Das Ibacher Ehepaar Paul und Margarethe Mark hatte federführend dazu beigetragen, dass das Bürstenmuseum am 25. Oktober 2009 eingeweiht werden konnte. Eine Reihe von Naturführern half mit, das Kleinod lebendig zu erhalten. Ende 2015 kam schließlich im Obergeschoss des Museums die Ausstellung des alten Waldgewerbes hinzu.

Opa Werner führt das Handwerk 15 Jahre vor

Während der vergangenen 15 Jahre hatte Werner Schmid mit seinen Vorführungen dafür gesorgt, dass das historische Handwerk der Bürstenherstellung anschaulich im Bewusstsein der Menschen blieb. Nun hat Werner Schmid sozusagen das Rentengesuch eingereicht, wie es Ibachs Bürgermeister Helmut Kaiser bei einer Zusammenkunft ausdrückte.

Felix schaut ihm seit zwei Jahren über die Schulter

In die Fußstapfen des 98-jährigen Werner Schmid tritt nun Werner Schmids jüngster Enkel, der 13-jährige Felix Schmid, der schon zwei Jahre lang seinem Opa über die Schulter geschaut und sich schon längst selbst im Bürstenmachen geübt hat. In Zukunft werden nun im Museum die Rollen vertauscht sein, und der Opa wird dem Enkel über die Schulter schauen.

In Oberibach bekannt als Bürste-Hanse-Hof

Der Hof der Familie Schmid in Oberibach heißt im Ort nicht umsonst Bürste-Hanse-Hof. Repräsentiert Felix Schmid doch mittlerweile die siebte Generation von Bürstenmachern dieser Familie, deren ältester Sohn traditionell den Namen Johannes hat. Bescheiden, aber autark hätten die Ibacher in der Vergangenheit gelebt, erzählt Werner Schmid im Gespräch. Um so zu leben, habe man natürlich erfinderisch sein müssen, und so gab es fast kein Haus im Ort ohne ein zusätzliches Gewerbe, mit dem im Wesentlichen die Wintermonate überbrückt wurden. Dadurch konnten die notwendigsten Lebensmittel für die Familie eingekauft werden.

Ein reisender Verkäufer nimmt damals die Ware mit

„Es gab sogar eine eigene Vertriebsorganisation“, berichtet Werner Schmid schmunzelnd und meint damit den reisenden Verkäufer, der die Bürsten in einer Trage auf dem Rücken bei seinen Wanderungen bis in den Kaiserstuhl brachte, um sie dort schließlich zu verkaufen. Aber auch in der Umgebung, in St. Blasien oder Todtmoos, seien die Bürsten aus Ibach immer ein gefragtes Gut gewesen, erzählt Werner Schmid.

Das alte Ibacher Rathaus wird zum Museum

Bis zur Generation von Werner Schmid hat die Familie tatsächlich mit dem Bürstenmachen in Heimarbeit noch ihren Unterhalt mitfinanziert, und Werner Schmid lernte das Handwerk ganz selbstverständlich von seinem Vater. Als dann das alte Ibacher Rathaus zum Museum umgestaltet wurde, stiftete Werner Schmid einen Großteil des vom Vater ererbten Handwerksinventars dem Museum und gab sich selbst gleich als profunden Vorführer noch mit dazu.

Das Lehrzeugnis des Onkels vom April 1904

Bei seinen Vorführungen zog Werner Schmid immer die alte Schürze seines Vaters an. Auch Enkel Felix Schmid nimmt eine solche Schürze zur Hand, um zu zeigen, wie er sich bei den Führungen präsentieren wird. Während er seinen Arbeitsplatz einrichtet, gehen Dokumente von Hand zu Hand, etwa eine alte Preisliste, die Handwerkskarte von Werner Schmids Vater Emil oder auch das Lehrzeugnis seines Onkels vom April 1904, denn die Schmids waren auch ein Ausbildungsbetrieb.

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Strahlend hält Felix die fertige Bürste in der Hand

Wortgewandt erläutert Felix Schmid den Besuchern schließlich die Grundzüge des Bürstenmacher-Handwerks, ist das kleine Ibacher Museum doch als ein Erzählmuseum konzipiert. Dann entlässt er die Gäste mit einem zweiten Museumsführer ins Obergeschoss. Bis die Museumsbesucher von dort schließlich nach rund 20 Minuten wieder in die unteren Räume kommen, hält der 13-Jährige strahlend die fertige Bürste in der Hand.

Bürste anno dazumal, hier eine aus dem Todtnauer Bürstenmuseum.
Bürste anno dazumal, hier eine aus dem Todtnauer Bürstenmuseum. | Bild: Hans-Jürgen Hege

Weitere Führer unterstützen den Jungen

Als weitere Ibacher Museumsführer sind neben Naturführerin Christina Müller in den vergangenen Jahren auch Felix‘ Mutter Nicole und ihr Vater Gerhard Albiez hinzugekommen. Und auch sie kennen sich nicht nur im Waldgewerbe im Obergeschoss aus, sondern auch in der Bürstenherstellung. Auskunft geben wissen sie auch über die verschiedenen Bürstenhaare und deren Herkunft sowie die Verwendung für die unterschiedlichen Nutzungen der einzelnen Bürstensorten zu berichten.

Nach wie vor kann das Ibacher Bürstenmuseum von Interessierten auf Anfrage besichtigt werden. Bürgermeister Helmut Kaiser lobt sowohl die unproblematische Handhabung dieser speziellen Öffnungsart als auch den guten Zuspruch, den das Ibacher Museum in diesem Jahr bislang erfahren hat.

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