Deutschlandweit haben die Corona-Krise und deie damit einhergehenden Lockdowns dazu geführt, dass immer mehr Frauen zu Hause Gewalt durch ihren Partner erfahren haben. Auch in der Beratungsstelle Courage in Lauchringen, die an den Verein Frauen- und Kinderschutzhaus angegliedert ist, verzeichnen die Mitarbeiter einen deutlich höheren Anstieg an Anrufen.

Marlies Sonntag, Geschäftsführerin des Frauen- und Kinderschutzhauses: „Es rufen deutlich mehr Frauen an, weil sie zu Hause sexuelle und häusliche Gewalt erfahren. Allerdings ist die Zahl der Frauen, die Schutz im Frauenschutzhaus suchen, nicht gestiegen.“
Das sagt die Polizei
Bei der Polizei sind laut Pressesprecher Mathias Albicker im Landkreis Waldshut im Vergleichszeitraum November bis April 2020/21 zu November bis April 2019/20 sogar weniger Fälle wegen häuslicher Gewalt registriert worden. Im Zeitraum November bis April 2019/20 gab es insgesamt 101 Fälle wegen häuslicher Gewalt im Landkreis Waldshut. Im aktuellen Vergleichszeitraum liegen offiziell zwar noch keine exakten Zahlen vor, Albicker spricht aber von einer deutlichen Tendenz von weit über zehn Prozent nach unten. Woran das liegt, kann der Pressesprecher nur vermuten: „Bei häuslicher Gewalt kann es ein großes Dunkelfeld geben. Deshalb muss sich unsere Statistik auch nicht mit der des Frauenhauses decken.“
Hier gibt es Hilfe und Unterstützung für Frauen und Familien
Mehr Anrufe wegen häuslicher Gewalt, aber keine höhe Nachfrage in Frauenhaus
Die Diskrepanz wischen der höheren Zahl der Anrufer und der gleich gebliebenen Nachfrage nach einem Platz im Frauenhaus erklärt Marlies Sonntag so: „Zunächst hört sich das merkwürdig an, aber wir vermuten, dass es daran liegt, dass durch den Lockdown auch mehr Männer von zu Hause aus arbeiten. So haben sie die Frauen noch mehr unter Kontrolle, sodass sie kaum einen Moment unbeobachtet sind.“ Marlies Sonntag weiter: „Zudem haben die Frauen Angst, sich im Frauenschutzhaus, das ja auch eine Gemeinschaftsunterkunft ist, mit dem Corona-Virus zu infizieren. Deshalb nehmen sie das Risiko in Kauf, bei ihrem Partner zu bleiben, oft auch, um die Kinder vor einer möglichen Infektion zu schützen.“
Strikte Hygiene-Regeln im Frauenhaus
Doch glücklicherweise sei es bisher zu keinen Infektionen im Kinder- und Frauenschutzhaus gekommen. Um das Infektionsrisiko im Frauen- und Kinderschutzhaus möglichst gering zu halten, habe es Fördermittel gegeben. „Neben Masken und Desinfektionsmitteln haben wir ein spezielles Quarantänezimmer eingerichtet mit einer eigenen Kochgelegenheit. Falls sich eine Frau oder ein Kind infiziert, können wir sie so isolieren und die anderen Bewohner vor einer Ansteckung schützen.“
Dass es bisher zu keiner Corona-Infektion gekommen sei, liegt laut Sonntag auch daran, dass „wir sehr vorsichtig sind und auch zwei Mal die Woche Schnelltests durchführen. Und auch in der Beratung achten wir darauf, Kontakte zu minimieren und mehr Online-Beratungen anzubieten.“