Auf einem Wachstumskurs befindet sich das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) nach dem Umzug aller Abteilungen in den Gesundheitscampus: „Pro Quartal steigen die Patientenzahlen um 30 bis 40 Prozent an“, beschreibt der neue MVZ-Geschäftsführer Alexander Kaiser (35) die große Nachfrage nach dem ärztlichen Angebot.

Kaiser, der erst seit Mitte des Jahres als Arzt im MVZ angestellt ist, hat nun die Geschäftsführung des kommunalen Ärztezentrums übernommen. In den vergangenen Monaten hatte er bereits gemeinsam mit Sabine Johnstone die ärztliche Leitung inne. Nun trägt er auch Verantwortung im betriebswirtschaftlichen Bereich sowie in der Verwaltung der kommunalen Gesellschaft. Die beiden Funktionen in Personalunion auszuüben, sei „eine einmalige Gelegenheit“, so Kaiser. Gerade an Kliniken gebe es öfters den Dissens, was medizinisch notwendig sei und was betriebswirtschaftlich vernünftig. „Wenn man beides im Blick hat, kann man ganz anders agieren“, ist Kaiser überzeugt.

Trotz des starken Zuwachses will Kaiser „keine Massenabfertigung der Patienten“: Auch beim ärztlichen Angebot soll das MVZ deshalb noch wachsen, und das nicht nur in den bestehenden Fachbereichen: Kaiser möchte gerne das Fächerspektrum des MVZ um medizinische Psychotherapie und Chirurgie erweitern. „Und natürlich meine Herzensangelegenheit, die Onkologie.“

Zwei Doktortitel mit Anfang 30

Kaiser hat mit 35 bereits zwei Doktortitel sowie zwei Facharzttitel: einen in Innerer Medizin sowie einen in Hämatologie/Onkologie. Außerdem besitzt er einen Master-Abschluss in Molekularer Medizin sowie eine Zusatzausbildung in Notfallmedizin, so dass er in Waldshut und Bad Säckingen auch als Notarzt im Einsatz ist.

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„Eine beeindruckende Vita“, findet auch Bürgermeister Alexander Guhl, der froh ist, den Mediziner auch als MVZ-Geschäftsführer gewonnen zu haben. Nach seiner Universitätskarriere an der Uni Jena kam Kaiser an den Hochrhein. „Der Liebe wegen“, sagt Kaiser und lächelt. Zunächst mit einer halben Stelle am MVZ und einer weiteren halben am Klinikum Hochrhein in Waldshut. Letztere habe er aber zwischenzeitlich aufgegeben. „Auf zwei Hochzeiten zu tanzen ist zu viel“, so der Mediziner, der sich für Bad Säckingen entschied: „Am MVZ habe ich deutlich mehr Optionen, etwas zu bewegen.“ Dass es hier mehrere medizinische Abteilungen gibt, sei für ihn „ein Bonus“.

Bürokratische Hindernisse

Am MVZ ist Kaiser bislang für Kassenpatienten nur als Hausarzt tätig. Als Onkologe darf er nur Privatpatienten abrechnen. Denn obwohl er einen Facharzttitel in Onkologie hat, fehlt ihm bislang die fachärztliche Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung. Warum der Zulassungsausschuss ihm diese bislang nicht zugesprochen hat? „Wenn ich dieses Rätsel lösen könnte“, ist Kaiser selbst ratlos. Alexander Guhl spricht dagegen von „unterschiedlichen Rechtsauffassungen“, weshalb das MVZ auch Widerspruch gegen die Entscheidung des KV-Zulassungsausschusses eingelegt hat. Das Ziel für Kaiser ist aber klar, wie er sagt: Er will – neben seiner Geschäftsführertätigkeit – künftig auch wieder sowohl als Hausarzt als auch als Onkologe für Kassenpatienten da sein.

Beim ärztlichen Personal erwartet der neue MVZ-Geschäftsführer schon in den nächsten Wochen positive Nachrichten. Anfang kommenden Jahres sollen beispielsweise alle 2,5 Frauenarzt-Stellen besetzt sein. „Die gynäkologische Durststrecke sollte beendet sein“, so Kaiser.

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Eine weitere Idee des Mediziners, die er im kommenden Jahr umsetzen will: Mit erweiterten Öffnungszeiten an Samstagen könne das MVZ zwar keine Notfallpraxis ersetzen, aber doch die Notfallambulanzen der Kliniken entlasten. „Das MVZ ist ein Rohdiamant mit einer grundsoliden Basis, mit der sich arbeiten lässt“, sieht der 35-Jährige viel Potential zur Weiterentwicklung.