Dieser Vorschlag kam mancherorts gar nicht gut an: Ruth Cremer-Ricken, Kreistagsfraktionsvorsitzende der Grünen, stellte an der Sitzung des Kreistages am 11. Dezember die Wiedereröffnung der seit 2015 gesperrten Albtalstraße für den Verkehr in Frage. Selbst bei „minimalinversiven Maßnahmen“ würde das Vorhaben „einen zweistelligen Millionenbetrag kosten“, argumentierte sie. Außerdem würden Einschränkungen bei der Geschwindigkeit und Nutzung mit Motorrädern erfolgen.

Das war der Vorschlag

Ihr Vorschlag: Die parallel verlaufene Kreisstraße K 1644 Schachen-Albbruck zur Landesstraße erheben und mit Landesgeld sanieren. Im Gegenzug könnte der gesperrte Teil der Albtalstraße zur Waldstraße herabgestuft werden, analog zur Murgtalstraße. Für die Naherholung würde dies „einen großen Gewinn bedeuten“, betonte sie. Bänke und Stühle auf diesem Teilstück würden schon seit geraumer Zeit zum Verweilen bereitstehen, so Cremer-Ricken.

Und: Der so vom Land eingesparte Betrag sollte für Brückensanierungen im Kreis verwendet werden. Ruth Cremer-Ricken brachte den Vorschlag im Rahmen ihrer Haushaltsrede auf den Tisch. Dies mit Blick auf eine „Kostenlawine“, die aufgrund der vielen Aufgaben auf den Landkreis Waldshut zurollen würde. Sie bat den Kreistag, ihren Gedanken „in Ruhe mitzunehmen und nicht gleich auf Abwehr zu schalten“.

Das sagt die CDU zum Vorschlag

Doch genau dies ist eingetreten. Auf Nachfrage dieser Zeitung antwortet Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner (CDU), ebenfalls Mitglied im Kreistag: „Ich habe zunächst nicht glauben können, was ich da höre. Wir sollten gemeinsam an einem Strang ziehen und den grünen Verkehrsminister im Land an sein Versprechen erinnern: nämlich das Albtal wieder aufzumachen. Jetzt die Abstufung zu einer Waldstraße zu fordern, zeigt mir nur, wie weit weg die Grünen von der Lebenswirklichkeit der Menschen sind. Wir sollten Mobilität im Ländlichen Raum ermöglichen und nicht behindern. Beim Albtal ist aus meiner Sicht jedes Maß verloren gegangen. Ich wünsche mir pragmatische Lösungsvorschläge, statt ständig neue ‚Steine in den Weg zu legen‘.“

Für ihn und die CDU im Landkreis Waldshut bleibe die Wiedereröffnung der Albtalstraße das erklärte Ziel. Schreiner hält fest, dass es „den Bürgerinnen und Bürgern ohnehin nicht mehr vermittelbar ist, warum alles so lange dauert und politische Versprechen nicht eingehalten werden“.

Das sagt die Salpetererbewegung

Ähnlich die Reaktion der Salpeterbewegung pro Albtalstraße, die sich seit Jahren für die Wiedereröffnung des gesperrten Teilstücks zwischen Tiefenstein und Hohenfels einsetzt. Den Vorschlag von Ruth Cremer-Ricken bezeichnen sie als „unsinnig“, er habe „nichts mit der Realität zu tun“, so Herbert Nägele und Stephan Marder, Gründungsmitglieder der Salpetererbewegung, in ihrer Stellungnahme. Fakt sei, dass seit der Sperrung 2015 „keine Schadensereignisse stattgefunden haben, die diese Schließung rechtfertigen“.

Seit 2015 ist die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels gesperrt. Grünen-Kreisrätin Ruth Cremer-Ricken schlug nun vor, diesen ...
Seit 2015 ist die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels gesperrt. Grünen-Kreisrätin Ruth Cremer-Ricken schlug nun vor, diesen Abschnitt von einer Landesstraße in eine Waldstraße herabzustufen. | Bild: Peter Schütz

Und: „Nach unserer Überzeugung könnte die Straße sofort wieder für den Verkehr geöffnet werden.“ Nägele und Marder weiter: „Die total überzogenen Sicherungsmaßnahmen, die von den Behörden (vor allem das Regierungspräsidium) zeigen auf, wie absurd und realitätsfremd in diesem Fall gehandelt wird. Es gibt auch viele Beispiele, wie es geht in unserer Region. So kommen wir nicht weiter, wir können doch diese Ökodiktatur, die riesige Kosten verursacht und die letztendlich sowieso eine Öffnung verhindert, nicht weiter dulden.“ Es müsse „das normale Maß wieder gefunden werden, das zur Öffnung führt“. Es gebe „sehr günstige und gute Lösungen die wir schon mehrfach gefordert und aufgezeigt haben“, so die Salpetererbewegung, „man muss nur wollen“.

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Was sagt das Landratsamt Waldshut?

„Die Wiederöffnung der Albtalstraße ist das gemeinsame Ziel – von Landkreis, Regierungspräsidium und Land Baden-Württemberg /Verkehrsministerium. Das Landratsamt hat dafür auch ein starkes Mandat von den Bürgerinnen und Bürger der Region und natürlich nicht zuletzt auch vom Kreistag“, erklärt Landratsamt-Sprecherin Susanna Heim auf Anfrage. Die Landesstraße L 154 sei für die regionale Raumschaft eine wichtige und direkte Straßenverbindung zwischen dem Rheintal bei Albbruck und dem nördlichen Albtal bei St. Blasien.

Heim weiter: „Der derzeit gesperrte Streckenbereich unterbricht diese direkte Verbindung und erfordert damit die Umleitung des Verkehrs in das beidseitig des Albtals verfügbare Straßennetz. Das dort vorhandene Straßennetz (überwiegend Kreisstraßen) hat für die Verkehrsteilnehmenden längere Verkehrswege mit wesentlich größeren Höhenunterschieden zur Folge. Darüber hinaus verursacht der umgeleitete Verkehr erhebliche Mehrbelastungen in den Ortschaften und belastet die Bevölkerung. Folglich ist eine dauerhafte Verlegung oder Sperrung des Verkehrswegs auszuschließen.“ Dies aus mehrfachen Gründen, hält sie fest: „Zum einen aus verkehrstechnischen und verkehrspolitischen Gründen, aber natürlich auch aufgrund der Bedeutung für die betroffenen Gemeinden und nicht zu vergessen: Die Straße ist auch ein Bau- und Kunstdenkmal.“

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Und wie geht es weiter?

Susanna Heim: „Ziel ist es, dass die Sicherungsmaßnahmen an der Albtalstraße günstiger, umweltverträglicher und mit geringerem Verfahrensaufwand, als die bisherigen Planungen dies vorgeben, realisiert werden. Im Jahr 2025 wollen wir mit der Planung ein gutes Stück vorankommen.“ Das Landratsamt stehe laut Heim während des gesamten Planungsprozesses in engem Austausch mit Verkehrsministerium und Regierungspräsidium Freiburg.