Einen Rückgang der Kriminalität verzeichnet die Polizei im Landkreis Lörrach. Im vergangenen Jahr ist dort die Zahl der Straftaten von 16.639 auf 14.384 gesunken, was einem Rückgang um 13,6 Prozent entspricht. Dies geht aus der Kriminalstatistik 2020 hervor, die der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling gemeinsam mit dem Leiter der Kriminalpolizeidirektion Freiburg, Arno Englen, bei einer Online-Medienkonferenz vorstellte.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg, zu dem die vier Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach und Waldshut sowie der Stadtkreis Freiburg zählen, ist dies prozentual gesehen der stärkste Rückgang. Die Aufklärungsquote ist im vergangenen Jahr mit 62,9 Prozent in etwa auf dem Niveau von 2019 (61 Prozent).
Gleichwohl bleibt der Landkreis Lörrach mit einer Häufigkeitszahl von 6288 Straftaten (inklusive Vergehen gegen das Ausländerrecht) das Sorgenkind des Polizeipräsidiums Freiburg. Die Häufigkeitszahl gibt die bekannt gewordenen Fälle pro 100.000 Einwohner an. Legt man diesen Wert zugrunde, ist der Landkreis Lörrach der am meisten durch Kriminalität belastete Landkreis innerhalb Baden-Württembergs. Nicht in diesen Vergleich wurden die neun Stadtkreise einbezogen.
Der Polizeipräsident hat für die hohe Kriminalitätsbelastung eine Erklärung: „Wir haben in Lörrach mit einer EU-Außengrenze und einer EU-Innengrenze eine besondere Situation.“ Zudem fließen in die Statistik des Landkreises auch Delikte ein, die von der Bundespolizei und vom Zoll bearbeitet werden.
Der Rückgang der Straftaten auf einen Zehn-Jahres-Tiefststand erfreue zwar die Ermittler. Aber „die hohe Kriminalitätsbelastung im Landkreis Lörrach stimmt uns nach wie vor nicht zufrieden, da gibt es nichts zu beschönigen“, räumte Franz Semling ein. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es uns im vergangenen Jahr erneut gelungen ist, die Zahl der Straftaten signifikant zu senken. Der von uns eingeschlagene Weg scheint richtig zu sein“, bilanzierte der Chef des Polizeipräsidiums. So werden seit einiger Zeit beispielsweise zehn zusätzliche Polizeibeamte im Dreiländereck eingesetzt.
„Die hohe Kriminalitätsbelastung im Landkreis Lörrach stimmt uns nach wie vor nicht zufrieden, da gibt es nichts zu beschönigen.“Franz Semling, Polizeipräsident Freiburg

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Kriminalstatistik aus. Die Polizei registrierte 2020 mit einem Rückgang von 8284 auf 6806 Straftaten (minus 17,8 Prozent) zwar deutlich weniger Delikte im öffentlichen Raum, jedoch mehr Anzeigen im Bereich der Partnerschaftsgewalt. Semling erklärte dies mit dem vermehrten Aufenthalt in den eigenen vier Wänden während des Lockdowns. Die Zahl der Delikte im Bereich häusliche Gewalt stieg im Kreis Lörrach um 77 auf 409 Fälle, was einer Zunahme von 23,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Arno Englen, Leiter der Kriminalpolizei, sieht nicht nur die Pandemie als Ursache für den großen Anstieg. Er geht zusätzlich davon aus, dass die Anzeigebereitschaft gestiegen sei. Eine genaue Erklärung gibt es jedoch noch nicht. „Wir müssen uns das noch näher anschauen“, sagte Polizeipräsident Semling, der von Fällen mit Mehrfachtätern und wechselseitiger Gewalt berichtete. Das Thema Partnerschaftsgewalt soll Schwerpunkt der Polizeiarbeit im laufenden Jahr sein.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat sich im Landkreis Lörrach im Vergleich zum Vorjahr auf 102 Fälle exakt halbiert. „Hier merkt man, was die Grenzschließungen und die Präventionsarbeit bewirkt haben“, freute sich Arno Englen. Zudem waren die Menschen während der Pandemie häufiger zu Hause.
Die Aufklärungsquote von 81,4 Prozent bezeichnete der Kripo-Chef als „herausragend“. In 58 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch, in fremde Wohnungen und Häuser einzubrechen. Abschließend sagte Polizeipräsident Semling: „Wir sind noch nicht zufrieden mit dem Kreis Lörrach, aber wir sind zufrieden mit dem eingeschlagenen Weg.“