Bad Säckingen Auf Einladung der Stadt Bad Säckingen und des Vereins „Faire Eine Welt“ aus Murg ist Jürgen Grässlin im Schloss Schönau aufgetreten. Vor etwa 40 Zuhörern stellte der Rüstungsgegner, Buchautor und Friedensaktivist sein neuestes Buch „Wie Lichter in der Nacht“ vor, mit dem er den Menschen Mut machen möchte, sich für Frieden einzusetzen.
„Ich habe viel über das Böse referiert und geschrieben“, meinte Jürgen Grässlin. Im Jahre 2014 stellte er in Bad Säckingen sein „Schwarzbuch zum Waffenhandel“ vor, für das er mit Whistleblowern aus der Rüstungsindustrie zusammengearbeitet hatte. Doch am Dienstag ging es um das Positive, welches wahrzunehmen inmitten der aktuellen Krisen nicht leicht fällt. Insgesamt gebe es derzeit 28 kriegerische Auseinandersetzungen, der Krieg in der Ukraine und der Nahost-Konflikt seien nur die beiden prominentesten Beispiele. Grässlin kritisierte das Hunderte von Milliarden Euro schwere „Sondervermögen“ für die Aufrüstung.
Allen, die glauben, als Einzelne könnten sie nichts bewirken, stellte er sein neues Buch entgegen. Darin enthalten sind Porträts von bemerkenswerten Persönlichkeiten, die Grässlin interviewt hat. Zustimmend zitierte er das Buch „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman, in dem die These aufgestellt wird, dass die Menschen zu solidarischem Handeln bereit seien. Für sein eigenes Buch hatte Grässlin mit der ehemaligen EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann gesprochen, die ihrer pazifistischen Haltung treu geblieben ist.
Ein weiterer „Held“ des Buches ist Yuri Sheliazhenko, Rechtsanwalt und einer der bekanntesten Kriegsdienstverweigerer der Ukraine. „Was Russland tut, ist barbarisch und völkerrechtswidrig“, stellte Grässlin klar. Doch die russischen Aggressionen würden täglich in den Medien thematisiert – weit weniger bekannt sei, dass Kriegsdienstverweigerer in der Ukraine zu bis zu fünf Jahren Haft verurteilt würden. Yuri Sheliazhenko hatte „The Ukraine Pacifist Movement“ mitbegründet und vertritt als Anwalt die Rechte der Kriegsdienstverweigerer. Er ist davon überzeugt, die Ukraine mit nicht-militärischen Mitteln verteidigen zu können. Auch Grässlin berief sich auf die Studie „Why Civil Resistance works“ und glaubt, russische Soldaten würden nicht über Menschen hinwegfahren, die sich den Panzern in einer friedlichen Blockade entgegenstellten. Ebenso porträtierte er den Israeli Rotem Levin (ehemaliges Mitglied der Israel Defense Forces) und den Palästinenser Osama Eliwat (ehemals bei der PLO). Beide haben sich den „Combatants for Peace“ angeschlossen und treten für Versöhnung ein. „Mit militärischer Logik kann keine Seite den Konflikt gewinnen“, so Grässlin. Der Vortrag fiel auf ein doppeltes Jubiläumsjahr: Vor 40 Jahren wurde der Verein „Faire eine Welt“ gegründet, vor 50 Jahren die Fairhandelsgesellschaft GEPA.