Grenzach-Wyhlen – In Wyhlen hat es einen industriellen Tagebau von Kies und Sand gegeben. Der BUND führte nun Interessierte durch das frühere Abbaugebiet. Heute ist es renaturiert und teilweise Naturschutzgebiet. Mit dabei waren Gerold Büser und Ilse Bördner. Bördner ist in Lörrach im Fachbereich Umwelt und Klimaschutz tätig und auch privat interessiert. Die Exkursion, die der BUND mit dem Verein für Heimatgeschichte organisiert hat, sollte zeigen, wie sich die Kiesgrube vom Abbaugebiet zum Schutzgebiet entwickelt hat. Durch geologische Besonderheiten lagerten sich am Rheinknie viel Sand und Kies ab, der lange industriell abgebaut wurde. Rund 20 Interessierte wie Gerold Büser und Ilse Bördner führte Irene Blaha, Vorsitzende des BUND-Ortsvereins Grenzach-Wyhlen, durch das ehemalige Abbaugebiet der Kiesgrube bis zum südlichsten Punkt Baden-Württembergs am Rhein.

Los ging es in der Gewerbestraße an der Kante des ehemaligen Tagebaus. Irene Blaha zeigte auf die weite, abgebaute Fläche. In der Mitte erhebt sich eine dichtbewachsene Anhöhe mit Haus. Ein damals unbeugsamer Wyhlener – „ein sturer Mensch“ – hatte sein Grundstück nicht verkauft, und das Gelände fiel nicht dem Tagebau zum Opfer, sagte Blaha. So entstand eine Insel, anhand der man das Niveau des Gebiets vor dem Kiesabbau erkennen kann. „In den 1970er/1980er-Jahren war das hier schlimm. Täglich kamen Lastwagen aus der Schweiz und verkippten hier ihren Dreck und anschließend schnell Erde darüber“, erinnert sich die heute 93-jährige Gerta Grunwald. Laut Bodenanalysen sei im Gebiet der Kiesgrube keine Verunreinigung mehr zu entdecken, sagte Blaha. Der BUND verhandelte bereits in den 1990er-Jahren mit der Abbaufirma über die notwendige Renaturierung der nicht mehr genutzten Abbaugebiete. 2005/2006 übergab die Firma Holcim große Teile des ehemaligen Tagebau-Gebiets als renaturiertes Gebiet dem BUND.

Das Gelände habe vor dem Abbau völlig anders ausgesehen, sagte Blaha und zeigte ein Luftbild von 1976. In erster Linie habe der Rhein die Landschaft großräumig gestaltet. Der Fluss hatte in Kaltzeiten zu wenig Kraft, um Geröll weiter zu transportieren, und es lagerte sich auf dem Gelände ab. Das heutige Biotop und Fauna-Flora-Habitat (FFH) wurde zwar von Menschenhand geschaffen, dennoch sei es für die Natur und Landschaft und als Naturschutzgebiet ein wichtiger Gewinn.

Läuft man die Gewerbestraße zum Langetränkeweg hinunter, sieht man die Abbruchkante der Sedimentschichten. „Woran erkannt man, dass es sich um Flusskies handelt?“, fragte Blaha. „An der rundgewaschenen Form“, wiederholt sie die Antwort aus der Gruppe. Ein paar Gehminuten später kommt die Gruppe zu einem Geotop. Dort hatten sich vor Tausenden Jahren in einer Sturzflut bis zu 40 Zentimeter Kies und Geröll abgelagert. „Wasser ist mächtig“ – das sehe man sehr deutlich, erklärte Blaha. Die gesamte Schicht betrage seit der letzten Eiszeit einige Meter, deren Schichten man in der Aufschlusswand noch gut erkennen könne. Steingärten seien im Sommer eine heiße Wüste ohne Leben, aber im Geotop sei, auch wenn es auf den ersten Blick ähnlich aussehe, Leben. Bei 50 Grad Celsius, die im Sommer auftreten könnten, gebe es bestimmte Tiere, die sich dort wohlfühlten. „Die Aufschlusswand steht unter Naturschutz“, aber jeder aus der Gruppe dürfe sich „einen kleinen Lieblingsstein vom Boden mitnehmen“. Das sei erlaubt.

Überall zwängen sich Pflanzen durch die Steine, in einem aufgetürmten Felsbrocken finden Eidechsen, andere Reptilien und Insekten ihr Habitat. Im Sommer könne man sich in einem Meer von Blauflügeligen Ödlandschrecken wiederfinden, sagt Blaha. Die wärmeliebende Heuschrecke sei 2023 Tier des Jahres gewesen und stünde für den Schutz vergänglicher Naturparadiese. Das Insekt möge karge Flächen.

Weiter ging es Richtung Rhein. Der erste Tümpel ist mit Wasser gefüllt. Er wurde künstlich angelegt. Die Sandlinsen nebenan sind trocken. Ihre Schicht ist wasserdurchlässig. Erst die tiefen Tümpel ein paar Gehminuten später seien mit dem Grund- und Rheinwasser verbunden. Nach einiger Zeit setzte ein Quak-Konzert ein, das immer mehr anschwillt. Blaha hört die Frösche und Unken bis zu sich nach Hause.

Auf eine Sache machte Blaha die Gruppe aufmerksam: Tierbesitzer hatten im Geotop Goldfische und Katzenwelse ausgesetzt. Dies könne eine Strafe von bis zu 50.000 Euro nach sich ziehen und fatale Folgen haben. Die nicht heimischen Tiere fräßen Laich, Kaulquappen, Larven und Insekten und zerstörten das Gleichgewicht des Biotops. Fische seien nicht vorgesehen. Durch Hechtbesatz und Elektrofischen werde man langsam Herr der Lage. Die Hechte blieben, bis der letzte invasive Fisch gefressen sei, sagt Blaha. Am Rhein und dem südlichsten Punkt Baden-Württembergs angekommen, sagte Blaha, dass ein größeres Erdbeben anstehe, wie es 1356 mit der Stufe zehn in Basel große Schäden anrichtete. Auch könne ein neuer Ozean entstehen.