Nach fünfjähriger Planungsarbeit hat die staatliche Projektmanagementgesellschaft Deges einen Vorschlag für den Verlauf der A98-Trasse zwischen Hauenstein und Tiengen vorgelegt. Diese sogenannte Vorzugsvariante sieht 15,4 Kilometer Gesamtstrecke vor.
Zwei Drittel davon sollen in zwei Tunnel unter Albbruck und Albert sowie bei Waldshut unter Haspel und Mühleberg geführt werden. Südlich Dogern soll die A98.8/9 in offenem Gelände parallel zur B34 verlaufen.
Die Planer der Deges beantworten hier 17 Fragen zur vorgeschlagenen Variante und zum weiteren Verfahren.
1. Was ist der entscheidende Vorteil der Vorzugstrasse gegenüber den anderen untersuchten Varianten für die A98-Abschnitte 8 und 9?
Dazu schreibt die Deges: „Die Variante B2a hat sich im gesamthaften Vergleich der technischen Belange, der Umweltverträglichkeitsprüfung-Schutzgüter, des Gebiets- und Artenschutzes gegenüber allen anderen Varianten fachlich durchgesetzt.“
2. Wie schneidet die Vorzugstrasse im Kostenvergleich gegenüber den anderen Varianten ab?
Die Variante bewegt sich hinsichtlich der Baukosten im Mittelfeld aller verglichenen Varianten.
3. Kann die Verwirklichung der Vorzugstrasse noch scheitern?
Die Vorstellung der Trasse und der Konsens darüber ist noch keine Baufreigabe: „Das erforderliche Baurecht für den Autobahnabschnitt wird mit der Erlangung des Planfeststellungsbeschlusses erreicht“, erklärt die Deges. Eine weitere Voraussetzung sei die Finanzierungszusage durch den Bund.
4. Welche Schritte folgen im Verfahren nun als nächstes?
Nach Abschluss der Vorplanung Mitte 2023 beginnt die Entwurfsplanung. Es folgt die Erstellung der Genehmigungsunterlagen für das Planfeststellungsverfahren. Dieses wird schließlich bei der zuständigen Planfeststellungsbehörde beantragt.
5. Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
„Die Entwurfsplanung wird bis voraussichtlich Mitte 2026 erarbeitet. Der Planfeststellungsbeschluss wird für Ende 2028 angestrebt“, so lautet die Antwort der Deges.
6. Welche Möglichkeiten haben Bürger, sich am weiteren Gang des Verfahrens zu beteiligen?
Zunächst folge als abschließender Schritt in der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung ein Online-Dialog. Dieser soll im Laufe des ersten Halbjahres 2023 Interessierten aus der Region die Möglichkeit geben, die Vorzugsvariante näher kennenzulernen, Fragen an das Planungsteam zu stellen und Hinweise für die weiteren Planungsstufen einzureichen.
„Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wird es eine formale Beteiligungsmöglichkeit geben. Diese findet in der sogenannten Anhörungsphase statt“, schreibt die Deges. Dabei wird die Planung öffentlich ausgelegt und Träger öffentlicher Belange wie Betroffene haben die Gelegenheit, Stellungnahmen und Einwendungen einzureichen. Diese werden vom Vorhabenträger geprüft. Er erstellt daraufhin Erwiderungen und nimmt gegebenenfalls Planänderungen vor. Schließlich treffen sich alle Beteiligten zu einem Erörterungstermin. Abschließend entscheidet die Planfeststellungsbehörde über die Genehmigung und erlässt den Planfeststellungsbeschluss.
7. Ist der Bau der Vorzugstrasse bereits durch den Flächennutzungsplan gedeckt, oder muss dieser noch geändert werden?
Hier bleiben die Deges-Fachleute vage und erklären: „Die Flächennutzungspläne liegen im Zuständigkeitsbereich der Kommunen.“
8. In welchem Maße muss Grunderwerb getätigt werden? Ist Grunderwerb auch für den Bau der Tunnel nötig?
Die Details zum erforderlichen Grunderwerb werden laut Planern in der Genehmigungsplanung ermittelt. Bei den Tunneln gibt es aber eine Besonderheit: „Zum Grunderwerb unterhalb der Tunnel verhält es sich anders, da die Grundstücke auf andere Art und Weise beansprucht werden. Die Nutzung unterhalb des Grundstücks wird im Grundbuch als persönliche Dienstbarkeit vermerkt und ggf. wird eine anteilige Ausgleichszahlung vorgenommen.“
9. Müssen für den Bau der beiden Tunnels spezielle Untersuchungen des Untergrunds erfolgen?
Im Zuge der Entwurfsplanung sollen detaillierte Baugrunduntersuchungen durchgeführt werden.
10. Nördlich Waldshut führt der Tunnel im Haspel und im Mühleberg durch Wasserschutzzonen mehrere Wasserschutzzonen. Kann eine Beeinträchtigung für Quantität und Qualität der Wasserschüttung ausgeschlossen werden?
Für die Planer steht fest: „Die Tunnel werden so geplant, dass Beeinträchtigungen des Wassers ausgeschlossen werden können.“
11. Werden die Tunnel komplett in geschlossener Bauweise unter Tage gegraben, oder kann ein Teil auch in offener Bauweise fertiggestellt werden?
Mit Ausnahme der Portalbereiche werden die Tunnel laut Deges in geschlossener Bauweise hergestellt.
12. Wie soll beim Bau des Tunnels gewährleistet werden, dass es zu keinen Schäden an bestehenden Gebäuden kommt?
Auch diese Problematik haben die Planer bedacht: „Das Bauverfahren wird so gewählt, dass es nicht zu Schäden an bestehenden Gebäuden kommt. Das Bauverfahren wird in Abhängigkeit der geologischen Gegebenheiten entwickelt.“
13. Wieviel Aushub wird durch den Bau der Tunnelröhren anfallen? Wo kann er deponiert oder wie verwendet werden?
Teile des Tunnelaushubs können bei entsprechender Eignung als Baustoff oder für die Herstellung von Lärmschutzwällen verwendet werden. Das restliche Material wird in geeigneten Deponien gelagert. Das genaue Vorgehen soll im Rahmen der Genehmigungsplanung geprüft werden.
14. Wie kann insbesondere am nah am Rheinkanal liegenden Ostportal des westlichen Tunnels gewährleistet werden, dass dort kein Wasser eindringt?
„Die entsprechenden Schutzmaßnahmen werden im Rahmen der Entwurfsplanung geprüft und berücksichtigt“, schreibt die Deges.
15. Die oberirdische Trasse soll bei Dogern wenige hundert Meter südlich des Ortsrands vorbeiführen. Wie soll der Lärmschutz für die Bewohner dort gewährleistet werden? Ist zur Reduzierung der Lärmbelastung die Absenkung oder die Überdeckelung der Trasse eine Option?
Die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen sollen auf Grundlage der gesetzlichen Vorgaben geprüft werden. Bei Überschreiten der Grenzwerte kommen beispielsweise Lärmschutzwände, Lärmschutzwälle oder eine Kombination aus beidem in Betracht. Eine Überdeckelung in diesem Bereich ist laut der Planer derzeit nicht Gegenstand der weiteren Planungen.
16. Bleibt die B34 im derzeitigen baulichen Umfang voll bestehen oder werden Teile zurückgebaut?
Der Autobahnbau kann sich auf die Bundesstraße auswirken: „Es ist möglich, dass die B34 punktuell verschwenkt werden muss, beispielsweise im Bereich der Tunnelportale.“ Grundsätzlich soll die Trasse der B 34 erhalten bleiben. Über eine mögliche Rückstufung als Landesstraße soll im Zuge der Planfeststellung entschieden werden.
17. Warum wird auf einen Ausbau der Abfahrt Hauenstein verzichtet?
Die derzeitige Abfahrt Hauenstein wird im Zuge des Lückenschlusses baulich nicht verändert. Die neue Anschlussstelle Hauenstein wird westlich der Einmündung mit der K6542 nach Hochsal angeordnet, schreiben die Planer und führen weiter aus: „Im Gegensatz zur heutigen Situation wird die Verkehrsbelastung auf der Abfahrt Hauenstein deutlich zurückgehen, da diese künftig nur noch vom Ziel- und Quellverkehr genutzt wird. Der Durchgangsverkehr in Ost-West-Richtung, insbesondere der Schwerlastverkehr, bleibt auf der dann durchgängig gebauten A98.“
Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98
- 20. März 2023: A98-Pläne treffen Dogern! Bürgermeister Prause will der Deges darum jetzt Hausaufgaben mitgeben
- 18. März 2023: Reaktionen auf die Trassenvariante: Das sagen Abgeordnete, Landkreis, Gemeinden und BIs (mit Videos)
- 17. März 2023: Deges stellt die Vorzugsvariante im Abschnitt 8/9 vor (Hauenstein bis Tiengen)
- 29. Dezember 2022: Was hat sich in Sachen A98 im Jahr 2022 getan?
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- März 2022: Verkehrsminister Hermann muss Kehrtwende in der A98-Frage machen.
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- 13. Oktober 2021: Rückenwind für Vorzugstrasse der Autobahn kommt aus dem Waldshuter Kreistag. Doch es herrscht Uneinigkeit über die Verkehrsprognose.
- 30. September 2021: Die Gemeinderäte aus Bad Säckingen, Wehr und Murg begrüßen A98-Vorzugstrasse, aber nicht in allen Fragen herrscht Einigkeit.
- 14. Juli 2021: Die Deges hat die neue Vorzugsvariante für den Autobahnabschnitt 6 zwischen Schwörstadt und Murg präsentiert. Außerdem liefert ein neues Verkehrsgutachten die Grundlage für die weitere Planung. Hier die Hintergründe.
- Juli 2021: Entscheidung in der Tunnelfrage im Abschnitt 5.
- Juli 2021: Äußerungen des Verkehrsministers: Erneut Wirbel um A98.
- Juni 2021: Spektakuläre Luftaufnahmen: Rundflug über die neue Autobahn bei Rheinfelden.
- Mai 2021: Wie kommen die Planungen der A98 voran? Wo stockt es? In diesem Artikel können Sie den aktuellen Stand jedes Abschnitts überblicken.
- März 2021: Diskussionen um den Tunnel im Abschnitt 5 (Karsau-Minseln) Ausführlichere Informationen zu den Hintergründen finden Sie hier.
- März 2021: Ist ein Basistunnel bei Waldshut denkbar? Lesen Sie hier mehr dazu.
- Februar 2021: Der BUND fordert einen Baustopp bei der A98.
- Dezember 2020/Januar 2021: Die neue Autobahngesellschaft übernimmt Zuständigkeiten des Regierungspräsidiums Freiburg.
- August 2020: Wie hat sich Corona auf die Hochrheinautobahn ausgewirkt? Das können Sie hier nachlesen.