerber lehnte sie ab. Während Herzog noch lange das Gespräch mit den CDU-Mitgliedern suchte, hatte die Abgeordnete schon früh die Heimreise angetreten.
In ihrer persönlichen Vorstellung stellte Sabine Hartmann-Müller ihr persönliches Engagement für den Wahlkreis in den Mittelpunkt. „Mit großer Freude und Motivation bin ich Botschafter unserer Region“, so die 62-Jährige. Aufgrund ihres Einsatzes seien viele Fördermittel in den Wahlkreis geflossen, mit denen Dorfplätze und kommunale Gebäude saniert werden konnten. Auch den Breitbandausbau habe sie intensiv begleitet und unterstützt. Für das Bad Säckinger Aqualon habe sie Gespräche im Wirtschaftsministerium organisiert. „Bei der ärztlichen Versorgung haben wir erreicht, dass wir nun einen runden Tisch im Landratsamt organisiert haben“, hob Hartmann-Müller hervor.
Simon Herzog begründete seine Bewerbung mit dem Generationswechsel, den die CDU erlebe. Durch den Partei- und Fraktionsvorsitzenden Manuel Hagel gebe es in der Partei eine neue Dynamik, zu der er gerne seinen Beitrag leisten wolle. Ihn treibe die Frage um: „Wie gewinnen wir junge Leute für die CDU?“ Seine Kandidatur sei „keine Karriereoption“, denn er sei auch in seinem Beruf schon erfolgreich, so Herzog. Er sieht es als Aufgabe der Politik an, die Rahmenbedingungen der Wirtschaft zu verbessern. Dazu zählt er den Bürokratieabbau, sinkende Energiepreise und die Digitalisierung. „Damit rückt der ländliche Raum näher an die Städte ran“, so Herzog.
Wie geht es weiter mit der Nominierung?
Am Montag, 17. März, beginnt um 19 Uhr im Landhotel „Wilder Mann“ in Eggingen die Kandidatenvorstellung für Mitglieder aus dem östlichen Teil des Landkreises. Die Nominierungsversammlung für den Wahlkreis Waldshut findet dann am Samstag, 22. März, um 15¦Uhr in der Gemeindehalle in Dogern statt. Als Ersatzkandidat für den oder die Landtagskandidatin geht der Pressesprecher des Kreisverbands, Philipp Studinger, ins Rennen.
Was ist das Besondere an dem Duell?
Noch nie erhielt ein amtierender CDU-Landtagsabgeordneter im Kreis Waldshut bei seiner erneuten Bewerbung Konkurrenz aus der eigenen Partei. Seit Bestehen des Landtagswahlkreises im Jahr 1976 gab es erst ein einziges Mal zwei Bewerber um die CDU-Kandidatur: 2010, als der langjährige Landtagspräsident Peter Straub seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, konnte sich der damals 24-jährige Felix Schreiner gegen Volker Schnebele durchsetzen.
Welche Gemeinden gehören zum Wahlkreis?
Zum Wahlkreis Waldshut gehören heute der südliche Teil des Landkreises Waldshut sowie aus dem Nachbarkreis Lörrach die Kommunen Rheinfelden und Schwörstadt. Der Wahlkreis war fast immer in CDU-Hand: Von 1976 bis 1984 gewann Rudolf Eberle (Bad Säckingen) das Erstmandat, von 1988 bis 2006 Peter Straub (Waldshut), 2011 und 2016 Felix Schreiner (Lauchringen). 2021 ging das Erstmandat an Niklas Nüssle von den Grünen (Wutöschingen).