Kaum ein Bereich ist für den Kurstatus der Stadt Bad Säckingen von derart existenzieller Bedeutung wie die Luftqualität. Und in der Vergangenheit hatte die Stadt immer wieder Schwierigkeiten, die Grenzwerte einzuhalten. Umso erfreulicher ist da die Nachricht, dass sich die Lage bei der Schadstoffbelastung zu entspannen scheint. Das hat verschiedene Gründe, wie Umweltreferent Ralf Däubler im Gespräch mit unserer Zeitung darstellt. Nicht zuletzt ist es aber einem breit angelegten Maßnahmenpaket zu verdanken.
Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße bleibt das große Problem
Geht es um Schadstoff-Emissionen, die sich negativ auf die Luftqualität auswirken, spielt die Verkehrsachse B34, über die täglich tausende Fahrzeuge rollen und auf der es in der Folge immer wieder zu erheblichen Staus kommt, sicherlich eine gewichtige Rolle.
Gleichsam ist die Bundesstraße aber auch die Stellschraube, an der die Stadt am wenigsten ansetzen kann: „Das ist natürlich ein Nadelöhr, aber auch ein Problem, bei dem wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, etwas zu tun“, sagt Däubler. Denn aufgrund der topografischen Lage gebe es keine sinnvollen Ausweichmöglichkeiten. Und eine Sperrung der Ortsdurchfahrt wäre ohnehin nicht vorstellbar, so Däubler.
Übrigens hat auch die Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten nur wenig an der Verkehrsbelastung geändert, sagt der Umweltreferent: „Natürlich fallen all jene weg, die im Homeoffice arbeiten. Aber andererseits sind viele Leute vom ÖPNV auf das Auto umgestiegen, um die Gefahr einer Ansteckung zu verringern.“ Folglich komme es in den Stoßzeiten noch immer zu Staus.
Schadstoffbelastung der Luft ist in der Region deutlich gesunken
Und dennoch hat sich die Gesamtsituation im Hinblick auf die Luftqualität in der Region nach Angaben von Landratsamt Waldshut und der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in den vergangenen zehn Jahren erheblich verbessert.
Dies wird nicht zuletzt daran deutlich, dass die einstmals fest installierten Messstationen in der Region, namentlich in Bad Säckingen und Murg, seit Jahren nicht mehr existieren, weil der Stickstoff-Dioxid-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft dauerhaft „sicher unterschritten wurde“, so LUBW-Sprecherin Tatjana Erkert.
Dies wurde bei einer sogenannten „verkehrsnahen Sondermessung“ von Januar bis März 2019 noch einmal bestätigt. Damals wurde an der temporären Teststation in Obersäckingen ein Wert von 33 Mikrogramm erreicht, so Erkert. Insgesamt also alles im Grünen Bereich.
Die Stadt Bad Säckingen ihrerseits muss gemäß den Vorschriften des Heilbäderverbandes alle zehn Jahre ein ordentliches Luftqualitätsgutachten vorlegen, um den Bad-Status zu wahren, wie Ralf Däubler darstellt. Dabei messe der Deutsche Wetterdienst ein Jahr lang an drei repräsentativen Standorten.
Zuletzt fand eine solche Messung 2015 statt. Damals wurden die Grenzwerte bei der Schadstoffbelastung deutlich unterschritten. Dies ist vor allem deswegen so erfreulich, weil 2005 die Grenzwerte nur hauchdünn eingehalten werden konnten.
Kommunale Klimaschutzmaßnahmen zeigen Erfolge
Zu erklären ist diese Entwicklung nach Däublers Einschätzung insbesondere dadurch, dass sich in der Stadt buchstäblich eine Menge bewegt hat – nicht zuletzt, weil Themen wie Klimaschutz, kommunale Energiewende und Energiepolitik seit Amtsantritt von Bürgermeister Alexander Guhl stärker in den Fokus gerückt sind.
Die Stadt habe folglich in der Zwischenzeit etliche Maßnahmen eingeleitet hatte, um die Lage vor Ort in eine bessere Richtung zu lenken. Hinzu kamen Unglücke wie Fukushima, oder Initiativen wie die „Fridays for Future“-Bewegung – alles Anlässe, die bewirkt hätten, dass sich die Erkenntnis, dass sich etwas verändern muss, auch in der breiten Öffentlichkeit durchgesetzt habe.
Die seitens der Stadt initiierten Maßnahmenpakete umfassen im Grunde alle Lebens- und Verwaltungsbereiche, und in den vergangenen Jahren wurden die Bemühungen sogar noch intensiviert: „Sichtbarstes Zeichen ist natürlich die Teilnahme am European Energy Award, der sämtliche Bereiche des kommunalen Handelns umfasst“, so Däubler.
Es gehe mit dem Quartierskonzept Altstadt und der damit verbundenen Erweiterung des Nahwärmenetzes, mit Angeboten wie dem Heizungscheck, der Förderung von ÖPNV, E-Mobilität und Radverkehr sehr deutlich in die Lebenswirklichkeit der Menschen. Und auch bei der Stadt- und Quartiersplanung spielt der Klimaschutz eine immer wichtigere Rolle.
„Natürlich ist noch immer ein weiter Weg zu gehen“, räumt Däubler ein. Aber anders gehe es eben auch nicht: „Wenn wir jetzt nichts tun, fällt uns das alles über Kurz oder Lang vor die Füße.“