In den ländlichen Regionen herrscht Ärztemangel. Das wurde auch in Höchenschwand deutlich, als der Allgemeinmediziner und Kurarzt Edwin Röhrauer zu Beginn des Jahres angekündigt hatte, altersbedingt seine Mitarbeit in der Gemeinschaftspraxis mit seinem Partner Waldemar Ehret aufzugeben. Da auch Ehret die Betreuung der vielen Patienten aus den unterschiedlichsten, aber nachvollziehbaren Gründen, nicht alleine übernehmen wollte, sollte die Praxis zum 30. September geschlossen werden.

Dazu kommt es nun allerdings doch nicht. Als Ergebnis der vielen Gespräche wird zukünftig die Höchenschwander Arztpraxis als zweiter Standort der bestehenden Praxis von Irina Drobach und Winfried Bull, Allgemeinmediziner in St. Blasien, weiterbetrieben. Für die Patienten von Höchenschwand soll sich dadurch nichts ändern, denn es ist angedacht, die bisherigen Praxiszeiten und die Hausbesuche beizubehalten.
Obwohl Edwin Röhrauer und Waldemar Ehret ihren Entschluss zur Schließung der Praxis rechtzeitig in der Gemeinde bekanntgegeben hatten, war es zunächst nicht gelungen, Nachfolger zu finden. Letztlich wandten sich beide an den Arzt und Stadtrat von St. Blasien, Christoph von Ascheraden. Dieser schlug ein Gipfeltreffen mit dem Waldshuter Landrat Martin Kistler, Bürgermeister Stefan Dorfmeister, einer Vertreterin der Kassenärztlichen Vereinigung Freiburg und den beteiligten Ärzten vor.
Dieses blieb zunächst ohne Ergebnis. In der Folge dieses am 17. April 2019 geführten Gespräches erklärte sich dann allerdings die Gemeinschaftspraxis der Mediziner Bull und Drobach in St. Blasien bereit, ihre Gemeinschaft um einen weiteren Partner zu erweitern und gemeinsam mit Waldemar Ehret einen zweiten Standort in Höchenschwand aufzubauen. Unter diesen Voraussetzungen hatte sich auch der Höchenschwander Arzt bereit erklärt, weiter zu praktizieren.
Für die Umsetzung waren weitere Abstimmungsgespräche notwendig, die in dieser Woche zum Abschluss gebracht wurden. „Wir werden zukünftig Herrn Ehret bei der relativ umfangreichen Hintergrundarbeit der Höchenschwander Praxis entlasten“, sagte Winfried Bull. Angedacht ist auch, dass sich die drei Ärzte gegenseitig an beiden Standorten vertreten. Das Personal für beide Praxen kommt zukünftig aus einem gemeinsamen Pool.
Für die notwendige Renovierung der Räume in Höchenschwand hatten Winfried Bull und Irina Drobach bereits vor einiger Zeit einen Förderantrag bei der KfW gestellt. „Wir müssen nun noch weitere Details für die Ausstattung der Praxisräume in Höchenschwand aushandeln“, kündigte Winfried Bull als nächsten Schritt an.
Die Ärzte Irina Drobach, Winfried Bull und Waldemar Ehret wünschen sich für die Realisierung ihrer Pläne die Unterstützung durch den neugewählten Gemeinderat und den Bürgermeister. „Gerade der Kurort Höchenschwand profitiert davon, wenn weiterhin ein Kurarzt hier praktiziert“, erklärte Irina Drobach.
Gesundheitskonferenz
Die Kommunale Gesundheitskonferenz des Landkreises Waldshut möchte dem Ärtztemangel auf dem Land entgegensteuern. Sie ist ein Zusammenschluss von unterschiedlichen Akteuren aus dem Gesundheitswesen, dem Bildungs- und Sozialbereich, der Kommunalpolitik und von Behörden. Den Vorsitz hat Landrat Martin Kistler, die Geschäftsstelle leitet Linda Metzler vom Gesundheitsamt. Jüngste Offensive der Gesundheitskonferenz ist die Internetseite „Patient Hochrhein“. Mit dem Auftritt zeigt der Landkreis Waldshut die Schönheiten der Region, aber auch den Mangel an Ärzten. Mit dieser Offensive sollen neue Ärzte von einem Arbeitsplatz in der Region überzeugt werden.