Am Rhein zu wohnen, bedeutet für die Stadt Bad Säckingen und deren Bewohner, sich immer wieder mit Hochwasser auseinanderzusetzen. So war es auch vor 25 Jahren an Pfingsten. Ein Ereignis, das immer wieder vorkommt, wie schon frühere Generationen wussten. Auch Joseph Victor Scheffel erlebte, wie der Rhein vom langsam dahinfließenden Fluss zur reißenden Flut wird.

In seinem Brief an seine Mutter vom 4. August 1851 schreibt er: „Die Nachrichten von der großen Überschwemmung, die aus dem Unterland zu uns kommen, lauten gar gefährlich; seit drei Tagen haben wir keine Briefe und Zeitungen weiter als von Freiburg erhalten. Vor meinen Fenstern tobt eine kolossale Wassermasse; vorgestern kam alles Mögliche den Rhein herabgeschwommen, Balken, Bretter sämtliche Fischerhütten, Lachsfänge.“ (Quelle Stadt Säckingen (HRSG) 1967).
Dabei ist die Stadt von zwei Seiten von Hochwasser bedroht. Die Bäche vom Hotzenwald können über die Ufer treten und zu Überschwemmungen führen. Der sonst ruhig fließende Rhein kann sich in eine reißende „Furie“ verwandeln. Beide Ereignisse treffen im Jahr 1999 ein. Im Februar gibt es Hochwasser vom Hotzenwald her und am 12., 15. und 22. Mai erlebt Bad Säckingen das Jahrhunderthochwasser. 4650 Kubikmeter pro Sekunde wälzen sich am 12. Mai 1999 durch das Rheinbett – mit den entsprechenden Folgen. „Wir sind haarscharf an einer Katastrophe vorbei“, erinnert sich Jürgen Huber vom städtischen Tiefbauamt. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und der Bauhof sind im Einsatz.
Eine Marke am Rheinuferweg erinnert an dieses katastrophale Hochwasser. Allein am Rheinuferweg entsteht ein Schaden von rund 130.000 Euro. Der Pegel in Hauenstein erreicht an Pfingsten vor 25 Jahren den historischen Höchststand von 11,21 Meter – normal sind es vier Meter.

Der Rhein präsentiert sich als reißender und brodelnder Fluss, der unzähliges Treibgut mit sich führt. Das Rheinkraftwerk stellt seine Turbinen ab und öffnet die Überläufe. Die Situation in Rheinnähe entwickelt sich schlimmer als beim letzten großen Hochwasser 1994. Die Rheinbrücke wird zeitweise gesperrt. Der Rheinuferweg steht unter Wasser. Hunderte von Baumstämmen samt Wurzeln wiegen sich in der rauschenden Brandung und bleiben zum Teil liegen. Papierkörbe und Sitzbänke reißt die Flut mit sich. Von der Tischtennisplatte sind nur noch Trümmer übrig. Die Wassermassen und das Geschwemmsel zerstören alles, was nicht niet- und nagelfest ist.
Unter Wasser stehen zahlreiche Keller. In der Schillerstraße arbeitet sich das Grundwasser durch die Mauern. Überschwemmt ist das Gartengelände am Bootshaus. Noch nie in diesem Jahrhundert hat sich das Wasser soweit ausgebreitet. Die Gartenbesitzer ersticken im Schlamm. Und dann sind da noch die Schaulustigen. „Als unverantwortlich“ bezeichnet Huber diese Leute, die sich mit Kind und Hund über die Absperrungen hinwegsetzen und sich im Gefahrenbereich aufhalten. Eine größere Welle kann sie mitreißen und sie haben keine Chance mehr, der reißenden Strömung zu entkommen.

Wenn im Hotzenwald der Boden gefroren ist, der Schnee taut und es dabei noch kräftig regnet, führen die Bäche des Hotzenwaldes wie beispielsweise der Heimbach, der Landtenbach und der Schöpfebach große Wassermengen ins Tal. Ein solches großes Hochwasser gibt es auch 1968. Bei der damaligen Firma „Elementa“ ist eine Dole durch Holz verstopft. Das Wasser fließt über die Eggbergstraße in Richtung Bahngleise. Zahlreiche Keller in Richtung Gloria-Theater stehen größtenteils unter Wasser. Wenn bei Rechen infolge von angeschwemmten Material die Durchlaufkapazität erheblich verringert ist, sucht sich das Wasser einen anderen Weg. So geschehen am 20. und 21. Februar 1999. Der Schöpfebach läuft über. Das Gebiet um den Sennhof ist betroffen.

Das Bachbett läuft über. Das Wasser kann nur mit dem Einsatz von Sandsäcken wieder geregelt abgeleitet werden. Neuralgische Punkte sind auch die Rohre, die die Wassermengen der Bäche unter der Bundesstraße und unter den Bahngleisen durchführen. Reicht die Kapazität nicht mehr aus, kommt es zu einer Unterspülung der Gleise oder zu Schäden an der Bundesstraße. Nach jedem Hochwasser versucht die Stadt durch geeignete bauliche Veränderungen zukünftige Schäden zu vermeiden.
Hochwasser bis 1999
- 1343: Das Hochwasser überschwemmt fast die ganze Stadt und reißt die Rheinbrücke weg.
- 1480: Elf Joche der Holzbrücke fallen dem Hochwasser zum Opfer.
- 1506: Ein Brückenjoch wird vom Hochwasser weggerissen.
- 1570: Hochwasser zerstört den größten Teil der Rheinbrücke und der Stadtmauer.
- 1774: Durch Hochwasser wird das letzte Joch der Rheinbrücke zerstört.
- 1778: Die Rheinbrücke wird erneut durch Hochwasser beschädigt.
- 1851/1852: Hochwasserkatastrophen historischen Ausmaßes.
- 1876: Große Rheinüberschwemmung. Die Steinbrückstraße verband einst die Inselstadt Säckingen mit dem nördlichen Festland. Erst 1830 wurde der rechte Rheinarm zugeschüttet. Dennoch kehrte immer wieder bei Hochwasser der Strom in sein altes Bett zurück. In diesem Jahr war die Flut besonders hoch. Die Feuerwehr errichtete in der Steinbrückstraße hölzerne Notstege für die Fußgänger. Die Seitenstraßen waren nur mit Booten erreichbar. Das Wasser drang bis zur Kreuzung Steinbrückstraße/ Metzgergasse/Fischergasse vor.
- 1896: Rheinüberschwemmung.
- 1910: Hochwasser.
- 1919: Hochwasser.
- 1968: Hochwasser
- 1994: Hochwasser
- 1999: Pfingsthochwasser