„Der kommt aus Hamburg (HH), der aus Garmisch-Partenkirchen (GAP) und der da aus Itzehohe (IZ)“: Für viele Kinder ist es immer noch ein Heidenspaß, Nummernschilder auf der Autobahn zu erraten und sich so vom Rücksitz aus die langweiligen Fahrten in den Urlaub zu verkürzen.

Sind die Kinder endlich volljährig und haben selbst einen Führerschein in der Tasche, bekommt so manches Kennzeichen eine völlig andere Bedeutung. Nämlich immer dann, wenn ein Autofahrer einem mal wieder die Vorfahrt nimmt oder im Schneckentempo vor einem herschleicht.

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„So ein Löli“, heißt es dann im Landkreis Waldshut, wenn ein Autofahrer seinen Unmut über die Fahrweise eines Nachbarn aus dem Kreis Lörrach äußert. Umgekehrt werden die Halter von WT-Kennzeichen von Ortsfremden auch gerne mal als „Wäldertrottel“ tituliert.

Ärgern muss sich niemand über die Spottnamen, denn wir sitzen alle im gleichen Boot beziehungsweise Auto. Schließlich gibt es für fast jedes Kennzeichen in Deutschland und in der benachbarten Schweiz eine alternative, nicht ganz ernst gemeinte Bezeichnung, wie unter anderem eine Umfrage von Spiegel Online ergeben hat. Eine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.

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Wäldertrottel hinterm Steuer

WT: Scherzhaft werden die Halter von Fahrzeugen aus dem Landkreis Waldshut Wäldertrottel genannt. Obwohl die Wälder vornehmlich im Hotzenwald und in Bad Säckingen, wo sie als Fasnachtsfigur verehrt werden, anzutreffen sind, werden mit diesem Spitznamen die Fahrer aus dem gesamten Kreisgebiet bezeichnet. Denn aus welcher Stadt oder welcher Gemeinde jemand kommt, sieht man ihm nicht an, wenn er hinter dem Steuer sitzt.

Ein anderer Name für WT-ler lautet Wilde Teufel, was auf eine etwas rasante Fahrweise schließen kann. Das T im WT-Kennzeichen, das es seit dem 1. Juli 1956 gibt, steht übrigens nicht für Tiengen, sondern für den letzten Buchstaben in Waldshut. Dies erklärt wohl, warum der alternative Begriff Weltstadt Tiengen für die Abkürzung WT vor allem im östlichen Teil der seit 1975 bestehenden Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen verwendet wird.

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Marcus Wienholz und Tochter Samira aus Steinen im Kreis Lörrach sind stolz auf ihr Fußballauto mit dem weltmeisterlichen Kennzeichen LÖ-WM 14. (Archivbild) | Bild: Juliane Schlichter

Die Lölis aus dem Dreiländereck

: Während sich im Kreis Waldshut aufgrund der beiden Konsonanten WT kein richtiges Wort mit den beiden Buchstaben und Folgebuchstaben bilden lässt, können die Nachbarn im Landkreis Lörrach mit einem Löwen durch die Straßen kurven. Denn viele Fahrzeughalter haben dort als Wunschkennzeichen die Buchstabenfolge LÖ-WE gewählt. Ob der deutsche Fußballbundestrainer Joachim Löw, der aus Schönau im Schwarzwald im Kreis Lörrach kommt, einen Wagen mit dem Kennzeichen LÖ-W besitzt, ist nicht bekannt.

Bekannt ist hingegen der Spitzname von Autofahrern mit LÖ-Kennzeichen: Löli werden sie genannt. Als Löli wird umgangssprachlich in der Schweiz ein dummer und ungeschickter Mensch bezeichnet.

Die meisten Autofahrer im Landkreis Lörrach haben ein Wunschkennzeichen. Die Mutter von SÜDKURIER-Redakteurin Verena Wehrle hat sich wie ...
Die meisten Autofahrer im Landkreis Lörrach haben ein Wunschkennzeichen. Die Mutter von SÜDKURIER-Redakteurin Verena Wehrle hat sich wie viele andere für die Kombination „LÖ-WE“ entschieden. | Bild: Verena Wehrle

Konflikt zwischen Badenern und Schwaben

VS: Für die Fahrzeughalter im benachbarten Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es gleich eine ganze Reihe von spöttischen Bezeichnungen. Die meisten beinhalten den Warnhinweis „Vorsicht“, um offenbar auf diesen besonderen Menschenschlag aus dem Landkreis rund um die Doppelstadt Villingen-Schwenningen hinzuweisen. Vorsicht Schwabe soll wohl daran erinnern, dass die ehemals eigenständigen Städte Villingen und Schwenningen zum Großherzogtum Baden beziehungsweise zum Königreich Württemberg gehörten. Die Grenze zwischen Badnern und Schwaben läuft heute quer durch die Stadt.

Alternative Verballhornungen der Autoschilder sind Vorsicht Schwarzwälder, Vorsicht Seckel und Versuchsschwabe. Seckel (alternativ Seggl) ist übrigens ein häufig gebrauchtes schwäbisches Schimpfwort.

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KN: Im Landkreis Konstanz werden Fahrzeughalter unter anderem mit den Bezeichnungen Karambolage naht, Kann nix und Kreuzlingen-Nord verspottet. Letztere ist vermutlich den vielen Einkaufstouristen aus der benachbarten Schweizer Stadt Kreuzlingen und dem Kanton Turgau geschuldet, die vor allem samstags in Scharen nach Konstanz strömen.

Aus dem Aargau droht Gefahr

AG: Apropos Schweiz: Auch bei und für die eidgenössischen Nachbarn gibt es natürlich Spitznamen. Bekanntester Warnhinweis für die Autofahrer aus dem Kanton Aargau ist sicherlich Achtung Gefahr. Wer regelmäßig im Waldshuter Kornhaus parkt, hält diese Bezeichnung womöglich nicht für gänzlich aus der Luft gegriffen. Da werden beispielsweise munter Trennlinien überparkt, dass kein Auto mehr daneben passt. Auch Geisterfahrer aus dem Aargau, die in entgegengesetzter Fahrtrichtung durchs Parkhaus kurven, sollen schon gesichtet worden sein. Nicht böse sein, liebe Nachbarn jenseits des Rheins: Denn wer ohne (Verkehrs-)sünde ist, werfe den ersten Stein.

Andere Namen für Aargauer Fahrzeuglenker lauten übrigens Autobahn-Ganove und Alles Gauner.

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Sture und blonde Autofahrer in Basel

BS und BL: Wenig schmeichelhaft sind auch die Bezeichnungen für die Fahrzeughalter aus dem Kanton Basel-Stadt. Die Nachbarn selbst haben sich unter anderem die Spottnamen Bullshit, Blondine steuert, Besonders stur und Bald schrott. Die Fahrer aus dem Umland der Großstadt im Dreiländereck, im Kanton Basel-Landschaft, werden unter anderem Blöder Löli, Basler Läckerli oder Beschränkt lenkfähig genannt.

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