Schon um 4 Uhr sind vereinzelt Schaulustige auf der nahegelegenen Fußgängerbrücke gestanden und beobachteten gespannt das Treiben. „Gestern Mittag haben Kinder sogar einen kleinen Stand betrieben und Limo verkauft“, berichtete Paul Tilch, Bauüberwacher bei der Deutschen Bahn, mit einem Lächeln im Gesicht.
Zwischen 4 und 6 Uhr in der Nacht auf Freitag hätte die neue Brücke über die Wutach bei Oberlauchringen eingehoben werden sollen. Doch auch mittags um 12 Uhr war es noch nicht soweit. Viele der gekommenen Zuschauer fragten immer wieder nach dem richtigen Zeitpunkt. Erst gegen 13.30 Uhr schwebte dann aber der Brückenüberbau tatsächlich an seinen zukünftigen Platz.

Schon bald ist die alte Brücke restlos passé
Von der alten Brücke waren schon seit dem 10. August nur noch zwei einzelne Stahlträger im Landschaftsbild zu sehen, die die Arbeiter als Kabelhilfsbrücke umfunktionierten, damit sie auch im Dunkeln mit ausreichend Licht versorgt wurden. Sobald jedoch die Leitungen in der neuen Brücke über der Wutach verlegt sind, sollen auch diese letzten Bauteile verschwinden. Dann erinnert kaum noch etwas die frühere Brücke.

Zwei Raupenkräne hoben die 350 Tonnen schwere Brücke auf die dafür vorgesehenen Widerlager. Sie wurden bereits Monate zuvor neben der alten Brücke gebaut, um sie dann während der Sperrung der Hochrheinstrecke direkt einzuschieben. „Ansonsten hätten 16 Tage niemals gereicht, um das hier alles fertig zu bekommen“, so Tilch.
Seit Juni waren die Arbeiter vor Ort außerdem mit der Vormontage der 56 Meter langen Brücke beschäftigt. 15 größere Teillieferungen waren dafür notwendig. „In den letzten Wochen war es eine logistische Herausforderung mit den ganzen Lastwagen.“

Rollen pünktlich wieder Züge?
Trotz der Verzögerungen während des Einhubs der neuen Brücke über die Wutach geht Carla Duffner, Projektleiterin bei der Deutschen Bahn, derzeit von einer pünktlichen Wiedereröffnung der Hochrheinstrecke zwischen Waldshut und Erzingen aus: „Wir hoffen, die Züge haben ab Montagnacht 4 Uhr wieder freie Bahn.“
Das sind die nächsten Schritte
Dann dürfen die Züge mit einer Geschwindigkeit bis zu 160 Kilometern pro Stunde über das neue Bauwerk fahren – auf diese Maximalgeschwindigkeit ist zumindest die Brücke ausgelegt. „Wobei die meisten Züge hier auf der Hochrheinbahn nicht mit solchen Geschwindigkeiten unterwegs sind“, so Duffner.
Der Brückenüberbau sitzt jedenfalls schon jetzt. Doch bis die Züge darüber fahren dürfen, steht noch einiges an Arbeit an. Im Gleisbett auf der Brücke sollen Schottermatten aus hartem Gummi den Stahl vor dem darauf liegenden Gestein schützen. Als Letztes kommen dann die eigentlichen Schienen. „Gleichzeitig dämpfen die Schottermatten den Schall“, erklärte Carla Duffner. Bei der alten Brücke seien die Schienen noch direkt auf dem Stahlüberbau angebracht gewesen.