Lottstetten/Rafz Im Frühjahr ist das Gespenst einer großen Mülldeponie über dem Rafzer Feld geschwebt, jetzt soll die ehemalige Lehmgrube Bleiki in land- und forstwirtschaftliche Nutzung zurückgeführt werden. 1913 übernahmen die Zürcher Ziegeleien das Backsteinwerk in Rafz und betrieben die Produktion rund 100 Jahre. Der Lehm stammte aus der Grube, die sich nördlich der Anlage bis unmittelbar an die Grenze zu Lottstetten erstreckt. 2015 wurde die Produktion in den Thurgau verlegt und das Rafzer Werk diente einige Jahre als Lager.

Der Kanton Zürich, auf der Suche nach Standorten für Mülldeponien, fand in der Lehmgrube einen geeigneten und die Gemeinde Rafz stimmte diesem Ansinnen zunächst zu. Doch im angrenzenden Lottstetten regte sich Widerstand. Nur gut 400 Meter ist das nächstgelegene Lottstetter Wohnhaus von der Grube entfernt, und die Geruchsimmissionen bei Westwind kann man sich ausmalen. Die Gefährdung des Grundwassers war ebenfalls ein Punkt, der den Nachbarn Sorgen bereitete. Der Jestetter Tiefbrunnen mit seinem Einzugsgebiet liegt nur wenige hundert Meter nördlich der Grube.

Während die Deutschen nur wenig ausrichten konnten, lehnten die Rafzer im Juni mit 678 zu 176 Stimmen die Mülldeponie überraschend ab. Trotz der vielen Millionen, die im Raum standen, wollte die Bevölkerung offenbar nicht das unwägbare Risiko einer kantonalen Mülldeponie mit viel Verkehr und großen Mengen an Sondermüll in unmittelbarer Nähe.

Nun stellte der Rafzer Gemeinderat bei den zuständigen kantonalen Stellen den Antrag, auf die Eintragung einer Deponie im kantonalen Richtplan zu verzichten. Auch die Möglichkeit zum Abbau von Lehm oder Kies soll widerrufen werden. Stattdessen soll das Areal Fläche in Wald und Landwirtschaftsfläche zurückgeführt werden. Der See soll als Amphibienlaichgebiet geschützt werden. Die Zürcher Ziegeleien sollen nach Beschluss des Rafzer Gemeinderats die gesamte Fläche, die sich zum größten Teil im Eigentum der Gemeinde befindet, wieder in einen sicheren Endzustand versetzen. Entscheiden müssen nun die kantonalen Stellen.