Corona, Borkenkäfer, Zecken und jetzt auch noch die Geflügelpest: Die Kette der Plagen reißt nicht ab. Nachdem die Veterinärämter der Landkreise Lörrach und Waldshut in mehreren Geflügel-Kleinbeständen Fälle der Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, feststellten, richteten die jeweiligen Landratsämter Sperrbezirke um die betroffenen Geflügelhaltungen herum ein.

Diese Hinweise sind derzeit an vielen Orten zu sehen.
Diese Hinweise sind derzeit an vielen Orten zu sehen. | Bild: Peter Schütz

In diesen Bereichen gelten seit Anfang April 2021 zahlreiche Einschränkungen, unter anderem eine Stallpflicht.

Michaela Berthold-Sieber und ihre Enkelin Marlene aus Hogschür in der Gemeinde Herrischried hegen und pflegen zwar nur ein Dutzend Hühner für den privaten Zweck, halten diese jedoch wie gefordert quasi „unter Verschluss“. Das heißt: Freigänge sind nicht erlaubt, nur für den Fototermin dürfen zwei Hühner kurz auf die Arme genommen werden.

„Ich finde die Maßnahmen nicht überzogen, denn das Virus ist hochansteckend und absolut tödlich für die Tiere“: Michaela ...
„Ich finde die Maßnahmen nicht überzogen, denn das Virus ist hochansteckend und absolut tödlich für die Tiere“: Michaela Berthold-Sieber, rechts, im Bild mit ihrer Enkelin Marlene Sieber. | Bild: Peter Schütz

„Ich finde die Maßnahmen nicht überzogen“, erklärt Michaela Berthold-Sieber, „denn das Virus ist hochansteckend und absolut tödlich für die Tiere“. Sie weiß: Wenn ein Tier das Virus hat, wird der ganze Bestand infiziert und muss getötet werden. Deshalb achtet sie darauf, dass kein Wildvogel, der das Virus in ein Gehege hineintragen und weiterverbreiten kann, mit ihren Hühnern in Kontakt kommt – was am besten mit einer Überdachung des Futterplatzes funktioniert.

„Wichtig ist, dass nichts von oben hereinfliegen kann“, sagt sie. Dass ihre Hühner auf engem Raum auf unbestimmte Zeit leben müssen, scheint diesen nichts anzuhaben. „Sie fügen sich keine Verletzungen zu“, berichtet Michaela Berthold-Sieber.

Was sie festgestellt hat: In der Corona-Krise haben sich mehr Privatpersonen Hühner angeschafft. Es dürfte jedoch nicht allen bekannt sein, dass sie ihre Tiere, unabhängig von der Anzahl, anzumelden haben. Dazu erklärt Mai-Kim Lâm, Pressestelle des Landratsamtes Lörrach: „Eine Anmeldung ist bereits ab einem Huhn notwendig, auch für Private. Diese erfolgt beim Veterinäramt, Abteilung Tiergesundheit.“ Dafür gibt es einen entsprechenden landeseinheitlichen Tierhalterantrag auf der Homepage des Landkreises (www.loerrach-landkreis.de/de/Service-Verwaltung/Fachbereiche/Veterinaerwesen-Lebensmittelueberwachung/Formulare-Antraege).

Wie ist die aktuelle Situation im Kreis Waldshut? Das Landratsamt gibt Antworten

Hildegard und Erhard Kammerer haben derzeit ganz andere Sorgen. Denn in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb in Niederhof in der Gemeinde Murg leben rund 6000 Legehennen in Bodenhaltung, teilweise mit Kaltscharrraum außerhalb des Stalls. Sie befinden sich nach Altersgruppen in drei Ställen. Wildvögel können nicht eindringen, auch nicht in den Außenbereich, denn dieser ist komplett mit Dach und Draht verschlossen. „Bis dato haben wir mit der Vogelgrippe wenig zu tun gehabt“, erklärt Erhard Kammerer, „wir waren einmal Beobachtungsbezirk, jetzt sind wir zum ersten Mal Sperrbezirk“.

Wir versuchen uns generell zu schützen, so dass nichts in die Ställe gelangt“: Erhard und Hildegard Kammerer am Kaltscharrraum ...
Wir versuchen uns generell zu schützen, so dass nichts in die Ställe gelangt“: Erhard und Hildegard Kammerer am Kaltscharrraum außerhalb eines Stalls. | Bild: Peter Schütz

Sperrbezirk, wie fast der ganze Landstrich zwischen Alb und Wehra. Bei den Verbrauchern besteht deshalb Unsicherheit, hat er festgestellt. Dabei setzt die Familie Kammerer auf Transparenz und Einhaltung der Hygienevorschriften. Ein Beispiel: Vor Betreten eines Hühnerstalls müssen die Schuhe auf einer Infektionsmatte am Eingang gereinigt werden. „Wir versuchen uns generell zu schützen, so dass nichts in die Ställe gelangt“, berichtet Erhard Kammerer. „Sicherheit hat Vorrang“, stellt er klar, „deshalb gibt es keinen Freilauf, obwohl wir die Möglichkeit hätten“.

Kammerer hat großen Respekt vor der Vogelgrippe. „Das Virus verbreitet sich rasend schnell“, weiß er, „in zwei bis drei Tagen ist alles vorbei“. Obwohl ihre Hennen vorschriftsmäßig mehrfach geimpft sind – ein Mittel gegen das Vogelgrippe-Virus gibt es nicht. Bislang hat die Familie Kammerer wegen der Geflügelpest keine wirtschaftlichen Einbußen erlitten. Die Eier müssen zurzeit ausschließlich in Kleinverpackungen verkauft werden. Sonst gilt: „Eine Abgabe von losen Eiern oder ab Hof ist aufgrund der Vorgaben der Geflügelpestverordnung nicht möglich“, teilt das Landratsamt Waldshut mit.

Erhard Kammerer auf einer Infektionsmatte am Eingang eines Hühnerstalls.
Erhard Kammerer auf einer Infektionsmatte am Eingang eines Hühnerstalls. | Bild: Peter Schütz

Die Hühner der Familie Kammerer legen pro Tag rund 5000 Eier. Die Vermarktung übernimmt die Familie Kammerer größtenteils über den Hofladen. Zu ihrem Hygienekonzept gehört auch die regelmäßige Prüfung von verschiedenen Stellen, etwa vom Geflügelgesundheitsdienst Freiburg, das dem Veterinäramt untersteht.

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren