Bonndorf-Wellendingen – Kurz bevor die Stuttgarter Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut eintrifft, füllt sich das Café der Wellendinger Blattert-Mühle schlagartig. Sie kommt auf Einladung von CDU-Bundestagskandidat Felix Schreiner. Das Publikum, etwas älter, aber mit vielen Mittelständlern in den Reihen, wartet gespannt, das Thema Wirtschaft ist gesetzt.
Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), seit 2016 als Wirtschaftsministerin im Landtag, spricht von der Bedeutung der mittelständischen Betriebe im ländlichen Raum, von der Wirtschaft als Teil des gesellschaftlichen Ökosystems. Nur kurz erwähnt sie die politische Entwicklung in den USA, ist sich allerdings sicher, dass auch in Baden-Württemberg als Exportbundesland Produktionsabhängigkeiten von anderen Ländern verringert werden müssen. Sie sagt, zuerst müsse die Wirtschaft gut laufen, ansonsten verliere die Gesellschaft die Möglichkeit, Ziele wie Ökologie und Klimaschutz umsetzen zu können. Schreiner fügt an: Auch in Bonndorf sei in Unternehmen ein Nachfragerückgang aufgrund schwächelnder Gesamtwirtschaft spürbar. Stadtkämmerer Nikolaus Riesterer rechnete dies später im Gemeinderat vor. Er schätzt rund ein Drittel weniger Gewerbesteuereinnahmen für 2025. In Zahlen ausgedrückt: 6,3 Millionen Euro anstatt 9,9 Millionen Euro. Wenig zielführende Rahmenbedingungen sieht Stadt- und Kreisrat Ingo Bauer im Zusammenspiel der Berufsverbände und Politik. Es werde zu wenig aufeinander gehört. Als Busunternehmer sehe er durch Gesetzesvorgaben beispielsweise Berufskraftfahrer benachteiligt: „Einen Busführerschein in Österreich zu erwerben, kostet rund 6500 Euro, in Deutschland rund 11.000 Euro.“ Dies führe dazu, dass auch sein Unternehmen nur schwierig ausreichend Fahrer finde. Die Politik erkenne die Priorisierung der schulischen Bildung nicht als Kernproblem, äußerte sich Stefan Gischkat, Lehrer am Kolleg St. Blasien. Bildung müsse mindestens den gleichen Stellenwert haben wie Wirtschaft. In vielen Schulen hapere es an deutschen Sprachkenntnissen, das Niveau sinke. Hoffmeister-Kraut entgegnete, dass die Landesregierung ein schulisches Förderprogramm aufgelegt habe. In der Bildungsfrage seien allerdings auch die Familien in der Pflicht. Einen Abbau der Bürokratie forderte der frühere Apotheker Gerd Isenberg. Bürgermeister Marlon Jost betonte, wie wichtig unternehmerische und private Initiativen auf kommunaler Ebene seien. Nicht zuletzt, um die Infrastruktur am Leben zu erhalten. Auch in der Verwaltung gebe es Probleme, gutes Personal zu finden. An die Politik appellierte er, die Kommunen finanziell besser auszustatten und nicht nur Aufgaben zu delegieren.