Das Corona-Infektionsgeschehen entwickelt nach den Weihnachtsferien völlig unterschiedlich: Während die Inzidenzwerte in den Schweizer Grenzkantonen aktuell weiter sinken, steigt die Zahl der Infektionen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach wieder an.

Entwicklung der Inzidenz am Hochrhein Video: Obermeyer, Justus

Dass die Infektionszahlen nach den Feiertagen wieder zunehmen ist keine Überraschung. Das Robert-Koch-Institut geht nämlich davon aus, dass um den Jahreswechsel Corona-Fälle nur verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Einerseits gab es weiniger Tests, andererseits arbeiteten auch die Labore über die Feiertage mit weniger Personal, so dass einige Testergebnisse liegen blieben.

Bild 1: Corona-Statistik: Schweizer Grenzkantone melden Tiefststände, in den deutschen Landkreisen steigen die Zahlen wieder
Bild: Obermeyer, Justus

Durch nachträgliche Meldungen werden die Zahlen deshalb aller Voraussicht nach in den nächsten Tagen weiter steigen – möglicherweise wird dann sogar ein zu negatives Bild der Lage gezeichnet. Dennoch lohnt ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Woche, denn es kam zu einigen durchaus überraschenden Entwicklungen:

1. Der Kreis Waldshut überholt den „Hotspot Lörrach„

Der Kreis Lörrach gehörte über viele Wochen zu den am heftigsten betroffenen Landkreisen im Land. Schon vor dem „harten Lockdown“ galt hier deshalb eine nächtliche Ausgangssperre, weil der Inzidenzwert dauerhaft über 200 lag. Mit den Weihnachtsfeiertagen sanken die Zahlen überdurchschnittlich, zuletzt auf 116. Nun steigen die Zahlen zwar wieder an, allerdings liegt die Inzidenz (145) weiterhin auf dem Niveau des Landesschnitts (139). Schon deutlich über dem Landesschnitt liegt dagegen der Landkreis Waldshut mit einer Inzidenz von 177. Hier könnten tatsächlich nachträgliche Meldungen für einen starken Ausschlag nach oben verantwortlich sein: Innerhalb von nur fünf Tagen stieg der Wert um 70.

Bild 2: Corona-Statistik: Schweizer Grenzkantone melden Tiefststände, in den deutschen Landkreisen steigen die Zahlen wieder
Bild: Obermeyer, Justus

2. Schweizer Kantone nähern sich Deutschland an

Obwohl die Schweiz keinen harten Lockdown anordnete, gingen die amtlich registrierten Infektionszahlen hier ebenso stark zurück wie bei den nördlichen Nachbarn. Die Feiertage haben sich überall gleich stark ausgewirkt. Doch es gibt auch einen Unterschied: Der erneute Anstieg, den Lörrach und Waldshut nach dem Dreikönigstag feststellten, blieb in den Kantonen bislang aus. Der Kanton Schaffhausen – Mitte Dezember noch mit einer Inzidenzwert von 370 hart betroffen liegt mit 169 nun sogar unter dem Wert des Kreises Waldshut.

3. Im Aargau bleibt die Lage ernst

Auch wenn die Kurve zuletzt stark nach unten zeigt: Das Infektionsgeschehen im Kanton Aargau bleibt gefährlich hoch. Das aktuelle Zehn-Wochen-Tief liegt mit 264 noch immer auf dem Niveau des Rekord-Höchststandes, den der Kreis Lörrach Mitte Dezember erreicht hat.

4. Angespannte Lage auf den Intensivstationen

Sind die Infektionszahlen aus den genannten Gründen derzeit noch mit erhöhter Vorsicht zu betrachten, gilt dies nicht für die Patientenzahlen, denn Krankheitsverläufe halten sich nicht an Feiertage. Und hier zeichnet sich bislang leider noch keine Entspannung ab. Die Zhalen bleiben auf hohem Niveau stabil: Rund 150-Erkrankte aus dem Kreis Lörrach werden aktuell in Krankenhäusern behandelt, davon neun intensivmedizinisch. Im Kreis Waldshut stieg die Zahl der stationär behandelten Patienten zuletzt auf 33 an, davon liegen 3 auf der Intensivmedizin. Ein ähnliches Bild in den vier Grenzkantonen: Insgesamt müssen hier 55 Patienten intensivmedizinisch betreut werden, drei mehr als in der Vorwoche. Die Zahl der stationär behandelten Fälle ging dagegen innerhalb einer Woche um 32 zurück und liegt nun mit 376 auf dem niedrigsten Stand seit Anfang November. Es gibt hier also insgesamt weniger stationäre Fälle in den Spitälern, dafür aber deutlich mehr lebensbedrohliche Verläufe.

Bild 3: Corona-Statistik: Schweizer Grenzkantone melden Tiefststände, in den deutschen Landkreisen steigen die Zahlen wieder
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5. Basel sechs Tage ohne Corona-Todesfall

Auch bei den Todesfällen zeigt die Statistik zwei unterschiedliche Bilder: Während die Stadt Basel nun bereist seit sechs Tagen keinen Toten in Zusammenhang mit einer Covid-10-Erkrankung vermeldete, musste der Landkreis Waldshut seit vergangenem Dienstag insgesamt 19 Todesfälle melden – soviel wie noch nie zuvor innerhalb einer Woche. Insgesamt sind hier nun 115 Menschen an einer Sars-CoV2-Erkrankung verstorben. In Lörrach liegt die Gesamtzahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie bei 174, davon resultieren allein 17 aus den vergangenen sieben Tagen.

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