Die aktuelle Lage in der Baubranche, allem voran die Kostenentwicklung bei Baumaterial und Energie sowie die gravierende Lieferengpässe, stellen immer häufiger Bauherren vor große Herausforderungen. Dass längst nicht nur private Häuslebauer in Schwierigkeiten geraten können, sondern auch öffentliche Vorhaben in extreme Schieflage geraten, zeigt nicht zuletzt das finanzielle Desaster rund um den Gesundheitscampus Bad Säckingen sehr eindrücklich.

Doch wenngleich im Fall des Campus‘ noch viele Fragen zur dramatischen Kostenentwicklung ungeklärt sind, bleibt die Frage: Welche Konsequenzen haben derartige Erfahrungen für Großprojekte, wie den gerade in Planung befindlichen Neubau des Zentralklinikums in Albbruck?

„Vergleich mit Gesundheitscampus verbietet sich“

Was mögliche Parallelen zwischen den Vorhaben Klinikneubau und Gesundheitscampus Bad Säckingen betrifft, fällt die Antwort aus dem Landratsamt überraschend kategorisch aus: Ein Vergleich „verbietet sich“, betont Landratsamt-Sprecherin Susanna Heim, „da in diesem Fall die Verantwortlichen bisher nicht sagen können, wie es zu der Kostensteigerung kommt“.

Zum Krankenhausneubau sei bislang lediglich zu sagen, „dass die noch nie dagewesene Preisentwicklung im Bausektor alle Beteiligten vor Herausforderungen stellt“.

Als Modell gibt es den Gesundheitspark in Albbruck bereits: An Planung und Bau des Zentralklinikums samt angeschlossener Einrichtungen ...
Als Modell gibt es den Gesundheitspark in Albbruck bereits: An Planung und Bau des Zentralklinikums samt angeschlossener Einrichtungen will der Landkreis nicht rütteln. | Bild: Baier, Markus

Es gebe allerdings keinen Anlass, an der grundsätzlichen Finanzierbarkeit zu zweifeln, „zumal dem Land als Fördergeber die Thematik bewusst ist, diese betrifft ja alle Krankenhaus-Bauvorhaben im Land“, ergänzt Susanna Heim.

Mit dem Sozialministerium gebe es einen regelmäßigem Austausch zu Förderthemen: „Uns wurde signalisiert, dass laufende Maßnahmen auch finalisiert werden können.“

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Derzeit keine Kostenberechnungen zum Klinikneubau erhältlich

Zugleich laviert die Kreisverwaltung aber um konkrete Antworten zu Baukosten oder der Preisentwicklung in Sachen Klinikneubau herum – unter Verweis auf das Partnering-Verfahren, das der Planung zugrunde liegt: „In der aktuellen Verhandlungsphase liegen noch keine Kostenberechnungen vor“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung lapidar.

Das bedeute nicht, dass im luftleeren Raum geplant werde, betont Heim auf Nachfrage: „Aus Wettbewerbsgründen hat die Verhandlungsphase nach dem Gesetz streng nicht-öffentlich zu erfolgen.“

Dennoch sei klar, dass die Folgen des Ukraine-Kriegs, gestiegene Energiekosten, Knappheit von Roh- und Baustoffen preisliche Auswirkungen haben werden. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren gingen Kalkulationen noch einer Preisspanne zwischen 250 und etwa 320 Millionen Euro für den Klinikbau aus.

„Renommierte Partner an unserer Seite“

Die Komplexität eines Krankenhausneubaus sei derweil enorm. „Ohne eine juristische und bautechnische Begleitung durch externe Fachleute – allerdings mit enger Einbindung auf Seiten des Bauherrn und Nutzers, also Landkreis und Klinikum – ist ein solches Projekt nicht durchführbar“, erklärt Heim.

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Der Landkreis sei überzeugt, renommierte und erfahrene Partner an seiner Seite zu haben, die regelmäßig auch in den zuständigen Gremien Rede und Antwort stehen müssten. „Mit unserer Projektorganisation und den Beteiligten haben wir Vorsorge getroffen, eine sowohl unter Qualitäts-, wie unter Kosten- und Zeitaspekten bestmögliche Realisierung hinzubekommen“, zeigt sich Heim überzeugt.

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Am Zeitplan soll nicht gerüttelt werden

„Ziel ist es, die Planungsphase für das neue Krankenhaus zu Beginn des neuen Jahres zu vergeben. Anlass von unserem Zeitplan abzuweichen gibt es bisher nicht“, stellt Susanna Heim klar. Auch gebe es keinen Anlass an der anvisierten Fertigstellung bis 2028 zu rütteln. „Die bisherigen Planungen laufen sehr gut, so dass wir von der Umsetzbarkeit – wie sie aufgegleist wurde – ausgehen“, so Heim.

Das gelte auch für den gesamten Gesundheitspark, der beim Krankenhaus angesiedelt werden soll. Es sei nicht vorgesehen gewesen, dass der Landkreis alle weiteren Bestandteile des Angebots im Alleingang bewerkstelligen sollte. „Im Rahmen eines Interessensbekundungsverfahrens stehen wir hier mit verschiedenen Interessenten in Kontakt.“

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Neubau bleibt unumstößliches Ziel

Dass angesichts der problematischen Entwicklungen der Rahmenbedingungen irgendwann eine rote Linie erreicht und das Projekt noch gestoppt oder auf die lange Bank geschoben werden könnte, schließt Susanna Heim aus – gerade aufgrund der Bedeutung des Vorhabens: „Der Neubau des Zentralklinikums ist das wichtigste Element im Rahmen der Neuausrichtung der stationären Gesundheitsversorgung im Landkreis Waldshut. Dieses Ziel wird umgesetzt. Vernünftige Alternativen dazu gibt es nicht. Es braucht diesen Neubau.“

Die Ertüchtigungen am Standort in Waldshut, inklusive der Errichtung des Anbaus Richtung Bundesstraße – all das seien Interimslösungen, die einzig dazu dienten, die Zeit bis zur Fertigstellung des Neubaus in Albbruck zu überbrücken.