In einigen Schulen im Landkreis Waldshut werden die Schüler in diesen Tagen noch mit PCR-Pooltests auf das Coronavirus getestet. Dabei werden alle Proben der Klasse gemeinsam im Labor untersucht.
Die PCR-Tests sind zwar viel zuverlässiger als Schnelltests, aber sie bedeuten im Nachgang auch viel Aufwand. Denn gibt es einen positiven Pool, müssen sich alle Schüler der Klasse nachtesten lassen – und das geht aktuell ebenfalls nur mit einem PCR-Test. Eltern in Bad Säckingen kritisieren zum Teil den Aufwand, der durch Nachtestungen entsteht. Und Kinderarzt Thomas Werner muss wegen zu vieler Nachtestungen seine Sprechstunden einschränken. Auch die Labore stoßen an ihre Grenzen.
Auch im Schulamt Lörrach hat man festgestellt dass die Pooltests für die Kinder zwar angenehmer seien, aber zu Problemen der Absonderung und Nachtestungen führen, wie die kommissarische Leiterin Regina Höfler mitteilt.
Denn: Ist ein Pooltest positiv, müssen alle Kinder zur Nachtestung. Dadurch fällt Unterricht aus: „Eine Rückkehr in den Präsenzunterricht ist erst möglich, wenn die PCR-Testergebnisse für die einzelnen Kinder vorliegen“, erklärt Höfler. „Da es im Moment in fast in allen Klassen positive Fälle gibt, besteht die Problematik eines ständigen ‚Wechselbades‘ aus Absonderung, bis das Testergebnis vorliegt, und Unterricht bis zum nächsten positiven Pooltest.“
Die Nachtestungen selbst führen zusätzlich zu mehr Aufwand bei den Kinderärzten.
Praxis muss Sprechstunde einschränken
Den gestiegenen Aufwand bestätigt der Bad Säckinger Kinderarzt Thomas Werner. In der vergangenen Woche habe er an einem Tag 70 Kinder getestet, in der Regel sind es aktuell 30 bis 40 PCR-Tests täglich. Die Tests gingen mittags ins Labor. Das heißt wiederum, die Nachtestungen müssten vormittags stattfinden, dann, wenn die Eltern eigentlich arbeiten.
Auch der laufende Betrieb leide darunter, die Vormittags-Sprechstunde könne nur eingeschränkt angeboten werden, erklärt Werner. Tests von Erwachsenen führe die Praxis mittlerweile gar nicht mehr durch. Denn mit den Testungen der Kinder, Impfungen und vielen Infekten außerhalb von Corona wie etwa dem RS-Virus, sei die Praxis ohnehin schon übermäßig beschäftigt.
Jeder Pool könnte aktuell positiv sein
„Pooltests sind an sich ein tolles Prinzip und sehr zuverlässig“, weiß Kinderarzt Thomas Werner. „Aber mit den aktuell hohen Inzidenzwerten muss man damit rechnen, dass jeder Pool einen positiven Test enthält, da kommt das System an seine Grenzen“, sagt er. Hier müsse es neue Regelungen geben, die sich der Kinderarzt von der Bund-Länder-Konferenz erhofft.
Eine Alternative könnte laut Werner sein, die Nachtestungen mit PCR-Tests durch zuverlässige Schnelltests zu ersetzen.
Bad Säckingen setzt Pool-Testungen aus
Auch das Labor, mit dem die Kinderarzt-Praxis zusammenarbeitet, sei überlastet. „Sie haben uns letzte Woche mitgeteilt, dass sie über ihren Kapazitäten liegen“, so Werner. Auch die Stadt Bad Säckingen hat laut Christian Heinemann bereits eine solche Vorwarnung vom Labor erhalten.

„Ab der kommenden Woche müssen wir tatsächlich die Pooltests aussetzen. Bis auf Weiteres wird dann an allen Schulen mit Antigen-Schnelltests gearbeitet“, erklärt der Mitarbeiter des Ordnungsamtes am Mittwoch. Dies werde wohl durch die Omikron-Welle noch eine Zeit lang so bleiben. „Wir sind daher dabei, unsere Schnelltest-Reserven deutlich aufzustocken.“
Verordnung fordert PCR-Nachtestungen
Heinemann spricht übrigens sehr wohl von einer Strategie zu den bisherigen Nachtestungen: „Die Strategie lautete grundsätzlich, dass die Nachtests als PCR-Tests beim Hausarzt, alternativ bei der Corona-Schwerpunktpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung, durchgeführt werden.“
Da dies durch die wachsende Belastung der Ärzte allerdings immer schwieriger geworden sei, wurde in Absprache mit dem Gesundheitsamt entschieden, dass auch auf Bürgertests an öffentlichen Teststellen ausgewichen werden kann. Aber: „Die aktuelle Fassung der Verordnung fordert nun wieder explizit einen PCR-Nachtest.“ Dies führe zur genannten Problematik der überlasteten Praxen, da eine PCR-Teststelle in Bad Säckingen nicht vorhanden ist.
„Diese konnte trotz entsprechender Bemühungen auch nicht auf den Weg gebracht werden“, sagt Heinemann von der Stadt. In der Zeit bis zu den Ergebnissen der Nachtestungen sollen die Schüler übrigens tatsächlich nicht unterrichtet werden, allenfalls über Onlineplattformen – „soweit die Schulen hier spontan reagieren können“, so Heinemann.
Keine Pooltests an Waldshuter Schulen
Die Stadt Waldshut-Tiengen vertrat bereits im Oktober die Haltung, dass eine Pooltestung aufgrund der Entfernung und Auslastung des Labors in Freiburg derzeit keine Option ist. Und diese Haltung habe sie auch heute noch, wie Jacqueline Scheuch von der Stadt informiert.
Zwischenzeitlich komme die Thematik hinzu, dass vorgesehen ist, dass die PCR-Testungskapazitäten aktuell priorisiert werden sollen. Grund dafür sind laut Scheuch die spätestens für Mitte Februar erwarteten Fallzahlen. „Die PCR-Pooltestungen stehen offensichtlich in direkter Konkurrenz zu PCR-Testungen in Krankenhäusern oder Pflegereinrichtungen, die nach der Priorisierung nun zunächst vorrangig Anspruch haben sollen“, so Scheuch. „Ein Einstieg in die PCR-Pooltestung in Kitas oder an Schulen ist aus unserer Sicht nicht ratsam.“