1993: Waldshuter Punker duzen karierte Ministerin
Ihre einfarbigen Blazer und schwarzen Hosen sind über die Jahre ein Markenzeichen der scheidenden Kanzlerin geworden. Im April 1993, bei ihrem ersten Besuch in Waldshut, fiel die damalige Bundesfamilienministerin jedoch mit einem völlig anderen Kleidungsstil auf. Die damals 38-Jährige trug eine hüftlange karierte Jacke und einen langen Rock bis fast zu den Knöcheln.
„Für Frisur und Garderobe hätte sie durchaus ein paar Mark mehr anlegen können, ohne gleich arm zu werden. So aber kam sie bieder wie die Pastorentochter daher, die sie nun mal auch ist“, erinnerte sich der frühere Alb-Bote-Redaktionsleiter Werner Huff in einem Meinungsbeitrag von 2013 an Merkels Auftritt in der Kaiserstraße zwei Jahrzehnte zuvor.

Die damals auch für Jugend zuständige Ressortchefin wurde von ihrem Parteifreund Werner Dörflinger (1940-2021), damaliger Bundestagsabgeordneter aus Waldshut-Tiengen, zu einem kurzen Gespräch zu den Punkern gelotst, die damals zum Missfallen von Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern über Monate hinweg die Rathaustreppe belagerten.
Und während die auf Angela Merkel wartenden Damen des CDU-Empfangskomitees noch überlegten, ob Angela Merkel nun mit „Frau Minister“ oder „Frau Ministerin“ anzureden sei, waren die jungen Leute auf der Treppe nicht so förmlich. Merkel und Dörflinger wurden einfach geduzt, als sie sich die Klagen der Punker über mangelnde Unterstützung und einen fehlenden Jugendtreff anhörten.

2004: Protestierende Bauern empfangen CDU-Bundesvorsitzende
Elf Jahre später, Merkel war inzwischen CDU-Bundesvorsitzende, weilte die Politikerin erneut am Hochrhein. In einer Limousine wurde sie im April 2004 vor die Waldshuter Stadthalle gefahren, wo ein Pulk protestierender Landwirte sie erwartete. Mit großen Plakaten – darunter „Deutsches Land für deutsche Bauern“ – taten diese kund, wo ihnen der Schuh drückte: Die Ungerechtigkeiten, denen deutsche Landwirte entlang der Schweizer Grenze durch das sogenannte Freizügigkeitsabkommen ausgesetzt sind.
Ein Hilferuf, den die Bundespolitikerin anschließend in der voll besetzten Stadthalle nicht unbeantwortet ließ: Sie werde, was der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel in dieser Sache auf den Weg gebracht habe, nach Kräften unterstützen und mit Hilfe des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Dörflinger „das Unsere tun“. Zuvor hatte Dörflinger seine Fraktionschefin „in der Heimatstadt Max Mutzkes“ begrüßt.

2010: Rheinfelder Wasserkraftwerk begeistert die Physikerin
Ein Blitzbesuch führte Angela Merkel, inzwischen Bundeskanzlerin, Ende August 2010 in den Landkreis Lörrach. Gerade einmal 45 Minuten betrug das Zeitfenster für die Besichtigung der Baustelle für das neue Wasserkraftwerk in Rheinfelden.
Der damalige Lörracher CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster hatte zuvor gegenüber der Presse durchblicken lassen, dass Merkel sich als studierte Physikerin „fachlich äußerst intensiv“ habe informieren lassen. Ihre Begeisterung äußerte sie auch vor den aus ganz Deutschland angereisten Journalisten: „Chapeau“, lobte sie das Kraftwerk.
Das Unternehmen Energiedienst – Bauherr und Betreiber des Wasserkraftwerks – bezeichnete die bundespolitische Aufmerksamkeit für das 380-Millionen-Euro-Projekt als „Ritterschlag für die erneuerbaren Energien“.

2011: Atomproteste und eine alkoholische Torte
Um Energie im weitesten Sinne ging es auch bei Angela Merkels Besuch ein Jahr später in Waldshut. Am 16. März stattete die Kanzlerin der Stadthalle erneut einen Besuch ab, um die Landtagskandidatur ihres Parteikollegen Felix Schreiner zu unterstützen. Auf dem Vorplatz spielten sich ähnliche Szenen ab wie 2004. Statt protestierende Bauern empfingen Atomkraftgegner die Politikerin. Denn nur fünf Tage zuvor hatte sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima ereignet.

Die BUND-Jugend und der grüne Stadtrat Paul Albiez-Kaiser forderten bei ihrer Demo vor der Stadthalle das Abschalten der Atomkraftwerke. Im Saal gedachten Merkel und ihr Publikum der Opfer der Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan mit einer Schweigeminute.

„Wegen Überfüllung geschlossen“, hieß es vor der Stadthalle. 1400 Zuhörer saßen und standen dicht an dicht im Saal – in der Enge fielen zwei Frauen in Ohnmacht. Draußen warteten weitere 400 Menschen.
Als Gastgeschenk hatte die CDU eine Torte mit dem Wappen des Landkreises Waldshut für die in einen schwarzen Hosenanzug gekleidete Kanzlerin vorbereitet, die sich als Erste ins neue Goldene Buch der Stadt eintrug.

Da Angela Merkel das Geschenk bei ihrer Abreise nicht mitnehmen konnte, bat sie darum, die Marzipantorte, die aus der Backstube einer Waldshuter Konditorei stammte, an einen Kindergarten weiterzuleiten.
Die Geschichte hatte nur einen kleinen Wermutstropfen. In der Torte war Alkohol, wie der damalige Oberbürgermeister Martin Albers bei einem Telefonat mit dem Konditor in Erfahrung brachte. Damit war sie für Kinder natürlich ungeeignet.
Die Gurtweiler Kindergartenleiterin Ulrike Bernauer hatte jedoch sofort eine Lösung für das Problem parat. Für die Kinder gab es Schokolade. An der Torte konnten sich Eltern und Erzieherinnen gütlich tun.

2017: Merkel empfängt Bürgermeister in Berlin
Nicht nur am Hochrhein, sondern auch an ihrem Arbeitsort Berlin traf sich Angela Merkel im Laufe ihrer politischen Karriere immer wieder mit Politikern aus der Region. Im Jahr 2017 empfing sie Bürgermeister des Landkreises Waldshut und Landrat Martin Kistler, die gerade auf einer Studienreise weilten. In der Bundeshauptstadt blickten die Teilnehmer in der Schaltzentrale der Politik hinter die Kulissen.