Als Anfang Juli das endgültige Aus für das Zentrum für Autismus-Kompetenz Südbaden (ZAKS) in Bad Säckingen zum 31. August bekannt wurde, war dies ein Schock für die Menschen mit Autismus und deren Angehörige. In den Landkreisen Waldshut und Lörrach drohte 140 Klienten und 60 weiteren Betroffenen auf einer Warteliste das Ende der wichtigen Therapieangebote.

Am 2. September wird die therapeutische Arbeit nahtlos fortgesetzt

Nach intensiven Verhandlungen in den letzten Wochen haben sich nun die Landkreise Waldshut und Lörrach mit der Pro Juve Caritas Jugendhilfe Hochrhein auf eine nahtlose Fortsetzung der Therapieangebote ab dem 2. September geeinigt. Allen Klienten solle damit eine reibungslose Fortsetzung der bisherigen Betreuung ermöglicht werden, erklärte Landrat Martin Kistler am Donnerstag in einem Pressegespräch im Landratsamt Waldshut.

„Es war ein Husarenritt, mit dem wir die Situation gemeinsam gerettet haben“, betonte Kistler – bereits im Vorfeld der Verhandlungen hatte er mit Nachdruck erklärt, dass es in jedem Falle eine Lösung geben werde. „Die ganz große Lösung für Südbaden ist uns nicht gelungen, doch die Landkreise Waldshut und Lörrach haben eine Anschlusslösung in sensationeller Zeit erreicht“, führte er weiter aus.

Sie stellten das neue Modell für Autismus-Therapien in den Landkreisen Waldshut und Lörrach vor (von links): die Vorsitzende der ...
Sie stellten das neue Modell für Autismus-Therapien in den Landkreisen Waldshut und Lörrach vor (von links): die Vorsitzende der Elterninitiative Autismus Hochrhein Monika Grimmecke, die Sozialdezernentin des Landkreises Lörrach Elke Zimmermann-Fiscella, der Landrat des Kreises Waldshut Martin Kistler, sowie der Geschäftsführer der Caritas Hochrhein Martin Riegraf und Axel Albicker, Sozialdezernent des Landkreises Waldshut. | Bild: Alexander Jaser

Mit dem neuen Partner Pro Juve verbinde die beiden Landkreise ein sehr großes Vertrauen – „wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können“, ergänzte Kistler. Erhalten bleibe vorerst der bisherige Therapiestandort in Bad Säckingen, um den Klienten das gewohnte Umfeld bieten zu können.

„Wir haben vielleicht sogar eine bessere Lösung gefunden, als bisher“, erklärte Landrat Martin Kistler.
„Wir haben vielleicht sogar eine bessere Lösung gefunden, als bisher“, erklärte Landrat Martin Kistler. | Bild: Alexander Jaser

„Mit dem neuen Partner Pro Juve erreichen wir auch eine effizientere Organisationsstruktur und eine erhöhte Wirtschaftlichkeit, sodass dieses Angebot für die Betroffenen vielleicht sogar noch besser ist als das bisherige. Wir haben fachlich, inhaltlich und bezüglich der Therapiekosten eine gute Lösung gefunden“, so Kistler.

Die Caritas Hochrhein verbinde mit den Landkreisen Lörrach und Waldshut ein enges Vertrauen, erklärte Caritas-Geschäftsführer Martin ...
Die Caritas Hochrhein verbinde mit den Landkreisen Lörrach und Waldshut ein enges Vertrauen, erklärte Caritas-Geschäftsführer Martin Riegraf. | Bild: Alexander Jaser

Eine positive Einschätzung, die auch Martin Riegraf, Geschäftsführer der Caritas Hochrhein teilt: „Ich bin sehr erleichtert darüber, dass es auf jeden Fall weiter geht und dass wir Sicherheit für die Betroffenen geschaffen haben. Wir sind jetzt an einem Point of no return.“ Es sei auch gelungen, die meisten der bisherigen Therapeuten des ZAKS in Bad Säckingen für den Neuanfang zu gewinnen. Den Wunsch der Betroffenen nach einer Dezentralisierung der Angebote über Bad Säckingen hinaus greife Pro Juve auf: „Hier werden wir für die Zukunft prüfen, ob dies gegebenenfalls mit weiteren Therapieanbietern möglich ist.“

Die genauen Kosten müssen noch ermittelt und die Entgeltsätze festgeslegt werden

Zunächst gelte es in einer Übergangsfrist aufgrund der Insolvenz des ZAKS die finanzielle Situation genau zu prüfen, anschließend würden weitere Gespräche mit Mitarbeitern und den Jugendämtern der Landkreise Waldshut und Lörrach geführt. Auf der Grundlage einer abschließenden Leistungsbeschreibung durch die Caritas Hochrhein sei dann eine exakte Kostenermittlung zur Festlegung der Entgeltsätze für die Therapien möglich.

„Über die Finanzierung müssen wir uns mit den Landkreisen Waldshut und Lörrach noch einigen, doch wir übernehmen gerne die Herausforderung, das bisherige Therapieangebot in eine neue regionale Struktur zu überführen. Sicherlich bringt jede Veränderung auch Probleme mit sich, doch sie birgt auch große Chancen“, so Riegraf weiter.

Die Autismus-Therapien werden auch weiterhin in den vertrauten Räumen des einstigen Zentrums für Autismus-Kompetenz Südbaden in Bad ...
Die Autismus-Therapien werden auch weiterhin in den vertrauten Räumen des einstigen Zentrums für Autismus-Kompetenz Südbaden in Bad Säckingen stattfinden. | Bild: Alexander Jaser

Da kein einfacher Betriebsübergang vom bisherigen Therapieanbieter ZAKS auf Pro Juve erfolge, „starten wir ganz neu durch, zehn Arbeitsverträge liegen schon zur Unterschrift bereit – und vor allem können sich die Landratsämter und die Caritas Hochrhein aufeinander verlassen. Uns verbinden kurze Drähte und kurze Wege, sonst wäre diese Lösung nicht zustande gekommen – beide Seiten haben hier vom Inhalt her gedacht“, ergänzt er.

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Weitere Therapieanbieter sind möglich

Über die gefundene Lösung erleichtert zeigte sich auch Elke Zimmermann-Fiscella, Sozialdezernentin im Landratsamt Lörrach. „Es ist großartig, wie diese Einigung zustande kam. Es war uns sehr wichtig, dass keiner der Betroffenen unversorgt bleibt und wir wollen auch im Landkreis Lörrach ein nachhaltiges Angebot schaffen. Deshalb sind wir noch mit weiteren Therapieanbietern im Gespräch.“ Eine Option, die auch von Caritas-Geschäftsführer Riegraf unterstützt wird.

„Es war uns sehr wichtig, dass keiner der Betroffenen unversorgt bleibt“, betonte Elke Zimmermann-Fiscella, Sozialdezernentin im ...
„Es war uns sehr wichtig, dass keiner der Betroffenen unversorgt bleibt“, betonte Elke Zimmermann-Fiscella, Sozialdezernentin im Landratsamt Lörrach. | Bild: Alexander Jaser

Sowohl Landrat Martin Kistler als auch Zimmermann-Fiscella betonten weiter, dass allen Klienten, für die kein Therapieangebot möglich sei, ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen werde. „Wer doch nicht versorgt werden kann, aus welchen Gründen auch immer, für den soll es Brücken- und Einzellösungen geben“, so Kistler. Darüber hinaus gelte die gefundene Lösung auch für die erwachsenen Autismus-Klienten in den Landkreisen.

Die große Erleichterung über die gefundene Lösung zur Fortsetzung der Autismus-Therapien brachte die Vorsitzende der Elterninitiative ...
Die große Erleichterung über die gefundene Lösung zur Fortsetzung der Autismus-Therapien brachte die Vorsitzende der Elterninitiative Autismus Hochrhein, Monika Grimmecke, zum Ausdruck. | Bild: Alexander Jaser

Eine positive Rückmeldung kam von Monika Grimmecke, Vorsitzende der Elterninitiative Autismus Hochrhein: „Wir standen erst unter Schock, jetzt sind wir angenehm überrascht und überglücklich.“

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