231 Vorranggebiete für die Erstellung und den Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen sollen laut Planungskonzept des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee in den Landkreisen Lörrach, Waldshut und Konstanz ausgewiesen werden. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von 2076 Hektar, die zur Erzeugung von regenerativer Energie genutzt werden könnte. Aber was bedeutet das konkret für den Landkreis Waldshut? Und wie sieht die Zeitplanung für die Realisierung aus? Wir haben uns das genauer angeschaut

Wie viel Fläche soll in den Landkreisen jeweils genutzt werden?

Der Planungsauftrag sieht vor, dass der Verband 0,5 Prozent seiner Fläche für den Ausbau von Photovoltaikanlagen vehe, wie Waldshuts Landrat Martin Kistler in seiner Funktion als Vorsitzender des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee im Rahmen einer Mitteilung darstellt. Dem trage die Planungskonzeption Rechnung.

Insgesamt werde 0,76 Prozent der Verbandsfläche als Vorrangfläche für Photovoltaikanlagen vorgesehen. Davon sei allerdings ein Drittel bereits überplant, oder es seien sogar schon Projekte darauf realisiert, die nun erweitert werden.

Die 2076 Hektar verteilen sich auf die drei zum Regionalverband gehörenden Landkreise sehr ungleichmäßig. Lörrach geht mit 459,5 Hektar ins Rennen, Konstanz mit 834,5 Hektar. Der Kreis Waldshut schlägt 791 Hektar vor.

Wie groß sind die Flächen im Einzelnen?

„Im Durchschnitt sind die vorgeschlagenen Flächen drei bis zwölf Hektar groß“, stellt Regionalverbandsdirektor Sebastian Wilske im Gespräch mit unserer Zeitung dar. Der Verband und die Gemeinden hätten aber auf eine ausgewogene Verteilung der Fläche geachtet. Vorrangflächen gibt es in jeder Gemeinde.

Dafür eigne sich Photovoltaik auch wesentlich besser als etwa Windkraftanlagen, die stark von spezifischen Gegebenheiten abhängen, so Wilske. „Generell ist die Region aber relativ kleinteilig strukturiert, sodass es keine großen Solarparks geben wird, wie man sie aus anderen Teilen der Republik.“

Es gebe aber in der ganzen Rechnung auch deutliche Ausreißer nach unten und nach oben. So ist die kleinste Fläche gerade einmal 0,7 Hektar groß. Der größte Solarpark im ganzen Verbandsgebiet ist derweil auf Stühlinger Gemarkung bei Grimmelshofen vorgesehen – mit einer Fläche von 46,3 Hektar.

Die Top-Ten der größten Solarpark-Flächen im Landkreis Waldshut

1. Stühlingen-Grimmelshofen (46,3 Hektar)
2. Waldshut-Tiengen, südlich Ortsteil Aichen (vier Flächen mit insgesamt 43,8 Hektar)
3. Dettighofen (29,6 Hektar)
4. Wutöschingen, westlich Horheim (26,8 Hektar)
5. Wutach-Lembach (21,2 Hektar)
6. Waldshut-Tiengen, zwischen Schmitzingen und Gurtweil (21,0 Hektar)
7. Wutach, östlich des Ortsteils Lembach (20,6 Hektar)
8. Bonndorf, westlich Kernstadt (17,4 Hektar)
9. Waldshut-Tiengen, Ortsteil Oberalpfen (15,9 Hektar)
10. Rickenbach, zwischen Segelflugplatz und Ortsteil Rüttehof (14,3 Hektar)

Welche Flächen kommen in Betracht?

Konkret hätten die Planer vor allem Flächen ins Visier genommen, die entweder bereits für Solarstromerzeugung genutzt werden oder landwirtschaftlich keinen besonderen Wert hätten, weil sie beispielsweise schwer zu bewirtschaften seien, so Wilske.

„Bei den Vorranggebieten zielen wir auf klassische Freiflächensolarparks ab“, schildert Wilske. Die Flächen würden folglich zwar nicht versiegelt. Sie seien aber auch nicht anderweitig nutzbar: „In der Regel kommt ein Zaun drum, so dass sie nur für Betreiber der Anlagen zugänglich sind.“ Das sei ein Unterschied zu sogenannten Agri-Solaranlagen, bei denen die PV-Anlagen auf so hohen Gestellen angebracht ist, dass ein überbautes Feld auch noch landwirtschaftlich genutzt werden kann.

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Das hänge mit dem Flächenziel zusammen, das im Zuge der Energiewende für derartige Projekte vorgesehen sei: „Es dreht sich alles um die Frage, wie der Energiebedarf für das Jahr 2040 gedeckt werden kann“, sagt Wilske.

Wie steht es mit Widerständen?

Laut Martin Kistler gehe es vor allem darum, „einen ausgewogenen Energiemix“ zu schaffen, der eine nachhaltige Energiewende ermögliche. „Die wachsende Zahl an Freiflächen-Photovoltaik-Projekten in unserer Region zeigt, dass das Thema bei uns bereits sehr präsent ist.“

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Im Gegensatz zu Windkraftanlagen erzeugten die PV-Anlagen tatsächlich bei weitem nicht so viele Widerstände in der Bevölkerung, so Regionalverbandsdirektor Wilske: „Das hat vor allem mit den wesentlich geringeren Folgeerscheinungen der Photovoltaik zu tun.“ Weder optisch noch akustisch seien die Auswirkungen besonders groß. Ohnehin seien gesetzliche Vorgaben bezüglich Abständen der Freiland-Anlagen zu Wohnbebauung berücksichtigt worden.

Wie sehen die Perspektiven aus?

Bis Ende 2025 soll die Regionalplanung wirksam sein, so Wilske. Schon in der Mai-Sitzung des Verbandes werde voraussichtlich der Beschluss zur Anhörung gestartet. Nach Finalisierung der Unterlagen startet dann die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit, der Kommunen und vieler weiteren Behörden und Institutionen. Die Ergebnisse werden in die Planungen eingearbeitet. Auf etwaige Projekte habe dies aber keine Auswirkung. „Diese können schon jetzt starten.“

Martin Kistler zeigt sich derweil überzeugt, dass mit der vorgelegten „Planungskulisse“ nicht nur die Landesvorgaben erfüllt, sondern auch Projektträgern gute Perspektiven geboten werden. „Die Vorranggebiete für Freiflächen-Photovoltaik sind ein guter Indikator für Projektierende, in denen eine Planung aufgrund des regionweiten Suchlaufs durch den Regionalplan sehr aussichtsreich ist.“

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