Juliane Kühnemund

Eigentlich hat das Jahr 2020 noch ganz normal begonnen – mit Feuerwerk, Neujahrsempfängen, Konzerten und vielen guten Wünschen. Auch die Fasnet wurde in Bonndorf noch in großem Stil gefeiert. Aber dann, dann kam alles anders als geplant. Das Coronavirus legte Mitte März das gesamte gesellschaftliche Leben lahm – Schluss mit lustig, die Pandemie hielt politische Verantwortungsträger in Atem und die Bevölkerung in ihren vier Wänden gefangen.

Unvorstellbares wird Realität

Was bis dato unvorstellbar war, wurde durch das Infektionsgeschehen unvermeidbar: Kindergärten geschlossen, Schulen zu, Gaststätten und Läden dicht, Grenzen geschlossen, Kontaktbeschränkungen, Vereine mussten ihre Aktivitäten einstellen, Veranstaltungen wurden abgesagt. Klar, dieser harte Lockdown war kein Bonndorfer, sondern eher ein weltweites Phänomen. Dennoch kann die Corona-Pandemie beim Bonndorfer Jahresrückblick nicht außen vor bleiben, bestimmte die Pandemie doch bis zum Jahresende das kommunale Geschehen und sie wird es auch in 2021 noch weiter tun.

Corona durchkreuzt Scharfs Pläne

Dass 2020 in Bonndorf ein außergewöhnliches Jahr werden wird, das zeichnete sich bereits Ende 2019 ab – allerdings in ganz anderer Form und abseits von der Corona-Pandemie und dem Lockdown: Was die Bonndorfer umtrieb, war die Ankündigung von Bürgermeister Michael Scharf, sein Amt zum 30. Juni 2020 niederlegen zu wollen – nach 28 Jahren als Rathauschef.

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Für den Wechsel im Chefsessel des Rathauses war alles vorbereitet, der Wahltermin stand fest – allerdings ließ sich kein Bewerber blicken, sieht man vom nicht ernst zu nehmenden Dauerbewerber Samuel Speitelsbach einmal ab. Dabei hinterlässt Michael Scharf einem Nachfolger ein überaus gut bestelltes Feld. Die Stadt hat vieles zu bieten und ist seit Jahren schuldenfrei. Noch vor Ablauf der Bewerbungsfrist warf allerdings die Corona-Pandemie die Pläne des amtierenden Bürgermeisters durcheinander.

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Scharf verkündete den Rücktritt von seiner Rücktrittsabsicht, sprich – er war bereit, die Löwenstadt noch durch die schwere Pandemie-Krisenzeit zu führen. Dann folgte am 10. Dezember der zweite Anlauf des Rathauschefs, seine Amtszeit zu beenden. Ein Jahr später als ursprünglich geplant, will Scharf nun seinen vorgezogenen Ruhestand antreten. „Am 30. Juni 2021 ist nun endgültig Schluss“, lautete Michael Scharfs klare und jetzt wohl auch unwiderrufliche Aussage zum Thema Ende seiner Amtszeit. So werden im Frühjahr 2021 Bürgermeisterwahlen in Bonndorf stattfinden.

Mut und Kreativität erwachen

Nach dem ersten Lockdown-Schock erwachte in Bonndorf ein wohltuendes Gemeinschaftsgefühl, kreative Ideen wurden entwickelt, um dem Leben in Zeitlupe wieder etwas Schwung zu verleihen und Personen, die besonders unter der Kontaktsperre zu leiden hatten, zu unterstützen.

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Vereine und Organisationen stellten einen Einkaufsservice für Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko auf die Beine, in konzertierten Aktionen wurden Mund-Nasen-Schutzmasken genäht, als diese zunächst doch Mangelware waren. Die Gastronomie lieferte Essen aus, Musiker spielten vor dem Altenzentrum auf, die Kirchen entwickelten Konzepte für coronakonforme Gottesdienste, Musikvereine schlossen sich online zusammen und produzierten Videokonzerte, die ins Netz gestellt wurden, Homeschooling und Homeoffice nahmen – nicht ganz ohne Schwierigkeiten – ihren Lauf, die Liste der Aktionen, die der Krise ein Stück Normalität abtrotzten, ließe sich beliebig fortsetzen.

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Mitte Mai wurde die gesetzliche Corona-Handbremse wieder etwas gelockert – der Folktreff bewies Mut und lud zu ersten Veranstaltungen ein, ein reduziertes Sommerferienprogramm wurde von der Stadt auf die Beine gestellt, nach langer Diskussion im Gemeinderat blieb aber das Schwimmbad in Bonndorf geschlossen. Badespaß – Fehlanzeige.

Pfiffige Idee: Die Elferräte der Pflumeschlucker boten den Fasnetfreunden einen virtuellen „11.11.“
Pfiffige Idee: Die Elferräte der Pflumeschlucker boten den Fasnetfreunden einen virtuellen „11.11.“ | Bild: Martha Weishaar

Bald zeichnete sich auch ab, dass die nächste Fasnetsaison der Pandemie zum Opfer fallen wird. Mit einem virtuellen „11.11.“ machten die Pflumeschlucker aber aus der Not eine Tugend und setzten im Internet neue Maßstäbe – mit enormem Aufwand.

Großbrand fordert Todesopfer

Ein tragisches Geschehen ereignete sich gleich zu Beginn des jetzt zu Ende gehenden Jahres. Beim Brand eines älteren Bauernhauses in Brunnadern in der Nacht zum 24. Januar 2020 war ein Todesopfer zu beklagen. Im Wohnbereich des Gebäudes war der Tote von der Feuerwehr entdeckt worden, so die Informationen der Polizei. Rund 100 Einsatzkräfte waren bei dem Brand des alten Fachwerkhauses stundenlang im Einsatz.

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Erschwerend für die Löscharbeiten war, dass, bedingt durch den Frost, das Löschwasser auf der Straße sofort gefror. Eine Feuerwehrfrau stürzte und musste vom Rettungsdienst behandelt und in die Klinik gebracht werden. Das Haus wurde durch den Brand komplett zerstört. Der Schaden wurde auf 300.000 bis 400.000 Euro geschätzt.

Großbrand in Brunnadern am 24. Januar: Bei dem tragischen Geschehen musste ein Todesopfer beklagt werden.
Großbrand in Brunnadern am 24. Januar: Bei dem tragischen Geschehen musste ein Todesopfer beklagt werden. | Bild: Archiv

Auch der Wald im Krisenmodus

Während 2020 allerorten gegen die Ausbreitung des Coronavirus gekämpft wurde, kämpften Stadtförster Steffen Wolf und sein Team gegen die zunehmende Käfergefahr im Wald. Auch der Wald befand sich im Krisenmodus und dieses Problem ist ebenfalls noch lange nicht ausgestanden. Trockenheit und Hitze machen den Bäumen zu schaffen, hinzu kamen Sturmschäden. Bereits im Februar warfen die Stürme „Sabine“ und „Bianca“ fast einen kompletten Jahreshiebsatz zu Boden. Die Sturmholzaufarbeitung war ein Wettlauf mit der Zeit, schließlich saß der Borkenkäfer bereits in den Startlöchern.

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Die forstliche Planung war schon zu Anfang des Jahres Makulatur. Und angesichts des fallenden Holzpreises blieb auch nicht mehr viel Hoffnung auf einen finanziellen Gewinn aus dem Wald. Übrigens: Sturmtief „Sabine“ gab schon am 10. Februar einen ersten Vorgeschmack auf die später durch Corona verursachten Schul- und Kindergartenschließungen. Da wichtige Verbindungsstraßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt waren, hat das Landratsamt empfohlen, Kindergärten und Schulen geschlossen zu halten. 829 Schüler des Bildungszentrums Bonndorf blieben dann auch auf Anordnung der beiden Rektoren Felix Lehr und Birgitta Stephan zu Hause.