Bei einem möglichen Aus für das Stühlinger Krankenhaus sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund die Gesundheitsversorgung in Gefahr. Bernhard Schaaf, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, sorgte sich gegenüber Landrat Martin Kistler um die Grund- und Notversorgung.
Während der Gewerkschafter klar Stellung bezieht, lehnte die Hausarztpraxis Peer Haarmann und Stefanie Kau ebenso eine Stellungnahme ab, wie die Leitung des Seniorenzentrums Wutöschingen. In anderen Fällen blieb eine Reaktion auf unsere Anfrage gänzlich aus.
Das sagen die Hausärzte in der Umgebung
Der Allgemeinmediziner Stefan Bastians (Klettgau), erklärt, dass er zu 70 Prozent mit dem Stühlinger Krankenhaus zusammenarbeitet. Das Loreto-Krankenhaus sei demnach sehr wichtig für den Praxisalltag. „Eine Schließung würde deutliche Einschränkungen der Versorgung älterer und chronisch Kranker Patienten bedeuten.“ Gerade in Corona-Zeiten habe man erkannt, wie wichtig diese Klinik ist, um größere Versorgungsengpässe zu vermeiden.
Die Allgemeinmedizinerin Stefanie Ruch (Wutöschingen) erklärt: „Es wäre sehr schade, wenn das Krankenhaus in Stühlingen schließen würde. Ich kenne das Haus seit 2006, als ich als Praktikantin während des Studiums dort war, später als Famulantin und ein Jahr als Assistenzärztin.“ Sie schätze die dort geleistete Versorgung sehr. „Fakt ist, dass für den Erhalt des Betriebes sicherlich investiert und zweite Station wieder in Betrieb genommen werden müsste.“
Das Loreto Krankenhaus spielt im Praxisalltag für sie eine große Rolle, einige Patienten bevorzugten dort einen stationären Aufenthalt, nutzen die chirurgische Ambulanz oder das gastroenterologische Angebot. „Die Patienten und ich schätzen die gute Erreichbarkeit und die gute Kommunikation mit dem Ärzteteam.“
Die Folgen einer Schließung seien absehbar: „Wahrscheinlich würde es länger dauern, Termine für gastroenterologischen Untersuchungen zu bekommen oder für die chirurgischen und orthopädische Fälle.“ Für möglich hält sie auch Engpässe im Hochrhein Klinikum Waldshut.
Ihre Wutöschinger Facharztkollegin Sandra Schuh, hält es für „extrem wichtig“, das Loreto-Krankenhaus zu erhalten. „Wir arbeiten sehr eng zusammen als Erweiterung der Basis- und Grundversorgung der Region.“ Der Nahtlose, unkomplizierter Zusammenarbeit würde erhebliche Defizite hinterlassen.
„Das Krankenhaus Stühlingen stellt die Erweiterung der hausärztlichen Versorgung in der Region dar. Durch die demographische Entwicklung ist das Krankenhaus Stühlingen gerade für die älteren und immobile Patienten, eine wichtige Unterstützung in der medizinischen Versorgung. Diese Menschen sind nicht in der Lage nach Singen, Waldshut oder Freiburg zu fahren.“ Auch für die Angehörigen sei diese Tatsache auch sehr wichtig. „Viele meiner Patienten sind mit dem Krankenhaus Stühlingen sehr zufrieden.“
Das sagen Verantwortliche in den Pflegeeinrichtungen
Für die Pflegeeinrichtung „In den Brunnenwiesen“ in Stühlingen erklärt der Leiter der Einrichtung, Marc Albicker: „Das Stühlinger Krankenhaus ermöglicht uns im Bedarfsfall eine wohnortnahe und schnelle Versorgung unserer Heimbewohner.“ Eine Schließung der Klinik bedeute für die Pflegeeinrichtung und die Heimbewohner eine erhebliche Verschlechterung der ärztlichen Versorgung inklusive längerer Wege und längerer Reaktionszeiten.

„Dies kann sich in Akutsituationen lebensbedrohlich auswirken. Für uns stellt sich die Frage, ob die gesamte Einrichtung geschlossen wird oder ein medizinisches Versorgungszentrum erhalten bleibt“, so Albicker weiter. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werde seine Einrichtung versuchen, die Entscheidung zu beeinflussen. „Das mindeste ist für uns der Erhalt des medizinischen Versorgungszentrums!“
Markus Blatter, Leiter des Pflegedienstes im St. Laurentius-Haus für Betreutes Wohnen und Pflegeheim, erklärt auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass in früheren Jahren das Loreto Krankenhaus öfter in Anspruch genommen wurde. „Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war dann so, dass das Leistungsangebot stark abgenommen hat.“
Der Notarzt entscheide letztlich, in welches Krankenhaus erkrankte Bewohner gebracht würden. Persönlich hält er eine wohnortnahe Versorgung von Patienten für positiv. „Dann kann man schnell mal einen Besuch machen“, sagt Blatter. Je weiter das Krankenhaus entfernt sei, desto umständlicher sei dies für Angehörige.
Für die Pflegeeinrichtung „Haus Apfelblüte“ in Klettgau-Erzingen, gibt die Pressesprecherin der Benevit-Gruppe, Betreiberin der Einrichtung, eine kurze Stellungnahme ab: In ungefähr 90 Prozent der Fälle werden Bewohner aus dem Haus Apfelblüte ins Klinikum Hochrhein nach Waldshut gebracht.
Das sagt der Ärztliche Kreisverein Waldshut
In einer Presseerklärung des Ärztlichen Kreisvereins Waldshut warnen die Mediziner vor den Folgen einer Schließung des Stühlinger Krankenhauses. Die Nachricht von dem drohenden Aus habe die Öffentlichkeit alarmiert, schreiben Christoph von Ascheraden und Johannes Zeller (Vorsitzende des Kreisvereins).
„Wir erinnern uns: Der gleiche Träger hat vor einigen Jahren die Hochrein-Klinik in Bad Säckingen zunächst aufgekauft und wenige Jahre später abgewickelt“, heißt es in der Erklärung. Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig eine wohnortnahe medizinische Versorgung sei.
Sie stellen die Frage, wo Patienten aus dem östlichen Kreisgebiet künftig versorgt werden sollen. „Kann das Klinikum Hochrhein in Waldshut die Versorgung alleine gewährleisten, nachdem das Kreiskrankenhaus in Bad Säckingen ebenfalls geschlossen wurde?“
Die Vertreter von rund 650 Ärzten im Landkreis stellen die Frage nach umsetzbaren Plänen, um die Versorgung der Patienten im östlichen Kreisgebiet anderweitig sicherzustellen. „Wir alle, ob ambulant oder stationär tätig, wären in unserer täglichen Arbeit von der Schließung betroffen“, heißt weiter.
Die Ärzte fürchten bei einer Schließung der Klinik weitreichende Folgen: eine Mehrbelastung in den Praxen und im Klinikum, längere Rettungswege, längere Wartezeiten auf präventive und therapeutische Versorgung. „Auch Krankenhäuser müssen wirtschaftlich planen und handeln. Sie sind aber kein normaler Wirtschaftsbetrieb, sondern dienen der Daseinsvorsorge und Gesundheit der Menschen“, betonen die Verfasser.
Vor Änderungen in der Krankenhauslandschaft müssten Alternativen entwickelt werden, die eine nahtlose Patientenversorgung sicherstellen. Dazu fordern die Kreisärzte die Krankenhausträger auf und sie erklären sich bereit, sich an diesem Prozess zu beteiligen.
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