So etwas wie in dieser Silvesternacht hat Beat Suter in 13 Jahren nicht erlebt. Solange besitzt der 55-Jährige seinen Tiergnadenhof in Igelschlatt in der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf bereits.
„Das ist Krieg gewesen, was die da abgelassen haben. Es wurde geböllert, dass die Scheiben wackelten“, beschreibt er eindrücklich das Feuerwerk, das direkt neben seinem Hof gezündet worden sei. Auch heute ist hier und da noch eine ausgebrannte Rakete auf seinem Grundstück zu finden.
Sieben tote Tiere am nächsten Morgen
Das Tragische an dem 45-minütigen Feuerwerk: Aus Panik seien in Folge ein Nandu, zwei Hühner, eine Taube, zwei Wellensittiche und ein Reisfink gestorben. „Ich habe Tiere noch nie so schreien gehört“, sagt Suter. „Das tut noch immer im Herzen weh.“
Von Stieren über Kühe, Pferde, Nandus, Stachelschweine, Lamas, Hühner, Tauben bis hin zu Hunden leben, quietschen und flattern alle möglichen Tierarten auf Suters Gnadenhof. Und jedes der Lebewesen hat seine eigene Geschichte. Otto beispielsweise habe Suter vor dem Schlachthof gerettet.
Im Gespräch wird deutlich: Tiere sind Beat Suters Berufung. Eigentlich arbeitet der gebürtige Schweizer als Humanpräparator an einem Institut der Anatomie, Pathologie und Rechtsmedizin. Seine Freizeit und den gesamten Verdienst stecke der 55-Jährige aber in den Gnadenhof, um den Tieren eine zweite Chance zu geben.
Weil seine Tiere in der Silvesternacht aus Panik gegen Zäune und Hütten gerannt und geflogen seien, habe Beat Suter jetzt alle Hände voll zu tun. Er müsse den verursachten Schaden wieder richten. Dafür habe er extra eine Woche Urlaub genommen.
Er habe zwar in der Nacht noch versucht, die Tiere zu beruhigen, doch sei er im Dunkeln machtlos gewesen. „Ich konnte im Endeffekt nichts anderes machen als zusehen“, so der 55-Jährige. „Die Nandus haben einen Tag lang nichts gefressen. Ich musste erst wieder mit den Tieren arbeiten und ihr Vertrauen zurückgewinnen.“

Das sagt die Polizei zum Vorfall
Eine Anzeige bei der Polizei wäre zwar möglich gewesen, doch ist es an sich nicht verboten, in der Silvesternacht Feuerwerk zu zünden. Das weiß auch Polizeisprecher Mathias Albicker, der bestätigt:“ Es gab einen Anruf in der Neujahrsnacht. Es war die Rede vom Ausbüchsen mehrerer Tiere aufgrund eines Feuerwerks.“
Von einer Anzeige inklusive Prüfung durch die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat Beat Suter nach Angaben der Polizei aber abgesehen. „Es bräuchte Hinweise, dass die Tat vorsätzlich ausgeführt wurde“, so Albicker. Suter ernüchtert: „Es stünde wahrscheinlich Aussage gegen Aussage.“

Tierärzte Anfang Jahr gefragt
Dass es zum Tod von Tieren in der Silvesternacht kommt, ist selten. Verletzungen hingegen gebe es öfter. Friderike Einzmann, Tierärztin in der Tierklinik Partners in Wehr: „Pferde sind Fluchttiere. Es kommt schon mal vor, dass sie in Panik wegen des Feuerwerks mit dem Kopf gegen die Wand rennen oder ausrutschen.“
Sie habe in diesem Jahr am 1. Januar so einige Patienten behandelt. „Gerade herzkranke Tiere sind gefährdet. Stress kann umbringen“, sagt sie deutlich. Wenn es in der Silvesternacht kracht, rennen viele Pferde in Panik zu sterben im Stall hin und her.
Weniger verletzte Kleintiere
„Bei Kleintieren gibt es zu Neujahr weniger Verletzungen. „Ich schätze Katzen die draußen unterwegs sind, verkriechen sich, bis es wieder sicher ist“, erklärt Einzmanns Kollegin, Silvia Ühlin, Tiermedizinische Fachangestellte.
„Drinnen sind sie ja meistens gut durch ihre Halter gesichert. Trotzdem kann man sein Tier natürlich auf Silvester vorbereiten und beispielsweise zu Hause eine Höhle schaffen, in der sich die Katze verstecken kann.“ Hunde bräuchten hingegen vor allem Zuneigung und ein selbstsicheres Herrchen.